Die Verbrechensaufklärung im Schwarzwald erfordert viel gutes Essen und ausgewählte Weine, zumindest wenn es nach Autor Thomas Erle geht. Lothar Kaltenbach genießt und ermittelt wieder.

Ein Weinhändler auf Mörderjagd
© Gmeiner Verlag

Die Verbrechensaufklärung im Schwarzwald erfordert viel gutes Essen und ausgewählte Weine, zumindest wenn es nach Autor Thomas Erle geht.

Krimis mit viel Lokalkolorit erfreuen sich großer Beliebtheit. Es gibt kaum mehr eine Region in Deutschland, die nicht als Schauplatz für Mord und Totschlag herhalten muss. Der 65-jährige Autor Thomas Erle entführt mit seinem Schwarzwald-Krimi ins sonnige Breisgau. "Hochburg" ist bereits der vierte Roman um den Weinhändler Lothar Kaltenbach, der hellhörig wird, wenn in seiner Stadt ein Verbrechen geschieht.

Diesmal kommt es zu einem tragischen Zwischenfall im Emmendinger Ortsteil Maleck, in dem auch Kaltenbauch wohnt: Der Kirchmattbauer stirbt bei einem Unfall mit seinem Traktor. Wurde das Fahrzeug etwa manipuliert? Kaltenbach beschleicht da so ein Verdacht. Es war kein Geheimnis, dass sich der Kirchmattbauer als Gegner des Großbauprojekts "Emmendingen 3000" ausgesprochen hatte und sein Land partout nicht verkaufen wollte.

Millionär gegen Wutbürger

Ein Millionär plant, einen Golfplatz sowie Hotel- und weitere Freizeitanlagen unterhalb der Hochburg, einer alten Ruine, zu bauen. Das Vorhaben würde das Stadtbild entscheidend verändern und vor allem das verschlafene Maleck zu einem Anziehungspunkt für Touristen machen.

Der Kirchmattbauer ist noch nicht einmal unter der Erde, als plötzlich sein ganzer Hof in Flammen steht. Seine Tochter kommt schwer verletzt ins Krankenhaus. Spätestens jetzt fühlt sich Kaltenbach bestätigt: Etwas ist oberfaul! Neugierig beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Malecks Ortsvorsteher und ein befreundeter Journalist versorgen ihn mit wichtigen Informationen zu "Emmendingen 3000" und den Besitzverhältnissen in Maleck.

Ein geheimnisvoller Fund im Wohnhaus des Kirchmattbauern, das von den Flammen halbwegs verschont wurde, stellt Kaltenbach allerdings vor ein großes Rätsel: Steckt hinter den Vorfällen etwa ein altes Familiendrama, das bis in die Nachkriegszeit zurückführt?

Liebeserklärung an Emmendingen

Thomas Erle versteht es bestens, seinen Protagonisten und seine Leser fast bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen. Nach und nach kommt Kaltenbach zwar zu neuen Erkenntnissen und kann wichtige Zusammenhänge kombinieren. Doch der Täter wird erst sehr spät offenbart und war vorab kaum zu erahnen, weil er nur am Rande auftaucht. Die Auflösung wirkt daher so ein bisschen wie aus dem Hut gezaubert.

Im Mittelpunkt des Romans stehen aber ohnehin die idyllischen und tatsächlich existierenden Ortschaften, Ausflugsziele und Schauplätze, die Erle sehr ausschmückend beschreibt. Die Verbundenheit des in Emmendingen lebenden Autors zu seiner Heimatregion lässt sich aus jeder Zeile herauslesen.

Liebevoll und nie zu überspitzt gezeichnete Nebenfiguren wie die beleibte Erna Kölblin, die Kaltenbach täglich im Laden über den neuesten Klatsch auf dem Laufenden hält, machen den Charme der Reihe aus. Sie wirken vermutlich so authentisch, weil sich Erle gerne von Personen aus dem echten Leben inspirieren lässt: So beruht die Figur des Fritz Schätzle auf dem tatsächlichen Ortsvorsteher von Maleck, Felix Schöchlin.

Ein erfrischend normaler Krimi-Held

Als besonders detailverliebt erweist sich Erle, wenn es um Kulinarisches geht: Kaltenbach ist auf gefühlt jeder zweiten Seite dabei, etwas Leckeres zu essen oder zu trinken. Das nimmt durchaus überhand, macht aber auch den Alltag des Weinhändlers greifbar. Endlich ermittelt mal kein kauziger Kommissar mit Ecken und Kanten, sondern ein erstaunlich bodenständiger "Normalo".

Dieser träumt von einem zweiten Geschäft mit Bio-Weinen und Käsespezialitäten sowie einer gemeinsamen Zukunft mit Künstlerin Luise. Selten ist ein Krimi-Titelheld so nahbar und taugt so gut zur Identifikationsfigur wie Kaltenbach. Zu ihm würden wahrlich keine allzu spektakulären Fälle mit reichlich Blut, Action und hanebüchenen Wendungen passen.

"Hochburg" ist wie schon die Fälle davor so spannend und unterhaltsam geworden, gerade weil sich alles noch im Bereich des Plausiblen abspielt. Die Geschichte funktioniert auch prima unabhängig von den ersten drei Büchern. Quereinsteiger, die Feuer für den Schwarzwald-Krimi fangen, wollen Verpasstes aber sicher zeitnah nachholen. Wann ein weiterer Fall mit Kaltenbach erscheint, steht aktuell noch nicht fest.

"Hochburg: Ein Schwarzwald-Krimi" von Thomas Erle ist im September 2017 im Gmeiner Verlag erschienen.

Mehr Infos zum Autor: www.thomas-erle.de

Angebote bei amazon.de:

3839221102383921748238392159273839213940

  • Rezension zu: Thomas Erle: Hochburg – Ein Schwarzwald-Krimi
  • Redaktionswertung:


Kommentar schreiben

Senden

Weitere Buchchecks