Ein abgelegenes Anwesen in Cornwall birgt dunkle Familiengeheimnisse, die eine Braut in spe mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontieren. Die britische Autorin Eve Chase driftet mit ihrem Roman „Black Rabbit Hall“ in allzu seichte Gefilde ab. Mehr...

Black Rabbit Hall: Familiendramen und Pilcher-Idylle
© Blanvalet Verlag

Ein abgelegenes Anwesen in Cornwall birgt dunkle Familiengeheimnisse, die erst nach Jahrzehnten vollends ans Licht kommen.

In ihrem aktuellen Roman entführt die britische Autorin Eve Chase ihre Leserschaft gemeinsam mit ihren beiden Protagonistinnen auf eine Reise in die Vergangenheit. Im Zentrum des Geschehens steht das idyllische, aber in die Jahre gekommene Urlaubsdomizil der wohlhabenden Familie Alton, genannt „Black Rabbit Hall“.

Ende der 1960er verbringt die junge Amber Alton, die Chase in der Ich-Form erzählen lässt, gemeinsam mit ihren Eltern und ihren drei Geschwistern nahezu jede Ferien in dem Anwesen in Cornwall. Das Mädchen, ihr Zwillingsbruder Toby und die beiden jüngeren Geschwister Barney und Kitty erleben die Aufenthalte als unbeschwerte, glückliche Zeit.

Aus dem Leben gerissen

Doch in einer stürmischen Nacht kommt es zu einem schrecklichen Unfall, der die Familie völlig aus der Bahn wirft. Der Schicksalsschlag erweist sich allerdings nur als Startschuss für weitere Tragödien im Hause der Altons, die Ambers Leben anders verlaufen lassen als geplant.

In einem zweiten Erzählstrang, der über 30 Jahre später spielt, widmet sich Eve Chase aus auktorialer Erzählperspektive der Geschichte von Lehrerin Lorna. Diese sucht gemeinsam mit ihrem Verlobten Jon nach einem geeigneten Austragungsort für die anstehende Hochzeit. Dunkel erinnert sie sich an ein herrschaftliches Haus, das sie als Kind mit ihrer kürzlich verstorbenen Mutter besucht hat.

Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um Black Rabbit Hall. Während Lorna bei einer Besichtigung fasziniert von dem magischen Ort ist, kann sich Jon so gar nicht für das renovierungsbedürftige Gebäude begeistern. Es kommt sogar zum Streit zwischen dem Paar.

Schließlich macht sich die Braut in spe noch einmal allein auf, um mehr über das Anwesen herauszufinden. Der Besuch bei der alten, exzentrischen Dame des Hauses und ihrer verschüchterten Haushälterin wird für Lorna zu einer emotionalen Achterbahnfahrt.

Buntes Seifenoper-Treiben

Früh lässt sich erahnen, wie die beiden abwechselnd erzählten Geschichten von Amber und Lorna zusammenhängen könnten. Erst nach und nach erschließen sich alle Einzelheiten. Allerdings geht Chase wenig subtil vor und deutet vieles früh an. Oder sie nutzt Lornas Nachforschungen, um wichtige Ereignisse im 60er-Handlungsstrang konkret vorwegzunehmen. Damit erzeugt sie eine gewisse Spannung, da man schon weiß, was passiert - nur nicht wie und wann genau.

Solch ein Erzählkniff fehlt zunächst noch zu Beginn des Romans. Die Geschichten kommen nur schleppend in Fahrt. Chase beschreibt ihre titelgebende Kulisse sehr ausgiebig, tritt dabei aber auf der Stelle. Idylle kann eben schnell langweilig werden. Erst als diese zunehmend zerbricht, gewinnt vor allem die Handlung um Amber an Tempo. Die Dramen um die Familie Alton könnten einem soapigen TV-Drama entnommen sein: Egal ob böse Stiefmutter, eine verbotene Liebe oder ungewollte Schwangerschaften - Chase bedient bekannte Klischees.

Amazon Unlimited Music Anzeige

Vielleicht wäre das Ganze weniger seicht ausgefallen, hätte sie ihren Figuren genauso viel Leben mit Details eingehaucht wie Black Rabbit Hall. Durch die Ich-Perspektive taugt am ehesten noch Amber als Identifikationsfigur, die bedingt Einblick in ihre Gefühlswelt gewährt. Lorna, die eigentlich als Aufhänger des Romans fungiert, bleibt dagegen recht facettenarm. Gleiches gilt für durchaus interessante Nebencharaktere, die Chase als oberflächlich gezeichnete Spielfiguren lediglich Konflikte heraufbeschwören lässt.

Kitschiges Finale inklusive

Diese konsequente Eindimensionalität setzt die Autorin aber wohl ganz bewusst ein, um eben doch nicht zu früh zu viel verraten zu müssen. Reichlich spät legt sie eine falsche Fährte aus. So kann sie zum Showdown noch eine mehr oder weniger überraschende Wendung aus dem Hut zaubern. Damit das wackelige Handlungskonstrukt halbwegs funktioniert, bemüht sie diverse unglaubwürdige Zufälle.

Das emotionale, aber durch und durch kitschige Ende verleiht dem Roman schließlich einen noch stärkeren Seifenoper-Charakter. Fans von Autorinnen wie Kate Morton, Nora Roberts und Rosamunde Pilcher dürften auf ihre Kosten kommen.

„Black Rabbit Hall“ ist am 29. Februar 2016 im Blanvalet Verlag erschienen.

Angebote auf amazon.de

37645056053837133591B0196U7LAGB018XLB092

  • Rezension zu: Eve Chase: Black Rabbit Hall
  • Redaktionswertung:

Kommentar schreiben

Senden

Weitere Buchchecks