Der italienische Musiksoftware-Hersteller IK Multimedia hat seine Sample-Workstation rundum überarbeitet: Lohnt sich die Investition von knapp 500 Euro in das neue SampleTank 4 Max? Wie klingen die enthaltenen virtuellen Instrumente und um welche Funktionen wurde das Programm erweitert? Mehr...

Virtuelle Instrumente und Effekte en masse: SampleTank 4 Max im Test
© IK Multimedia

Der italienische Musiksoftware-Hersteller IK Multimedia hat seine Sample-Workstation rundum überarbeitet: Lohnt sich die Investition in das neue SampleTank 4 Max?

Erst im vergangenen Oktober hat hitchecker.de den Sample-Player SampleTank 3 als preisgünstige Instrumenten-Lösung fürs Heimstudio vorgestellt. Die für PC und Mac erhältliche Software hatte zwar damals schon einige Jahre auf dem Buckel. Aufgrund seines großen und grundsoliden Sound-Archivs empfahl sich das Programm aus dem Hause IK Multimedia aber noch immer für Hobbyproduzenten.

Nun gibt es eine ganz neue Version: Die Entwickler haben jahrelang an SampleTank 4 gebastelt und die selbsternannte „Sound & Groove Workstation“ um viele Funktionen erweitert. Neben der abgespeckten SE-Variante (150 Euro) und der regulären Ausgabe (300 Euro) ist auch eine 500 Euro teure Max-Edition erhältlich, die hitchecker.de zum Testen vorlag.

» Mehr Infos zum hitchecker.de Test-System

Zeitaufwendige Installation der Sounds

SampleTank 4 Max kommt mit massig neuen und sehr hochwertigen virtuellen Instrumenten, Effekten und Loops daher. Diese eignen sich für nahezu alle Genres. Die akustischen Instrumente klingen sehr authentisch. Im elektronischen Bereich trumpft der Sample-Player mit deutlich moderneren Klängen als bislang auf. Insgesamt sind über 8.000 Instrumente an Bord. Alle Sample-Datenbänke kommen auf über 260 GB Speicherbedarf.

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Für den Download dieser Datenmenge von der Website des Herstellers heißt es selbst bei schneller Internetverbindung: Geduld aufbringen! Ein jüngstes Update schafft zumindest Erleichterung: Es besteht nun die Möglichkeit, mehrere Sound-Ordner auf einmal herunterzuladen. Zuvor mussten fast 100 Einzel-Downloads manuell gestartet werden. Doch es bleibt ein zeitintensiver Vorgang: Die ganzen Files liegen zunächst in komprimierter Form vor. Bevor es mit der Installation losgehen kann, müssen sämtliche Ordner entpackt werden.

Zwei lange Nachmittage Zeit sind daher einzuplanen, bis die Software mit sämtlichen Datenbänken aufgespielt ist. Praktisch: Das Programm und die Sounds müssen nicht zwangsläufig auf derselben Festplatte Platz finden. Die virtuellen Instrumente können sogar auf einen externen Speicher ausgelagert werden. Für möglichst schnelle Übertragungszeiten wäre dafür eine SSD optimal.

Programmoberfläche komplett neu gestaltet

IK Multimedia hat aber generell die Ladezeiten der Sounds und den Instrumenten-Browser innerhalb der Software verbessert. So stehen auch sehr umfassende Instrumente mit viel Sample-Daten im Hintergrund schnell bereit. Vor dem letzten Update wurden einige der Instrumente fehlerhaft installiert und konnten nicht geladen werden. Dieses Problem scheint nun behoben.

Allerdings kommt es immer mal wieder zu Programmabstürzen beim Ladeprozess. Der Fehler steht wohl in Verbindung mit bestimmten Sound-Datenbänken, weil er nur sporadisch auftritt. Ansonsten läuft SampleTank 4 sehr stabil und flüssig, auch als VST-Plugin innerhalb einer DAW. Beim hitchecker.de Test kam Samplitude Pro X3 zum Einsatz. Im Heimstudio dürfte die Software vor allem innerhalb einer solchen Musikproduktions-Software genutzt werden.

SampleTank funktioniert aber natürlich auch wie gehabt als Stand-alone-Anwendung. Mit der neu gestalten Oberfläche bietet die Workstation deutlich mehr Komfort und eine bessere Übersicht als in der Vorgängerversion. Das ist schon allein der Skalierbarkeit des Programmfensters zu verdanken: Endlich kann dieses groß gezogen werden. Das macht Sinn, denn viele Funktionen sind komplexer geworden und erfordern genaueres Hinsehen. Kreative Soundtüftler erwarten Einstellungsmöglichkeiten bis ins kleinste Detail.

Bearbeitungsmöglichkeiten bis ins Detail

Bereits der Instrumenten-Browser überrascht mit einer Vielzahl an Filter- und Suchmöglichkeiten. Eine Sortierung und Auswahl von Instrumenten und Loops nach Datenbank, Kategorie, Genre, Stil oder Stimmung hilft bei der Recherche nach einem passenden Sound. Gerade angesichts des riesigen Archivs kann dies wertvolle Zeit sparen. Wer alle Instrumente einmal kurz ausprobieren will, verbringt bestimmt Tage damit, sich durch alle Datenbänke zu arbeiten.

Noch mehr kann man sich darin verlieren, die vorgegebenen Sounds über den umfangreichen Edit-Bereich zu bearbeiten. Durch das Herumspielen mit Filtern, LFOs, Hüllkurven und Effekten entstehen im Nu ganz neue, individuelle Sounds, die sich als gesonderte Instrumente abspeichern lassen.

Wie schon in SampleTank 3 ist es möglich, 16 sogenannte „Parts“ mit unterschiedlichen Instrumenten zu belegen und beliebigen Midi-Kanälen zuzuordnen. Ein Set aus Parts wird inklusive aller Bearbeitungen und Effekte als „Multi“ gesichert. Für Live-Zwecke können diese als Vorlagen für Songs organisiert werden. So stehen die Instrumente schnell und übersichtlich bei einem Auftritt zur Verfügung. Ebenfalls als sehr nützlich für den Live-Einsatz entpuppt sich die neue „Layer“-Ansicht in SampleTank 4: Tastaturbereiche des Controllers lassen sich hier nach Belieben mit unterschiedlichen Instrumenten und Loops belegen.

Grooves, Gitarrenakkorde und Effekte

Im „Player“-Bereich helfen unterschiedliche Tools dabei, rhythmische Grooves (Arpeggiator) und dynamische Melodieverläufe (Phraser) zu erstellen. Die Software serviert dafür unzählige Presets und Vorlagen. Gerade im Falle der „Arpeggiator“-Funktion macht es jedoch unglaublich viel Spaß, mit den Einstellungen zu experimentieren. Oft aus Zufall entstehen hier richtig spannende Strukturen für Bass- und Synthie-Linien. Diese inspirieren als Ausgangsideen für neue Songs.

Über den „Strummer“-Player verwirklicht man dagegen realistische Gitarren-Akkorde, die zum Spielen einfach Einzeltasten des Controllers zugewiesen werden. Für Drum-Loops steht der „Loop Manager“ zur Verfügung, um etwa Anpassungen in Sachen Geschwindigkeit und „Pitch“ durchzuführen.

Zu den Highlights von SampleTank 4 zählen ohne Frage 13 neue Effekte aus den preisgekrönten Sammlungen AmpliTube und T-RackS von IK Multimedia. Damit stellt die Software nun insgesamt 70 professionelle Effekte zur Wahl. Bis zu fünf sind auf jeden „Part“ und auf den Master-Bus anwendbar.

Die Effekteinstellungen können übrigens auch direkt über den übersichtlich gestalteten Sample-Tank-Mixer aufgerufen werden. So entfällt der Wechsel des Programmbereichs, um die Sounds noch einmal im direkten Vergleich feinzujustieren.

Aufgeräumt und intuitiv zu bedienen

Gerade was die Benutzerfreundlichkeit angeht, hat IK Multimedia nicht nur an dieser Stelle gute Arbeit geleistet. SampleTank 4 präsentiert sich trotz des deutlich erweiterten Funktionsumfangs noch immer sehr strukturiert und aufgeräumt. Die Software ist zumindest für alle, die schon erste Erfahrungen mit gängiger Software zur Musikproduktion gesammelt haben, intuitiv zu bedienen.

Unklare Details klären sich durchs direkte Ausprobieren oder über die PDF-Dokumentation. Diese liegt wie das Programm allerdings nur in einer englischsprachigen Version vor. Ausführliche Video-Tutorials wie einst für SampleTank 3 werden wohl erst nach und nach folgen. Die anfänglich erwähnten Probleme beim Laden einiger Instrumente dürften wohl mit einem der nächsten Programm-Updates beseitigt werden.

Fazit: Breit aufgestellt im Heimstudio

SampleTank 4 Max stattet ein Heimstudio mit einem umfassenden und für ambitionierte Hobbyproduzenten mehr als ausreichenden Pool an Instrumenten und Effekten aus. Durch den erweiterten Funktionsumfang und sämtliche Verbesserungen im Vergleich zu SampleTank 3 ist die Software nun auch wieder für den professionellen Bereich interessant. Der Preis bleibt dabei nahezu unschlagbar, vor allem mit Blick auf den Umfang von Instrumenten-Bundles anderer Anbieter.

Die Investition lohnt sich vor allem für Produzenten, die in verschiedenen Genres produzieren wollen. Mit SampleTank 4 Max sind sie breit aufgestellt und finden die richtigen Sounds für Pop-, EDM-, R'nB'-, Soul- und Hip-Hop-Tracks oder auch für Filmmusik mit orchestralen Akzenten. Bei Bedarf sind weitere virtuelle Instrumente des Herstellers erhältlich.

Mehr Infos zu SampleTank 4: www.ikmultimedia.com/products/st4/

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  • Rezension zu: IK Multimedia SampleTank 4
  • Redaktionswertung:

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