Sebastian Fitzek hat sich für seinen neuen Thriller „AchtNacht“ vom US-Horrorfilm „The Purge“ inspirieren lassen. Herausgekommen ist eine haarsträubende Geschichte mit brisanter Thematik, die voller platter Stereotype steckt. Mehr...

AchtNacht: Haarsträubender Thriller von Sebastian Fitzek
© Knaur Taschenbuch Verlag, FinePic / Helmut Henkensiefken

Sebastian Fitzek hat sich für seinen neuen Thriller „AchtNacht“ vom US-Horrorfilm „The Purge“ inspirieren lassen. Herausgekommen ist eine haarsträubende Geschichte voller Stereotype.

Was ist die dumme breite Masse bereit zu glauben, wenn es um eine Menge Geld geht? Und die viel wichtigere Frage: Was ist sie bereit zu tun? Bestseller-Autor Sebastain Fitzek greift in seinem neuen Thriller „AchtNacht“ hochbrisante Themen auf. Es geht um einen gefährlichen Internet-Hype, der nicht zuletzt dank gezielt gestreuter Fake News und Halbwahrheiten funktioniert.

Eine Website ruft die deutsche Bevölkerung zu einer Art Todeslotterie auf. Jeder kann gegen eine kleine Teilnahmegebühr eine verhasste Person nominieren. In der sogenannten „AchtNacht“ am 8.8. eines jeden Jahres wird aus den Vorschlägen ein Name ausgelost. Die gezogene Person gilt in dieser Nacht als vogelfreier Todeskandidat. Der Mord an diesem bleibt straffrei und wird angeblich mit zehn Millionen Euro belohnt.

„The Purge“-Szenario im Berlin der Gegenwart

Die Prämisse von Fitzeks Roman erinnert nicht zufällig an den Horrorfilm „The Purge“ aus dem Jahre 2013. Der US-Streifen diente dem 45-jährigen Berliner tatsächlich als offizielle Inspirationsquelle. Doch seine Geschichte spielt nicht in naher Zukunft und auch nicht im fernen Amerika, sondern im Berlin der Gegenwart. Das düstere Szenario, das er zeichnet, scheint so noch greifbarer und bedrohlicher.

Selbst wenn die Idee nicht ganz neu ist, klingt die Ausgangsbasis von „AchtNacht“ grundsolide. Man könnte meinen, ein routinierter Schreiberling wie Fitzek könnte daraus etwas basteln. Auf jeden Fall versteht er es, sofort in medias res zu gehen und den Leser direkt in die Geschichte zu ziehen.

Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten und lesen sich flott. Wie in einer dicht erzählten Daily Soap hangeln sich diese von einem spannenden Moment zum nächsten. Wie gut, dass es im Buch zu keinen Werbeunterbrechungen dazwischen kommt! Andere Gemeinsamkeiten teilt „AchtNacht“ allerdings mit der seichten TV-Unterhaltung: Die eindimensionalen Figuren und ihre Probleme könnten glatt den Drehbüchern von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ entsprungen sein.

Charaktere wie aus einer Seifenoper

Das fängt schon mit dem Protagonisten an: Benjamin Rühmann serviert Fitzek als klassischen Verlierer - ein gescheiterter Musiker mit Alkoholproblem, der sich die Schuld am Schicksal seiner Tochter Jule gibt. Vor vier Jahren verursachte Ben einen Autounfall, der dieser die Beine kostetet. Das Drama brachte schließlich auch seine Ehe zum Scheitern.

Natürlich hängt sein Herz trotzdem noch immer an seiner Ex, mit der er ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Eine komplizierte Beziehung verbindet ihn dagegen mit seinem Vater. Der pensionierte Polizist macht Ben immer wieder Vorwürfe. Auch als Jule einen vermeintlichen Selbstmordversuch begeht und im künstlichen Koma liegt, gibt er Ben die Schuld. Doch dieser glaubt nicht daran, dass sich die ehrgeizige Studentin wirklich das Leben nehmen wollte.

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Als Ben Nachforschungen anstellt, gerät er plötzlich mitten in die ihm bis dahin unbekannte „AchtNacht“-Hetzjagd. Er wird gemeinsam mit der Studentin Arezu Herzsprung für das perfide Katz- und Mausspiel nominiert. Nicht nur ein mörderischer Mob will ihm nun an den Kragen. Er wird auch zur Marionette zweier skrupelloser Trittbrettfahrer, die aus dem Online-Spektakel Profit schlagen wollen. Sie setzen Ben unter Druck und schicken ihn von einem Albtraum in den nächsten.

Opfer der modernen Technik

Fitzek macht Ben und auch viele der anderen Figuren im Roman zum Opfer der modernen Technik. Durch Smartphone und Videoüberwachung können sich diese nicht verstecken, sind überall aufspürbar und somit angreifbar. Die digitalen Informationen und zum Teil bewusst manipulierten Clips verbreiten sich in Windeseile im Netz. Damit sind sie für die Öffentlichkeit, sprich für alle „AchtNacht“-Jäger einsehbar.  

Die spannende Thematik nutzt Fitzek im Grunde nur als aktuellen Aufhänger für eine altbekannte und leider sehr hanebüchen inszenierte „Auf der Flucht“-Story. Gerade die Auflösung, wer nun hinter der Todeslotterie steckt, enttäuscht mit einer wirklich haarsträubenden und platten Erklärung. Hier macht es sich Fitzek viel zu einfach und trübt den durchaus packenden Mittelteil. Die ganze Geschichte verliert an Glaubwürdigkeit.

Ohne all die abgedroschenen Klischees und mit mehr Mut zur Subtilität hätte „AchtNacht“ ein toller Thriller werden können. Sollte dieser je verfilmt werden, wird das Ergebnis vielleicht eine Action-Seifenoper bei RTL. hitchecker.de nominiert Tom Beck und Lena Meyer-Landrut für die Hauptrollen als Ben und Arezu.

„AchtNacht“ von Sebastian Fitzek ist am 14. März 2017 im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen.

Mehr Infos zum Autor: www.sebastianfitzek.de

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  • Rezension zu: Sebastian Fitzek: AchtNacht
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