Das Kind ist aus dem Haus und dann? Mit dieser Frage beschäftigt sich die schwedische Bestseller-Autorin Katarina Bivald in ihrem zweiten Roman „Highway To Heaven“.
Das Kind ist aus dem Haus und dann? Mit dieser Frage beschäftigt sich die schwedische Bestseller-Autorin Katarina Bivald in ihrem zweiten Roman „Highway To Heaven“.
Ihre Protagonistin Anette, eine alleinerziehende Mutter, fällt in ein tiefes Loch und weiß nichts mehr mit sich anzufangen. Der Grund: Ihre 18-jährige Tochter Emma hat sie in einem verschlafenen, schwedischen Kaff zurückgelassen, um in der Stadt zu studieren.
Damit fällt von einem Tag auf den anderen Anettes Lebensmittelpunkt weg. Ihr langweiliger Job als Angestellte im örtlichen Supermarkt kann die große Lücke auch nicht füllen. Die schwierige Beziehung zu ihrer eigenen, an Demenz erkrankten Mutter frustet die gerade mal 38-Jährige zusätzlich.
Ihr besten Freundinnen Nesrin und Pia raten Anette dazu, sich ein Hobby zu suchen und vielleicht auch der Liebe noch einmal eine Chance zu geben. Schließlich erinnert sie sich an ihre Ziele und Träume aus Jugendtagen zurück und wagt es tatsächlich, diese in die Tat umzusetzen.
Und siehe da: Bei den Motorrad-Fahrstunden lernt sie sogleich einen charmanten jungen Mann kennen. Noch besser: Sie gerät durch ihren plötzlichen Lebenswandel zum Dorfgespräch und wird kurzerhand in die Projektgruppe berufen, die das alljährige Stadtfest aufpeppen soll.
Die vielen Veränderungen helfen Anette dabei, selbstbewusster zu werden und nicht zuletzt zu sich selbst zu finden. Dazu gehört auch der Schritt, sich wieder ihrer Mutter anzunähern und alten Seelenballast endgültig hinter sich zu lassen.
Natürlich legt Katarina Bivald ihrer Hauptfigur hier und da noch ein paar Steine in den Weg. Doch die kleinen Rückschläge Anettes bringen kaum Spannung in die mit knapp 500 Seiten viel zu sehr in die Länge gezogene Geschichte. Der heitere Ton der Autorin lässt von Anfang an erahnen, welch weitgehend positiven Verlauf diese nehmen wird.
So beschäftigt sich „Highway To Heaven“ zwar mit alltäglichen Situationen, Problemen und Sehnsüchten, welche die als Zielgruppe angepeilten Leserinnen sicher gut nachvollziehen können. Besonders realistisch geht das Buch dabei allerdings nicht vor.
Bivald hangelt sich von einer skurrilen Situation zur nächsten, bedient viele Klischees und lässt den Zufall Schicksal spielen, damit am Ende alle losen Fäden zusammenlaufen. Ihre Protagonistin bleibt zudem ein recht eindimensionaler und sehr naiver Charakter – trotz der gegebenen Entwicklung.
Anette wirkt insgesamt nicht wie eine Enddreißigerin, sondern deutlich älter. Man stellt sie sich gerade zu Beginn mehr als etwas biedere Hausfrau um die 50 vor. Mit einer solchen wären die weiteren Geschehnisse vermutlich sogar amüsanter und ein Stück weit authentischer ausgefallen.
Richtig Geschwindigkeit will die Fahrt auf dem „Highway To Heaven“ bis zum Schluss nicht aufnehmen. Ganz im Gegenteil: Nach einem bereits sehr gemächlichen Start gerät der Roman mehr und mehr zur zähen Angelegenheit, weil einfach viel zu wenig passiert.
Im Falle einer Verfilmung wäre ein Sendeplatz am Sonntagabend im ZDF wohl die beste Wahl, um ein passendes Publikum für solch seichte Unterhaltung zu erreichen.
„Highway To Heaven“ von Katarina Bivald ist im Dezember 2017 im btb Verlag als Taschenbuch erschienen.
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