Auf dem Debüt gilt es, sich auszuprobieren. Am Nachfolge-Album beißen sich viele Künstler dann die Zähne aus: Jetzt müssen sie eine Richtung einschlagen und sich gar beweisen, wenn gleich der Erstling ein großer Erfolg war. Das britische Trio lässt sich nicht stressen und experimentiert einfach weiter. Mehr...

Neues Album von Years & Years: Beliebige Beats, besondere Balladen
© Universal Music

Auf ihrem zweiten Werk "Palo Santo" bleiben Years & Years experimentierfreudig, aber auch unentschlossen.

Auf dem Debüt gilt es, sich auszuprobieren. Am Nachfolge-Album beißen sich viele Künstler dann die Zähne aus: Jetzt müssen sie eine Richtung einschlagen, sich festlegen und sich gar beweisen, wenn gleich der Erstling ein großer Erfolg war. So wie bei Years & Years: Dem britischen Elektro-Pop-Trio um Frontmann Olly Alexander gelang mit den Hits "King" und "Shine" der internationale Durchbruch. Das dazugehörige Album "Communion" verkaufte sich weltweit über eine Million Mal.

Drei Jahre später legt die Londoner Band mit "Palo Santo" nach und stellt klar: Auf Nummer sicher will sie nicht gehen. Die beat- und bassorientierte, bereits vorab veröffentlichte erste Single "Sanctify" kopiert nicht die bewährten Hits, sondern gibt sich verspielt und besitzt maximal einen subtilen Ohrwurm-Charakter. Entsprechend blieb ein neuer Charts-Triumph aus. Die aktuelle Auskopplung "If You're Over Me" schlägt sich da mit ihrer griffigen Synthie-Hookline deutlich besser. In Großbritannien kletterte sie bereits auf Platz 4 der Hitliste.

Refrains wollen nicht zünden

Doch beide Titel wollen den neuen Longplayer nicht so recht auf den Punkt bringen. Das Herzstück von "Palo Santo" stellen zwischen all den tanzbaren Stücken ausgerechnet die zwei Elektro-Balladen "Hypnotised" und "Lucky Escape" dar. Hier darf Olly mit seiner geschmeidigen Falsettstimme besonders glänzen. Ein Großteil des neuen Songmaterials will dem sicherlich polarisierenden, aber ausdrucksstarken Organ des 27-Jährigen nicht gerecht werden:

Dance-Tracks wie "Hallelujah", "All For You" oder "Don't Panic" rauschen vorbei, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Den vielversprechenden ersten Strophen folgen dabei immer wieder Refrains, die nicht so recht zünden wollen. Am interessantesten bleibt der Spaß der Formation, mit typischen 80er- und 90er-Sounds zu jonglieren. Besonders "Up In Flames" und "Howl" klingen ziemlich retro. Bei "Karma" und "Preacher" verbinden Years & Years dagegen moderne EDM-Klänge mit R'n'B-Elementen. Dabei erinnern sie an The Weeknd.

Solokarriere nicht ausgeschlossen

Auf die angesagte Latin-Welle springen Olly und seine Kollegen Mikey Goldsworthy und Emre Türkmen mit dem sommerlich-clubtauglichen "Rendezvous" auf. Damit stehen auch die Charts-Chancen wieder richtig gut. Ansonsten ist "Palo Santo" ein eher untypisches zweites Album geworden: Years & Years wirken gar unentschlossener als auf "Communion". Es fehlt der rote Faden oder zumindest eine Tendenz, wohin die Reise geht.

Vermutlich aber in Richtung Solokarriere: Das deuten allein die Lyrics an, die vorwiegend das Liebes- und Gefühlsleben Alexanders thematisieren. Ein reduziertes Soul- oder R'n'B-Album ohne all die elektronischen Spielereien würde sich für seine Stimme besonders anbieten.

Mehr Infos zur Band: www.yearsandyears.com

Veröffentlichung: 06.07.2018 (Universal Music / Polydor)

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  • Rezension zu: Years & Years: Palo Santo
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