Droht jetzt etwa eine neue Welle lärmender Teenie-Bands à la Tokio Hotel, Killerpilze und Co? Dieser bei vielen sicher Panik auslösende Gedanke drängt sich beim Anhören der Debütscheibe von Warum Lila auf. Mehr...
Warum Lila? Vielleicht weil's die Jugend mag. Das erwachsene Publikum wird mit den Newcomern dagegen weniger warm.
Droht jetzt etwa eine neue Welle lärmender Teenie-Bands à la Tokio Hotel, Killerpilze und Co? Dieser bei vielen sicher Panik auslösende Gedanke drängt sich beim Anhören der Debütscheibe von Warum Lila auf. Das junge Quartett aus Minden hat ihren Erstling, der so heißt wie die Band, per Crowdfunding finanziert.
Vita, Anton, Frido und Eric musizieren seit 2012 gemeinsam und haben sich seither schon eine treue Fangemeinde erspielt. Die Jungs traten nicht nur als Support für Jennifer Rostock und Switchfoot sowie auf gemeinsamen Festivals mit Casper, Andreas Bourani und den Donots auf. 2013 gewannen sie auch den Deutschen Rock Preis und brachten die Stuttgarter Schleyerhalle vor 10.000 Menschen zum Kochen. Hut ab für so viel Erfolg - in so kurzer Zeit und aus eigener Kraft heraus!
Auf ein beherztes Schulterklopfen folgt wie so oft ein dickes Aber: Die Mitglieder von Warum Lila stecken zwar schon alle in ihren Zwanzigern, bewegen sich musikalisch allerdings noch tief in der Pubertät. Unkomplizierter Indie-Rock-Pop, so schimpft sich das in der offiziellen Pressemitteilung. Im Klartext heißt das: Die cool aufgestylten Twens sind auf Spaß und Party aus. Hier ein Schuss trashiger NDW-Sound, dort ein paar abgedroschene Punk-Akkorde - fertig ist das Gerüst für schrammelnde Teenie-Hymnen!
Entsprechend bleibt es bei banalen Themen: Stress mit der Freundin, durchgemachte Nächte, ein Sommerflirt, Freundschaft und Anekdoten aus dem Bandalltag bedienen ganz die jugendliche Zielgruppe von Warum Lila. Warum auch nicht? Eine berechtigte Frage - mit entsprechender Gegenfrage als Konter: Warum hat es nur für solch platte Textzeilen gereicht?
Kostprobe: Meine Freundin hat jetzt kurze Haare. Käsebrot mit Marmelade.
Es geht auch mit ein bisschen Selbstironie: Ich will ja gar nicht meckern, doch ich treffe keinen Ton. Irgendwas ist kaputt. Ich glaub', es liegt an meinem Mikrofon.
Ha, ha, ha. Nun haben wir dreimal laut gelacht. Das muss reichen. Für die Art von Musik, die Warum Lila zelebrieren, sind zum Glück wirklich keine großartigen Gesangsqualitäten erforderlich. Es genügt, simple Parolen wie "Leb dein Leben lauter!" mit Inbrunst herauszuquäken. Durch eine simple Ballade wie "Satellit" kann man sich auch mal durchmogeln. Und Sprechgesang wie bei "Wenn ich du wär'" meistert die Jugend von heute ja fast schon obligatorisch.
Am souveränsten rocken Warum Lila allerdings in den kurzen instrumentalen Passagen bei "Der Himmel geht auf" und "Der letzte Tag im Sommer". Potenzial ist also durchaus vorhanden. Vielleicht müssen die Nordrhein-Westfalener einfach noch ein wenig ihre Hörner abstoßen, bevor sie zu einer erwachsenen Rock-Band reifen. Fürs nächste Album wünschen wir uns mehr von Thirty Seconds To Mars und weniger von der Tokio-Pilz-Fraktion. Danke!
Link: www.warumlila.de
Veröffentlichung am 19.02.2016 (Finaltune Records)
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