The Script wollen partout wieder in den Charts mitmischen und schießen mit Plastik-Beats und Holzhammer-Refrains weit übers Ziel hinaus. Da helfen auch keine politischen Statements. Das Songmaterial auf dem neuen Album "Freedom Child" bleibt beliebig und austauschbar. Mehr...
The Script wollen partout wieder in den Charts mitmischen und schießen mit Plastik-Beats und Holzhammer-Refrains weit übers Ziel hinaus.
Im schnelllebigen Musikgeschäft sollten Künstler nicht allzu lange pausieren. Sonst besteht die Gefahr, in Vergessenheit zu geraten und durch gehypte Newcomer ersetzt zu werden. Das irische Trio The Script war dennoch zu einer längeren Auszeit von gut drei Jahren gezwungen.
Nach vier Alben, 29 Millionen verkauften Tonträgern und etlichen Tourneen zeichneten sich Ermüdungserscheinungen ab: Sänger Danny O'Donoghue, Gitarrist Mark Sheehan und Schlagzeuger Glen Power fühlten sich ausgelaugt und beschlossen, sich zum ersten Mal im Laufe der Bandgeschichte frei zu nehmen. Der Rückzug aus der Öffentlichkeit hatte auch gesundheitliche Hintergründe: O'Donoghue musste zweimal an den Stimmbändern operiert werden und durfte monatelang nicht singen.
Erst Anfang 2016 konnten The Script schließlich mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen, vermutlich unter gestiegenem Erfolgsdruck. Für die Dubliner oder zumindest für das Marketing-Team hinter den Musikern war klar: Jetzt braucht es sichere Ohrwürmer und einen frischen Sound, um sich gegen all die Jung-DJs und angesagten EDM-Acts in den Charts zu behaupten.
Zuletzt ließen sich bereits One Republic, Maroon 5, Imagine Dragons und sogar Coldplay zum beatlastigen Plastik-Pop hinreißen. Mit "Freedom Child" schließen sich nun auch The Script dem Trend an und tappen dabei in dieselbe Falle wie ihre Kollegen zuvor: Plötzlich klingt alles schrecklich austauschbar.
Dannys soulig-sanfte Stimme, die sich gut erholt hat, bleibt praktisch das einzige Wiederkennungsmerkmal der Band. Gefühl darf sie aber nur noch in wenigen Momenten beweisen, wie etwa bei der Power-Ballade "Arms Open".
Ihre ohnehin schon immer sehr soften Rock-Elemente verlieren The Script nahezu ganz: Bei "Written In The Scars" sind noch flirrende Gitarren auszumachen, aber auch Synthies und ein stampfender Beat. Ebenfalls mit verhältnismäßig wenig Elektronik kommt zudem der Titeltrack "Freedom Child" aus. Dieser entstand als Reaktion auf die Frage von Sheehans achtjährigem Sohn, was denn Terrorismus sei.
Noch so ein Richtungswechsel bei The Script: In den Lyrics beziehen Danny, Mark und Glen zunehmend politisch Stellung. Das gespaltene Amerika nach dem Wahlsieg von Donald Trump ("Divided States Of America"), die Flüchtlingskrise ("No Man Is An Island") und die generell unruhigen, bedrohlichen Zeiten werden allerdings sehr plakativ und oberflächlich thematisiert. Es wirkt fast ein bisschen, als sollten die Statements für Friede, Freude und Eierkuchen und gegen Trump, Krieg und Terror die formelhaft produzierten Pop-Liedchen noch irgendwie aufwerten. Gelingen will das allerdings nicht.
Gute Laune und Holzhammer-Refrains passen dann eben doch viel besser zu Textzeilen über die Liebe ("Love Not Lovers", "Mad Love") oder zu Mut machenden Selbstfindungshymnen ("Make Up", "Wonders"). Die Rundum-sorglos-Häppchen fürs Formatradio verlassen sich jedoch zu sehr auf abgedroschene Akkorde und Melodien.
Gemeinsam mit erfahrenen Songwritern und Produzenten wie Nasri Atweh (Magic!), Toby Gad (Beyoncé), Camille Pursell, Jimbo Barry und Occar Görres (Maroon 5) haben The Script alles auf Hit getrimmt. Doch ganz so einfach ist es eben nicht, in den Charts zu landen: Die Vorab-Single "Rain" platzierte sich hierzulande nicht einmal in den Top 100. Immerhin in Irland und Großbritannien reichte es für einen Top-20-Rang.
Erste Reaktionen im Netz zeigen: Die Fans tun sich schwer mit dem Stilwechsel auf "Freedom Child". The Script haben vor lauter Erfolgsambitionen völlig aus den Augen verloren, authentisch zu bleiben. Ein klassischer Fauxpas!
Mehr Infos zur Band: www.thescriptmusic.com
Veröffentlichung: 01.09.2017 (Sony Music)
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