Mit seinem neuen Album "The Heavy Entertainment Show" zelebriert sich Robbie Williams als großer Pop-Erlöser. Seine Selbstüberschätzung serviert der Sänger wie immer augenzwinkernd. Ein paar neue Hits hat er auch zu bieten. Mehr...

Robbie Williams will wieder unterhalten
© Sony Music

Robbie Williams drängt mit "The Heavy Entertainment Show" zurück ins Rampenlicht... vielleicht etwas zu gewollt.

Robbie Williams ist schon seit einigen Jahren skandalfrei mit US-Schauspielerin Ayda Field verheiratet und inzwischen zweifacher Papa. Da kann und will der britische Popstar nicht mehr so über die Stränge schlagen und einen auf dicke Hose machen wie in den guten alten Zeiten. Eine große Show darf es allerdings schon noch sein. Mit seinem neuen Album "The Heavy Entertainment Show" zelebriert sich der Sänger gleich im eröffnenden Titelsong als großer Pop-Erlöser.

Schon in den Opener versucht Williams alles zu packen, was ihn in der Vergangenheit in die Charts gebracht hat: gefühlvolle Balladen-Momente, schwungvoller Big-Band-Bombast, selbstverliebte Zeilen und überhaupt von allem ein bisschen mehr. Der 42-Jährige kleckert eben nicht, wenn er auch klotzen kann.

Sehnsucht nach alten Erfolgen

Damit die Scheibe so groß wird wie einst das Debüt "Life Thru A Lens" (1997) und die erfolgreichen Nachfolger "I've Been Expecting You", "Sing When You're Winning" und "Escapology", arbeitet Williams wieder mit seinem früheren Songschreiber und Produzenten Guy Chambers zusammen. Da steht natürlich eine zeitlose Ballade im Stil der Hits "Feel" und Angel" auf dem Programm: "David's Song" mag nicht ganz so stark sein wie die Vorgänger, zählt aber zu den nachhaltigeren Stücken des Albums.

Das dezent swingende "Hotel Crazy" eröffnet dagegen eine ganze Reihe an durchschnittlichen Chamber-Beiträgen. "Sensational" spult das bewährte Big-Band-Programm mit der gewissen Rock-Note und Bläser-Aufgebot allzu routiniert ab. "When You Know" experimentiert zunächst mit Harfenklängen und enttäuscht dann mit einem recht schwachen Refrain.

Große Melodien von Guy Chambers

Auch das elektronische "Time On Earth" will nicht zünden. 80er-Pop steht Robbie definitiv nicht so gut. Das mit Produzent Stuart Price entstandene "Sensitive" fährt etwas modernere Beats auf, stampft aber genauso in Richtung Belanglosigkeit. Mehr Schmackes und Ohrwurmcharakter haben die leider dennoch gefloppte Vorab-Single "Party Like A Russian" und das hymnische, opulent inszenierte "I Don't Want To Hurt You". Chambers kann eben doch noch die großen Melodien aus dem Hut zaubern!

Songwriter Ed Sheeran schrieb für Robbie die griffige Uptempo-Nummer "Pretty Woman", die in den Strophen stark an den Hit "Black Horse And The Cherry Tree" von KT Tunstall erinnert. "Mixed Signals" trägt unüberhörbar die Handschrift von Brandon Flowers (The Killers) und hat das Zeug zum neuen Fomatradio-Liebling.

Dagegen biedert sich die neue Single "Love My Life", die Williams mit Johnny McDaid und Gary Go geschrieben hat, mit schlageresker Melodie und Zufriedenheits-Parolen ("I love my life, I am powerful, I am beautiful, I am me...") zu sehr an.

Plumpes Musical durch vier Musikjahrzehnte

"Bruce Lee" klaut dagegen frech beim Klassiker "Don't Bring Me Down" der britischen Rockband Electric Light Orchestra. Immerhin deckt die "The Heavy Entertainment Show" damit auch noch die Zielgruppe ab, die sich musikalisch in den 1970ern zu Hause fühlt.

Das Album ist wie ein buntes und etwas zu plump geratenes Musical durch die letzten vier Musikjahrzehnte. Roter Faden? Braucht Robbie Williams nicht - er will nur feiern, provozieren, unbedingt wieder in den Charts landen und vor allem - unterhalten. Letzteres gelingt ihm auf jeden Fall.

Mehr Infos zum Künstler: www.robbiewilliams.com

Veröffentlichung am 04.11.2016 (Columbia / Sony Music)

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  • Rezension zu: Robbie Williams: The Heavy Entertainment Show (Deluxe)
  • Redaktionswertung:

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