Unfucking-fassbar oder doch nur durchschaubar? Rea Garvey meldet sich mit radiotauglichem Folk-Pop zurück. Neben den obligatorischen Holzhammer-Ohrwürmern finden sich auf "Pride" aber ebenso stimmungsvolle Momente. Mehr...
Unfucking-fassbar oder doch nur ziemlich durchschaubar? Rea Garvey meldet sich nach seinem "The Voice"-Ausstieg mit radiotauglichem Folk-Pop zurück.
Nach zwei Staffeln als Coach in der ProSiebenSat.1-Castingshow "The Voice Of Germany" hatte Rea Garvey genug von den zeitfressenden TV-Verpflichtungen. Mit seinem Ausstieg wollte der ehemalige Frontmann von Reamonn endlich wieder Zeit finden, selber Musik zu machen.
Doch die Muse ließ den 40-Jährigen zunächst im Stich. Das Songwriting ging nur schleppend voran. Was tut ein Kreativer in solch einem Fall? Richtig: Er geht in sich und macht sich Gedanken über seine Kindheit und seinen musikalischen Wurzeln.
So ließ sich Garvey vom traditionellen Folk seiner Heimat Irland sowie von den irischen Schriftstellern Kavanagh und Heaney inspirieren. Genau wie diese wollte der Sänger die Liebe und das Leben in einfachen, aber gefühlvollen Worten zum Ausdruck bringen. Autobiografisch angehauchte Lyrics verstehen sich da quasi von selbst und machen seine neuen Songs sehr persönlich.
Soweit die klischeegetränkten Infos, die der offizielle Pressetext zu "Pride" serviert. Versuchen wir doch mal, das Ganze etwas nüchterner zu betrachten: Garvey hatte keinen Bock mehr auf "The Voice" - vermutlich weil ihn seine überdrehte Coach-Kollegin Nena tierisch genervt und ihn generell sowieso keiner verstanden hat. Nachvollziehbar!
Die weiteren Überlegungen: Es müssen also mal wieder ein paar Hits her, die von den Formatradios Deutschlands totgedudelt werden können - wie zu erfolgreichen Reamonn-Zeiten. Und was spielen die da momentan rauf und runter? Ganz genau: schmissigen Songriter-Folk-Pop mit hymnischen Refrains und La-la-la-Passagen zum Mitsingen.
Gemeinsam mit Produzent Andy Chatterley (Melanie C, Pussycat Dolls, Kylie Minogue) ist folgerichtig ein Album entstanden, das insgesamt deutlich akustischer daherkommt als der Vorgänger "Can't Stand The Silence". Die elektronischen Elemente sind bis auf einen dezenten Beat oder unterstützende Keyboardsounds hier und da nahezu ganz verschwunden. E-Gitarren setzen ebenfalls nur Akzente: Garvey rockt handzahm und mit ganz viel Pop-Appeal.
Viel präsenter sind die ruhigen und durchaus atmosphärischen Augenblicke auf "Pride": Reas Bemühungen, beim gediegenen Opener "It's A Good Life" wie ein Nick Cave zu klingen, fruchten zumindest auf gesanglicher Ebene. Für Cave wäre die Schunkelnummer aber natürlich nicht düster und tiefgründig genug. Mehr Gehalt hat "All That Matters", ein eindringliches Duett mit Folk-Sirene Heather Nova. Diese melancholische Seite steht Garvey überaus gut, wie auch das nachdenkliche "Bow Before You" zeigt.
Die fürs Radio-Airplay geschaffenen Stücke wie die erste Single "Can't Say No", das ähnlich gestrickte "Oh My Love" und die 08/15-Ballade "Catch Me When I Fall" wirken dagegen durchschaubar und berechnend. Routiniert-langweiliger Mainstream bleibt eben auch im Folk-Gewand routiniert-langweiliger Mainstream. Der heitere Melodienklau gehört da fest ins Songwriting-Konzept: Reas "We All Fall Down" bedient sich streckenweise frech beim Hit "Fix It" von Coldplay. Das gibt Punkteabzug!
Dennoch ist festzuhalten: "Pride" erweist sich als deutliche Steigerung zu "Can't Stand The Silence" aus dem Jahr 2011. Das Folkige passt prima zur sonoren Stimme des Musikers. Wenn Garvey beim nächsten Mal noch den Mut findet, von allzu sicheren und kitschigen Radiohits Abstand zu nehmen, besteht Luft nach oben.
Link: www.universal-music.de/rea-garvey
Veröffentlichung am 02.05.2014 (Island - Universal)
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