Eine Band gibt sich den Namen Popstickel, was an „Popsicle“, den englischen Begriff für Eis am Stiel, erinnert. Ihr Debütalbum betitelt sie dazu noch mit „Nice“. Was erwartet man da für Musik? Vielleicht griffigen Kaugummi-Pop, der gute Laune und Lust auf den Sommer bereitet? Falsch gedacht! Mehr...

Popstickel setzen auf schräge Töne
© Anna Stickel

Gar nicht mal so „Nice“: Mit Popstickel aus der Hauptstadt wird es ziemlich schräg und anstrengend.

Eine Band gibt sich den Namen Popstickel, was an „Popsicle“, den englischen Begriff für Eis am Stiel, erinnert. Ihr Debütalbum betitelt sie dazu noch mit „Nice“. Was erwartet man da für Musik? Vielleicht griffigen Kaugummi-Pop, der gute Laune und Lust auf den Sommer bereitet?

Nein, so einfach macht es sich das Trio aus Berlin nicht. Die Brüder Hannes und Andreas Stickel (daher der Name!) sowie Kumpel Johan Fink distanzieren sich vom deutschsprachigen Mainstream mit sperrigerem Liedgut. Das geht durchaus noch als Indie-Pop durch, aber definitiv zu viel Mut zum Risiko ein, um noch der breiten Masse zu gefallen.

Rhythmus hui, Gesang pfui

Hannes und Johann sind studierte Schlagzeuger und das hört man den zehn Tracks deutlich an: Rhythmisch passiert selbst in den ruhigeren Stücken sehr viel. Mal groovt es jazzig („Lied“, „Treiben“), mal stolpern komplex verschachtelte Beats durch eine Nummer („Gib Acht“, „Nice“). Zuweilen wollen Popstickel aber einfach nur auf die Tanzfläche locken („Priest“, „Time Is Ours“).

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So weit, so spannend und gut. Es gibt nur einen großen Haken bei der Sache: Der ganze Rest will überhaupt nicht funktionieren. Die Melodien führen durch penetrante und schräge Harmoniebrüche ins Nirgendwo. Noch dissonanter wird es durch Hannes' gequält-gezogenen Nuschel-Gesang, dem es an Treffsicherheit fehlt. Ganz besonders anstrengend wird es, wenn er wie bei „Give Up“ in die Kopfstimme wechselt.

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Generell sollten sich Popstickel aber lieber an englischsprachige Texte halten, da diese deutlich besser mit den rhythmischen Spielereien harmonieren. Die deutschen Zeilen wirken mitunter sehr holprig und zudem viel zu bedeutungsschwanger.

Obwohl sich Toningenieur Alex Tomann (Bilderbuch, Beatsteaks) einen ganzen Monat Zeit genommen haben soll, um „Nice“ abzumischen, mutet die Scheibe an wie ein Potpourri aus unausgegorenen Songideen und Demo-Versionen. Es geht völlig in Ordnung, wenn Popstickel nicht so glatt gebügelt klingen wollen wie Kollegen aus den Charts. Aber ihr Erstlingswerk ist leider nichts Halbes und nichts Ganzes. geworden.

Ob das Songmaterial live wohl mehr Eindruck hinterlassen kann? Am 9. Mai spielen Popstickel ein verspätetes Release-Konzert im „Marie Antoinette“ in Berlin.

Mehr Infos zur Band: www.popstickel.de

Veröffentlichung am 15.02.2019 (Priest Records)

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  • Rezension zu: Popstickel: Nice
  • Redaktionswertung:

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