Das zweite Album der schottischen Sängerin Nina Nesbitt ließ lange auf sich warten. Hat etwa ihre musikalische 180-Grad-Wendung so viel Zeit beansprucht? Statt brave Folk-Ohrwürmer tischt die Newcomerin jetzt modernen Elektro-Pop auf, der allerdings kaum beliebiger klingen könnte. Mehr...

Nina Nesbitt mag's jetzt elektronisch
© Starwatch Entertainment

Das zweite Album von Sängerin Nina Nesbitt ließ lange auf sich warten. Hat etwa ihre musikalische 180-Grad-Wendung so viel Zeit beansprucht?

Die junge Schottin Nina Nesbitt startete ihre musikalische Karriere auf YouTube. Dort ersang sie sich vor einigen Jahren mit Coverversionen und ein paar selbstgeschriebenen Songs eine erste kleine Fangemeinde. Inzwischen zählt ihr Channel über 300.000 Abonnenten und ihre Single „Somebody Special“ kommt gar auf über 30 Millionen Streams bei Spotify.

Starthilfe von Ed Sheeran

Vor allem ihrem Kollegen Ed Sheeran hat Nina ihre heutige Popularität zu verdanken. 2011 traf sie zufällig auf den Sänger, der sie spontan im Vorprogramm einiger seiner Konzerte spielen ließ. Im Video-Clip zu Sheerans Hit „Drunk“ durfte Nesbitt zudem eine kleine Rolle übernehmen. So gelang ihr gleich mit dem Debütalbum „Peroxide“ der Durchbruch in Großbritannien.

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Damals eiferte die Newcomerin noch dem Country-Pop einer frühen Taylor Swift und den schmissigen Folk-Nummern einer Amy Macdondald nach. Fast fünf Jahre später meldet sich die 24-Jährige nun mit einem ganz neuen musikalischen Konzept zurück. Die Produzenten Lostboy (Anne-Marie), Jordan Riley (Zara Larsson) und Fraser T Smith (Adele) haben ihr für den zweiten Longplayer einen modernen Elektro-Pop-Sound verpasst.

Nur eine von vielen

Auf dem Cover zu „The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change“ räkelt sich Nina leicht bekleidet im Wasser. Das sagt schon sehr viel über ihr neues Album aus: Es bedarf Effekthascherei und Verführungskunst, um Aufmerksamkeit für das durchgehend sehr austauschbare Songmaterial zu erregen.

Läuft einer der Tracks im Radio, könnte man genauso gut Selena Gomez, Camila Cabello, Demi Lovato oder eben wieder Taylor Swift dahinter vermuten. Letztere hat bekanntlich schon vor einigen Jahren die Wandlung zum Pop-Vamp vollzogen. Ein solcher muss wohl vor allem optische Reize setzen, da der Musik das Alleinstellungsmerkmal fehlt.

Zugutehalten muss man Nesbitt, die meisten Songs im Alleingang oder zumindest mitgeschrieben zu haben. Eine persönliche Note steckt also auf jeden Fall drin, auch wenn ihre textlich verarbeiteten Erfahrungen in Sachen Liebe, Herzschmerz und Selbstfindung sicher keine Offenbarung sind. Ihre junge Zielgruppe dürfte sich aber damit identifizieren können.

Wiederkennungswert gleich null

Diese wird die Referenzen an den gefälligen R'n'B-Pop der 90er („Loyal To Me“, „Love Letter“) vermutlich nicht bemerken, dafür aber vielleicht bei den Balladen vom Reißbrett („Is It Really Me You're Missing“, „Last December“, „Things I Say When You Sleep“) Gänsehaut-Momente erleben. Schließlich gehören Vocoder-Effekte und Autotune schon seit ein paar Jahren quasi zum guten Ton in der Pop-Branche.

Wer bei Lovesongs dagegen noch an Stimmen wie Whitney Houston oder Celine Dion denkt, wird bei der synthetischen Inszenierung von Ninas Gesang allerdings kaum große Emotionen verspüren. Gerade diese raubt ihr viel Wiedererkennungswert, der bei den zahlreichen akustisch gehaltenen Ohrwürmern auf dem Debüt durchaus vorhanden war.

Kurzum: „The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change“ bietet zeitgemäße Radiokost, die weder sonderlich negativ noch besonders positiv auffällt. Als Anspieltipps empfiehlt hitchecker.de das griffige „Colder“ und den trotz Synthie- und Effekte-Überdosis recht atmosphärischen Titelsong.

Mehr Infos zur Künstlerin: www.ninanesbittmusic.com

Veröffentlichung am 01.02.2019 (Starwatch Entertainment)

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  • Rezension zu: Nina Nesbitt: The Sun Will Come Up, The Seasons Will Change
  • Redaktionswertung:

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