Vielleicht ist Moses Pelham nicht der größte Rap-Poet Deutschlands. Auf seinem neuen Album „Herz“ beweist sich der Frankfurter jedoch als gereifter Musiker und Mensch, der angekommen zu sein scheint. Als Gäste schauen Cassandra Steen und Michael Patrick Kelly vorbei. Mehr...

Von ganzem Herzen Moses Pelham
© Katja Kuhl

Vielleicht ist Moses Pelham nicht der größte Rap-Poet Deutschlands. Auf seinem neuen Album „Herz“ erweist sich der Frankfurter jedoch als gereifter Musiker und Mensch, der angekommen zu sein scheint.

Die Teilnahme in der VOX-Sendung „Sing meinen Song“ hat Moses Pelham gut getan. Der Frankfurter Rapper und Produzent konnte sich dem breiten Publikum von einer sehr privaten Seite zeigen. Endlich bekam er Gelegenheit, ein längst verjährtes Image von sich aus der Welt zu schaffen. Der einst so hitzköpfige Battle-Rapper hat sich zum ruhenden Pol gewandelt, der vermutlich viele Zuschauer mit seiner nachdenklichen Ernsthaftigkeit überrascht hat.

Vom Battle-Rapper zum Hip-Hop-Poeten

Wer die Karriere des inzwischen 46-Jährigen aufmerksam verfolgt hat, war sich dieser Entwicklung natürlich bereits bewusst. Mit seinem Bandprojekt Glashaus bewies Pelham früh seine gefühlvolle, melancholische Ader. Als Solokünstler fand er im Laufe seiner „Geteiltes Leid“-Trilogie zu sich, verabschiedete sich immer mehr von obligatorischen Diss-Zeilen. Fast fünf Jahre nach „Geteiltes Leid 3“ will Moses endgültig Hip-Hop-Poet sein.

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Auf seinem neuen Longplayer „Herz“ zelebriert er mehr bedeutungsschwanger als wortgewandt seine Leidenschaft für die Musik und ein bisschen auch sich selbst. Vor allem geht es ihm um das Suchen und Finden im Leben, den Weg aus dem Dunkeln ins Licht („Neubeginn“, „Mehr Licht“). Reduzierte Beat-Gerüste treffen auf dramatische Synthies und Streicher. Die düstere, bedrohliche Atmosphäre wird immer wieder von melodischen Elementen aufgehellt.

Selbstironie als Kontrastprogramm

Das können kurze Samples, griffige Akkorde („You Remember“) oder auch mal ein hoffnungsvoll gesungener Refrain sein. Doch Pelham legt diesmal klar den Fokus auf seine Raps. Wenn Cassandra Steen mit ihrer unverkennbaren Stimme schließlich ein paar hymnische Passagen beisteuert („Meine Heimat“, „An alle Engel“), zeigt das umso mehr Wirkung. Mit „Sing meinen Song“-Kollege Michael Patrick Kelly wird es im Falle des pianesken „Wir sind eins (Sagt ihr)" aber ein wenig arg rührselig.

Zu viel schwerer Tobak? Kein Problem: Rockige Riffs bieten bei „M zum O“ unbeschwertes Kontrastprogramm und beim selbstironischen „Momomomomosespelham“ stimmt gar ein Kinderchor mit ein. Spätestens an dieser Stelle wird klar: Der Moses Pelham von heute hat mit dem Skandal-Rapper aus den 90ern nichts mehr gemein.

Mehr Infos zum Künstler: www.mosespelham.de

Veröffentlichung: 11.08.2017 (Columbia / Sony Music)

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  • Rezension zu: Moses Pelham: Herz
  • Redaktionswertung:

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