Die US-Formation Moon Taxi erfindet sich auf „Let The Record Play“ völlig neu und klingt dadurch auf weiten Strecken ziemlich austauschbar: Statt Rock, Blues und Folk will das Quintett aus Nashville jetzt mit chartsorientiertem Elektro-Pop durchstarten. Mehr...

Moon Taxi wagen Angriff auf die Charts
© Sony Music

Die US-Formation Moon Taxi erfindet sich auf „Let The Record Play“ völlig neu und klingt dadurch auf weiten Strecken ziemlich austauschbar.

Moon Taxi sind seit 2006 aktiv. Damals zogen Sänger Trevor Ternup und Highschool-Kumpel Tommy Putnam (Bass) zum Studieren nach Nashville. Dort trafen sie auf Gitarrist Spencer Thomas, Keyboarder Wes Bailey und Schlagzeuger Tyler Ritter und gründeten nicht etwa eine Country-Band.

Mit ihrem Debütalbum „Melodica“ (2007) platzierten sich die Jungs lieber in der Rock- und Blues-Ecke. Bis zum 2015er-Album „Daybreaker“ mag der Sound des Quintetts zunehmend gefälliger geworden sein, der Sound blieb aber immer handgemacht und gitarrenlastig.

Hauptsache Ohrwurm

Das fünfte Werk „Let The Record Play“ wagt nun quasi den musikalische Köpfer in den seichten Pop-Mainstream. Dieser dürfte bisherige Fans ziemlich vor den Kopf stoßen, ist aber konsequent: Moon Taxi haben im Herbst 2017 beim Major-Label RCA Records unterschrieben und setzen nun alles auf die Ohrwurm-Karte.

Amazon Unlimited Music Anzeige

Die zehn neuen Songs liebäugeln mit dem Einsatz im Formatradio und kommen zusammen gerade mal auf eine Laufzeit von 35 Minuten. Im Grunde taugt fast jeder Track zum Single-Kandiaten: Den eingängigen Melodien, penetrant wiederholten Refrains und Holzhammer-Hooklines sei Dank („Goos As Gold“, „Nothing Can Keep Us Apart“)! Die Zeichen stehen klar auf gute Laune, die Stimmung ist entspannt und sommerlich.

Poppig und tanzbar

Gleich der eröffnende Titelsong „Let The Record Play“ groovt mit leichtem Reggae-Einschlag und motiviert zum Tanzen. „Not Too Late“ und „Two High“ bitten mit sachte pumpenden Beats erst recht auf den Dancefloor und könnten durchaus auch als neue Titel von Avicii, Kygo, Lost Frequencies und Co durchgehen. Selbst bei ruhigen Stücken wie „No More Worry“ und „The Way“ halten synthetische Klänge Einzug.

Gitarrenakkorde bilden noch immer das Grundgerüst vieler Songs, dennoch hat das mit Rock so gar nichts mehr zu tun. Moon Taxi lassen sich allerdings mit dem kratzig-energischen „Moving To The City“ noch zu einer kompromisslosen Ausnahme hinreißen. Das unverschämt griffige „Keep Me Coming“, ein immerhin rockig verpackter Pop-Song, sowie das gefüflvoll-soulige „Trouble“ kommen ebenfalls ohne größeren Elektro-Schnickschnack aus.

Live bleibt es rockig

Genau in diesen Momenten macht das Album am meisten Spaß und wirkt authentisch. Der Rest ist ohne Frage gut produzierte, aber eben doch austauschbare und allzu formelhaft gestrickte Pop-Kost. Für den Wiedererkennungswert sorgt hier allein die geschmeidige und überaus markante Stimme Trevors.

Kleiner Trost: Bei aktuellen Live-Auftritte spielen Moon Taxi auch die neuen Titel, die auf CD besonders elektronisch daherkommen, in einem angenehm rockig-folkigen Gewand. Das steht der Band so viel besser!

Mehr Infos zu Moon Taxi: www.lettherecordplay.com

Veröffentlichung: 19.01.2018 (Columbia / Sony Music)

Angebote auf amazon.de

B077HBNYT4B077FX93F5B0773KNFD8B071L46Q1H

  • Rezension zu: Moon Taxi: Let The Record Play
  • Redaktionswertung:

Kommentar schreiben

Senden

Weitere Albumchecks