Michael JacksonMichael Jackson ist seit 2009 tot und trotzdem erscheint 2014 ein Album mit neuen Songs. Wie das geht? Ganz einfach: Sony lässt altes Restmaterial des Superstars von Produzenten wie Timbaland, Stargate und Rodney Jerkins verwursteln. Mehr...

Jacksons Gruß aus der Gruft
© Sony Music

Wiederbelebung nur bedingt gelungen: Acht bislang unveröffentlichte Songs von Michael Jackson wurden auf "Xscape" mit stampfenden Beats unterlegt.

Michael Jackson ist seit Juni 2009 tot und trotzdem erscheint 2014 ein Album mit neuen Songs. Wie das geht? Ganz einfach: Sony hat sich die Rechte für den musikalischen Nachlass Jacksons für knapp 250 Millionen Dollar gesichert. Es sollen noch etwa 100 bislang unveröffentlichte Songs in der Schublade des King of Pop schlummern. Diese werden nun nach und nach ausgeschlachtet.

Nach "Michael" (2010) ist "Xscape" bereits das zweite posthume Werk des Superstars, das allerdings nur acht Tracks umfasst. Die "Deluxe Edition" des sonst sehr kurzen Longplayers enthält zusätzlich die ursprünglichen Demoversionen der Titel aus Aufnahmesessions zwischen den Jahren 1983 bis 2001. Im Klartext: Es handelt sich um Songbeiträge, die es damals nicht auf die in diesem Zeitraum veröffentlichten Jackson-Alben geschafft haben... sprich: um altes Restmaterial.

Alte Demoaufnahmen aufgepimpt

Jackson, der als Perfektionist galt, hatte diese Songideen damals sicher nicht ohne Grund verworfen. US-Produzent L.A. Reid (Whitney Houston, Mariah Carey) wurde als musikalischer Leiter damit beauftragt, das Beste aus den durchschnittlichen Kompositionen rauszuholen. Angesagte Kollegen wie Timbaland, Rodney Jerkins, Stargate, Jerome Harmon und John McClain haben die alten Gesangsspuren Jacksons schließlich mit fetten Beats und kratzigen Synthies aufgepimpt.

Doch die Plastikinstrumentierung mag noch so zeitgemäß ausgefallen sein. Die seichten Weichspülernummern "Love Never Felt So Good" und "Loving You" wirken dennoch sehr altbacken. Ihnen ist immer noch ganz klar anzuhören, dass sie aus den frühen 1980er-Jahren stammen. Da helfen auch keine zusätzlichen Vocals von Justin Timberlake bei der Radioversion von "Love Never Felt So Good", um Jackson ins Jahr 2014 zu holen. Vor allem nicht angesichts der schrecklich kitschigen Disco-Streicher!

Besser schlägt sich Reids übermotivierte Produzentenriege bei den rhythmischen Stücken "Slave To The Rhythm", "Do You Know Where Your Children Are" und "Xscape". Jacksons Jauchzer und seine typischen Beatbox-Einlagen harmonieren hier recht gut mit den modernen Beatgerüsten. "A Place With No Name", angelehnt an den America-Klassiker "A Horse With No Name" geht ebenfalls noch ganz gut in die Beine und ins Ohr. Von echten Hits mag man aber nicht sprechen.

Keine neuen Hits an Bord

Die düsteren R'n'B-Klopfer "Chicago" und "Blue Gangsta" wurden dramatisch in Szene gesetzt und  können ein paar schöne Gesangsmomente Jacksons vorweisen. Im Vergleich fallen sie jedoch deutlich ab und in die Kategorie Albumfüller. Bei nur acht Liedern sollte es diese aber nicht geben. Auch in den Originalversionen sind die Songs keine Meisterwerke, verfügen aber gerade in ihrem provisorischen Soundgewand über so viel mehr Seele als die neuen Remix-Varianten.

Vielleicht sollte sich Sony diese beim Verbraten weiterer Jackson-Archivmaterialien in Zukunft sparen. Fans freuen sich bestimmt mehr über die unbehandelten Demoaufnahmen ihres verstorbenen Idols als über zum Scheitern verurteilte Versuche, den King Of Pop neu zu erfinden.

Link: www.michaeljackson.com

Veröffentlichung am 09.05.2014 (Smi Epc - Sony Music)

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  • Rezension zu: Michael Jackson: Xscape (Deluxe Edition)
  • Redaktionswertung:


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