Das erste Album von Mando Diao nach dem Ausstieg von Gustaf Norén verlässt sich ein wenig zu sehr auf Bewährtes. Die schwedische Band strahlt fast schon berechnend in alle musikalischen Richtungen, die sie im Laufe der Jahre erfolgreich ausprobiert hat. Mehr...

Gute Zeiten, routinierte Zeiten mit Mando Diao
© Erik Weiss / BMG Rights Management

"Good Times" versprechen Mando Diao mit ihrem neuen Longplayer. Diese finden vorwiegend auf der Tanzfläche statt.

Mando Diao mussten einen einschneidenden Verlust verarbeiten: Sänger und Gitarrist Gustaf Norén hat der schwedischen Band 2015 nach 19 Jahren den Rücken gekehrt. Die Trennung erfolgte in Freundschaft und fühlte sich für die zurückgelassenen Kollegen dennoch schmerzvoll an. Da es mit Björn Dixgård aber seit jeher einen zweiten Frontmann gab, stand ein Aus für Mando Diao nie wirklich zur Debatte.

Den Abschied und den Neuanfang mit Jens Siverstedt, der Norén an der Gitarre ersetzt, nutzten Dixgård, Bassist Carl-Johan Fogelklou, Keyboarder Daniel Haglund und Schlagzeuger Patrik Heikinpieti, um zurückzublicken. Auf ihrem neuen Album "Good Times" strahlen sie in alle musikalischen Richtungen, die sie im Laufe der Jahre erfolgreich ausprobiert haben.

Bewährtes neu aufgelegt

Seien es ihre rockig-schrammeligen Anfänge, die Synthie-Ausflüge auf dem letzten Album "Ælita" oder die Soul-Pop-Ohrwürmer mit dem Nebenprojekt Caligola: Mando Diao versuchen diesmal von allem ein bisschen unter einen Hut zu bringen. Vor allem der tanzbare Groove ihres größten Hits "Dance With Somebody" musste Pate für gleich mehrere neue Songs stehen. Das berechnende Bemühen bewährter Zutaten wirkt fast ein wenig trotzig und wie eine subtile Ansage: Ätsch, es geht auch ohne dich, Gustaf!

Gleich in der eröffnenden Pianoballade heißt es "It Won't Break Us". Energisch und selbstbewusst rockt anschließend "All The Things", bis im Folgenden die Routine übernimmt: Das Titelstück "Good Times" gibt mit seinen monoton-funkigen Riffs erst mal den Startschuss für eine ausgiebige Tanzeinlage. "Shake", "Money" und "Watch Me Now" setzen auf lässiges Disco-Feeling inklusive kratziger Gitarren-Akzente. Björns Stimme klingt nach durchgemachter Party-Nacht.

Schwaches Album-Finale

Die akustisch gehaltene Gitarrenballade "Hit Me With A Bottle" und das betörend-soulige "Brother" sorgen für eine kurzzeitige Verschnaufpause. Schließlich zieht das dreckige "Dancing All The Way To Hell" das Tempo aber wieder an und weckt angenehme Erinnerungen an alte Hits von Billy Idol.

Nach diesem kleinen Highlight wird das leider recht schwache Album-Finale mit dem elektronisch stampfenden "One Two Three" eingeläutet. Definitiv die schwächste Nummer auf "Good Times"! Auch die langweilige Melodie von "Voices On The Radio" will nicht so recht zünden, bevor der seichte Rausschmeißer "Without Love" im Barry-White-Modus vollends ins Plätschern gerät.

Obwohl Mando Diao am Ende die Puste ausgeht, überwiegen unterm Strich definitiv die guten Zeiten. Die große Euphorie hält sich aber in Grenzen, weil den Schweden nichts wirklich Neues eingefallen ist.

Mehr Infos zur Band: www.mandidiao.com

Veröffentlichung: 12.05.2017 (BMG Rights Management / Warner)

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  • Rezension zu: Mando Diao: Good Times
  • Redaktionswertung:

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