Die Krone der „Queen of Pop“ sitzt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr so richtig gut. Mit „Madame X“ entthront sich Madonna endgültig selbst. Auf weiten Strecken artet das Album zum Auto-Tune-Supergau aus. Nur einer der neuen Tracks will so richtig zünden. Mehr...

Madonna ist nur noch „Queen of Auto-Tune“
© Universal Music

Madame mit X, das war wohl nix! Madonna entthront sich mit ihrem neuen Werk selbst.

Die Krone der „Queen of Pop“ sitzt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr so richtig gut. Früher konnte sich Madonna immer wieder als Trendsetterin beweisen. Ihre Fans feierten sie dafür. Heute muss sich Königin Mutter dagegen mit Shitstorm-Attacken im Netz auseinandersetzen.

Nach ihrem Auftritt beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv war Kritik allerdings nachvollziehbar. Da gingen einfach zu viele Töne daneben. Einen Namen als größte Sängerin hat sich Madonna zwar noch nie gemacht, dafür als Perfektionistin. Diese kann mit Kritik weniger gut umgehen und reagiert auf solche gerne mal eingeschnappt und trotzig.

Den Mitschnitt der verpatzten ESC-Performance ließ die 60-Jährige kurzerhand nachbearbeiten, bevor sie ihn auf YouTube veröffentlichte. Frei nach dem Motto: Hey, war doch alles top!

Roboter mit Gangster-Rapper-Ambitionen

Auch bei der Produktion ihres 14. Albums hat sich Madonna voll und ganz auf die Nachbesserungsarbeit ihrer Produzenten Mirwais, Mike Dean, Diplo, Billboard, Jason Evigan und Jeff Bhasker verlassen. Auto-Tune wird auf „Madame X“ jedoch nicht nur als dezentes Korrekturwerkzeug, sondern als penetrantes Stilmittel eingesetzt. Diva Ciccone klingt also die meiste Zeit wie ein Roboter mit Gangster-Rapper-Ambitionen.

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Der strapazierte Effekt erweist sich zum einen als schrecklich anstrengend. Zum anderen zerstört er passable Songideen. Diese hätten in anderer Verpackung griffige Pop-Hits werden können, etwa die Kollaborationen mit den US-Rappern Swae-Lee („Crave“) und Quavo („Future“). Ein paar Hip-Hop-Beats hier, ein paar chillige Reggae-Vibes da – Madonna nimmt sich von jedem Genre-Regal, was ihr gerade gefällt.

Madonna singt auf Portugiesisch

Der bunte, aber auch chaotisch-unentschlossene Stilmix umfasst ebenso Reggaeton- und Fado-Elemente mit passenden Gesangseinlagen auf Spanisch und Portugiesisch. Der kolumbianische Sänger Maluma umgarnt Madonna zunächst bei der gefloppten Single „Medellín“, die auf dem Album in einer cluborientierteren Version zu hören ist. Später gesellt sich der 25-Jährige noch einmal beim belanglos stampfenden „Bitch I'm Loca“ zu seiner Kollegin auf den Dancefloor.

Doch erst gemeinsam mit der brasilianischen Sängerin Anitta brennt das Feuer: Bei „Faz Gostoso“ platzt endlich der Knoten und Madonna zeigt, wie frisch und hitverdächtig sie noch klingen kann. Ein Hauch von Fado weht zuvor durch das melodiöse „Crazy“ – definitiv einer der besseren Songs auf „Madame X“. Gleiches gilt für die bereits vorab veröffentlichte Elektro-Ballade „I Rise“. Einmal mehr stört jedoch der nervöse Produzentenfinger am Auto-Tune-Regler.

Eine schräg-exzentrische Achterbahnfahrt

Experimentell-schräge Wege schlägt Madonna mit „Dark Ballet“, „God Control“ und „Batuka“ ein. Die Tracks sind geprägt von unerwarteten Brüchen. Da wird ein klassisches Intro von futuristischen Sounds mit verzerrtem Gesang und dramatischem Sprechgesang abgelöst. Eine anfängliche Ballade mit Kirchenchor artet plötzlich zur streicherlastigen Disco-Nummer aus. Die Kombination aus Breakbeats, Synthies und afrikanischen Gesängen schmeckt ebenfalls gewagt. Bei so viel Durcheinander geht so manches politisches Statement (natürlich auch gegen Trump) völlig unter.

In „Killers Who Are Partying“ inszeniert sie sich Madonna gar als Quasi-Erlöserin aller Armen, Unterdrückten und Diskriminierten dieser Welt. Ein klarer Fall von Selbstüberschätzung! Glaubwürdiger verkauft der millionenschwere Superstar eine Art „Vogue“-Variation mit dem Titel „I Don't Search I Find“. Der Song bleibt aber nur ein Albumfüller, der genauso wie das langweilig scheppernde „Come Alive“ schnell wieder vergessen ist.

Augenklappe statt Krone

Das ernüchternde Fazit: „Madame X“ dürfte selbst für eingefleischte Madonna-Fans eine mittlere bis große Enttäuschung darstellen. Wobei: Schönreden geht immer! Im Netz findet sich bereits eine Vielzahl an euphorischen Rezensionen.

Doch mal ehrlich: Die Krone droht Madonna endgültig vom erhobenen Haupt zu rutschen. Halb so schlimm: Die ewige Rebellin trägt jetzt bekanntlich Augenklappe.

Mehr zur Künstlerin: www.madonna.com

Veröffentlichung am 14.06.2019 (Universal Music)

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  • Rezension zu: Madonna: Madame X
  • Redaktionswertung:

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