LeAnn Rimes orientiert sich neu: Auf „Remnants“ belässt sie es bei dezenten Country-Akzenten und versucht sich lieber an souligen Songs. Auch wenn vielleicht der große Hit fehlt, zahlt sich die Experimentierfreude der stimmgewaltigen Sängerin aus. Mehr...

LeAnn Rimes streckt ihre Fühler aus
© Sony Music

LeAnn Rimes orientiert sich neu: Auf „Remnants“ belässt sie es bei dezenten Country-Akzenten und versucht sich lieber an souligen Songs.

Hierzulande hat LeAnn Rimes lange nichts von sich hören lassen. Zuletzt konnte sich in Deutschland ihr Album „Whatever We Wanna“ aus dem Jahre 2006 in den Charts platzieren. Danach konzentrierte sich die US-Sängerin wieder vorwiegend auf die Country-Fans in ihrer Heimat, veröffentlichte zwischen 2007 und 2015 drei Studioalben („Family“, „Lady & Gentlemen“, „Spitfire“) und eine Weihnachtsscheibe („Today Is Christmas“).

Comeback in Europa

Nach dem Ende ihres langjährigen Vertrages bei Curb Records hat sich die 34-Jährige nun an das britische Label RCA UK gebunden, das zu Sony Music gehört. Ihr neues Album „Remnants“ wird daher auch wieder offiziell europaweit vermarktet und zeigt Rimes von einer ganz neuen musikalischen Seite. Die Künstlerin nutzt das Comeback, um sich auszuprobieren, ohne ihre Country-Wurzeln dabei vollends ad acta zu legen.

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Mit der Single „The Story“ gelingt ihr bereits ein überraschend rockiger Einstieg: LeAnn übernimmt die krachenden Gitarren des Originals von Songwriterin Brandi Carlile aus dem Jahre 2007. Ihre Coverversion wartet aber mit deutlich mehr Stimmgewalt und reichlich Streicherbombast auf. Lässig und entspannt groovt sich „Love Line“ im Anschluss mit hypnotisierenden Refrainzeilen direkt ins Ohr.

Bei „Outrageous Love“ und dem Titelstück „Remnants“ beweist die aus Jackson, Mississippi, stammende Blondine, wie gut sich ihr unverkennbarer Country-Kiekser mit souligen Melodien und rockigen Riffs verbinden lässt.

Meisterin der großen Balladen

Ihre Qualitäten als Interpretin von großen, emotionalen Balladen stehen außer Frage: Das melancholische „Mother“, das broadwayeske „How To Kiss A Boy“ sowie der fast schon obligatorische Diane-Warren-Beitrag „I Couldn't Do That To Me“ bestätigen diese jedoch einmal mehr mit einem dicken Ausrufezeichen. Die ruhige Gitarrennummer „Learning Your Language“ kommt ganz ohne Piano aus und hätte sich als Duett mit James Bay angeboten.

Gerade weil sich LeAnn auf ihre Stärken verlassen kann, betritt sie selbstbewusst ungewohntes Terrain: Das überaus rhythmische „Long Live Love“ könnte so auch von einer Joss Stone kommen. Einen ebenfalls sehr souligen Charakter besitzt das betörende „Humbled“. „Do It Wrong With Me“ bittet dagegen zum bluesigen Walzer aufs Parkett und bringt noch einen stimmungsvollen Gospelchor mit ins Spiel.

Sprung aus der Komfortzone

Die zwei gewagtesten Titel hat LeAnn Rimes sicher ganz bewusst ans Albumende geschoben: Die sperrige Uptempo-Nummer „Dang Dang“ ist ein wenig auf Krawall gebürstet. Der redundante, recht monotone Refrain wird schnell anstrengend. Mit seiner verschachtelten Rhythmik und dem zum Teil sehr hochtourigen Gesang will auch der Rausschmeißer „Give Me Something (I Can't Give Myself)" nicht so recht gefallen. Hier springt LeAnn Rimes dann doch etwas zu weit aus ihrer Komfortzone.

Insgesamt kann ihr musikalischer Neuanfang mit „Remnants“ jedoch überzeugen. Ob dieser aus kommerzieller Sicht Früchte tragen wird, bleibt abzuwarten: Ihre eingefleischten Country-Fans wird sie mit dem neuen Silberling wie einst schon mit ihren Pop-Ausflügen weniger erreichen. Fürs breite, popaffine Publikum fehlt vermutlich der große Hit.

Mehr Infos zur Künstlerin: www.leannrimesworld.com

Veröffentlichung am 11.11.2016 (RCA / Sony Music)

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  • Rezension zu: LeAnn Rimes: Remnants
  • Redaktionswertung:

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