Lara Fabian singt mal wieder auf Englisch. Mit dem Sprachwechsel erfolgt auf ihrem neuen Album „Camouflage“ leider auch der Sprung in plätschernde Elektro-Pop-Gewässer. Damit tut sich die belgisch-kanadische Sängerin keinen Gefallen: Das langweilige Songmaterial unterfordert die Stimme der 47-Jährigen völlig. Mehr...
Lara Fabian singt mal wieder auf Englisch. Mit dem Sprachwechsel erfolgt auf „Camouflage“ leider auch der Sprung in plätschernde Elektro-Pop-Gewässer.
Französischsprachige Musik wird hierzulande leider etwas stiefmütterlich behandelt und von den Plattenfirmen nur selten mit viel Promo-Arbeit beworben. Daher verwundert es wenig, dass es um Lara Fabian in den letzten Jahren sehr ruhig geworden ist. Ihr letztes englischsprachiges Album veröffentlichte die belgisch-kanadische Sängerin nämlich 2009 mit „Every Woman In Me“. Die Scheibe mit Coversongs ging damals allerdings unter, nachdem schon der 2004 veröffentlichte Longplayer „Wonderful Life“ nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnte.
Tatsächlich sind Laras selbstbetiteltes, englischsprachiges Debütalbum aus dem Jahre 1999 und der daraus stammende Hit „I Will Love Again“ ihre bislang einzigen kommerziellen Meilensteine auf dem deutschen Musikmarkt geblieben. Halb so schlimm: Fabians zahlreiche französische Alben fanden weiterhin in Frankreich, Belgien und der Schweiz ein großes Publikum. Mittlerweile kann die 47-Jährige auf über 20 Millionen Tonträger zurückblicken.
Mit ihrem brandneuen Werk „Camouflage“ scheint sich Fabian aber doch noch einmal international beweisen zu wollen und stimmt wieder englisches Liedgut an. Dieses ist mit Unterstützung des schwedischen Produzenten Moh Denebi und der US-Songwriterin Sharon Vaughn in Los Angeles, Brüssel und Stockholm entstanden. Der Sprachwechsel geht einher mit einer musikalischen Neuausrichtung. Zelebrierte der stimmgewaltige Star auf seinem 2015er-Album „Ma vie dans la tienne“ noch zeitlosen Chanson-Pop, sind nun vorwiegend elektronische Sounds angesagt.
Zur Dance-Diva mutiert Lara trotzdem nicht: Die meisten Songs verharren im Midtempo-Bereich. Allerdings kommen auch die Balladen nicht ohne dezente Beats, Synthie-Flächen und wummernde Bässe aus. Die Inszenierung zielt klar auf Atmosphäre, wirkt aber vielmehr steril und nicht so modern wie beabsichtigt.
Die Tracks ähneln sich zudem stark in ihrer Instrumentierung und ihren Arrangements. Doch nicht nur deshalb lassen sie sich selbst nach mehreren Hördurchgängen schwer auseinanderhalten: Es fehlt schlichtweg an starken Melodien und Refrains, die in Erinnerung bleiben. Immer wieder bauen sich die Strophen verheißungsvoll auf. Dann aber verpufft die Spannung, weil der angekündigte Ausbruch, der erwartete Höhepunkt ausbleibt („Growing Wings“, „Chameleon“, „Perfect“).
Das plätschernde Songmaterial gewährt Lara keine Gelegenheit, ihren vollen Stimmumfang auszureizen. Nur in wenigen Momenten darf sie geringfügig mehr gesanglichen Einsatz zeigen, etwa beim orientalischen angehauchten „Painting In The Rain“, der Ballade „Choose What You Love Most (Let It Kill You)" oder bei den tanzbaren Titeln „We Are The Storm“ und „Communify“. Doch auch diese etwas griffigeren Songs taugen sicher nicht als potenzielle Comeback-Hits.
Im Vergleich zu „Ma vie dans la tienne“ fällt „Camouflage“ leider deutlich ab. Es stellt sich die berechtigte Frage, ob es nicht mehr Sinn gemacht hätte, hierzulande noch einmal die Werbetrommel für das gelungene französische Album zu rühren, anstatt mit austauschbaren englischen Songs zu enttäuschen. Das Publikum für Musik in der „Sprache der Liebe“ ist definitiv vorhanden, wie jüngste Chartserfolge von Zaz und Louane bewiesen haben.
Mehr Infos zur Künstlerin: www.larafabian.com
Veröffentlichung: 06.10.2017 (9 Productions / Sony Music)
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