Country-Pop, so glatt gebügelt wie viele Hollywood-Gesichter: Lady Antebellum melden sich mit neuen Herzschmerz-Ohrwürmern zurück. Die Hochglanz-Produktion „Heart Break“ richtet sich ans Mainstream-Publikum mit ausgeprägtem Harmoniebedarf. Mehr...

Perfekte Country-Pop-Idylle mit Langeweile-Garantie
© Universal Music

Country-Pop, so glatt gebügelt wie viele Hollywood-Gesichter: Lady Antebellum melden sich mit neuen Herzschmerz-Ohrwürmern zurück.

Spätestens seit ihrem Hit „Need You Now“ zählt das Trio Lady Antebellum zu den bekanntesten und erfolgreichsten Country-Acts in den USA, aber auch international. Nach einer kürzeren Auszeit, die Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood für Solo-Projekte und Familie nutzten, veröffentlicht die Band nun ihr sechstes Studioalbum „Heart Break“.

Fürs Songwriting mieteten sich die drei Musiker ein ganzes Haus in Kalifornien an. Dort konzentrierten sie sich gemeinsam mit ein paar Kollegen voll und ganz auf den kreativen Prozess. Das Ergebnis wird in der offiziellen Presseinformation zum Lonplayer klischeehaft angepriesen als bislang persönlichstes Werk.

Durchschaubare Mainstream-Routine

Diese abgedroschene Phrase wird meistens genau dann bemüht, wenn die große Überraschung ausbleibt und alles klingt wie gehabt. „Heart Break“ macht da keine Ausnahme. Lady Antebellum streben diesmal vielleicht noch ein bisschen mehr nach Pop-Appeal („Heart Break“, „Think About You“). Ihre Country-Wurzeln schütteln sie aber nie ganz ab: Steelgitarre, Banjo und weitere genretypische Instrumente setzen entsprechende Akzente.

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Die Grenzen zum radiotauglichen Folk-Pop sind dabei fließend, wie die fröhliche Uptempo-Nummer „This City“ und das eingängig stampfende „Teenage Heart“ zeigen. Die obligatorischen Sing-Along-Hooklines sitzen ganz selbstverständlich schon nach dem ersten Refrain. Doch gerade diese schreckliche Durchschaubarkeit lässt schnell Langeweile aufkommen.

Zielsicher auf große Gefühle getrimmt

Auch bei den Balladen verlieren sich Lady Antebellum in der Mainstream-Routine. Mit Titeln wie „Somebody's Else's Heart“, „Hurt“ und „Home“ versucht die Formation, partout ein neues „Need You Now“ heraufzubeschwören. Die schönen Melodien und umarmenden Akkorde sind zielsicher auf große Gefühle getrimmt. Diese bleiben dennoch aus, weil die Hochglanz-Produktion einfach zu perfekt und beliebig ausgefallen ist.

Inhaltlich bewegen sich Lady Antebellum auf allzu ausgetretenen Pfaden: Es geht um gescheiterte Liebesbeziehungen und Herzschmerz in verschiedenen Lebensphasen. Die kleinen Songgeschichten werden von Hillary und Charles mit Vorliebe als Duett aus zwei unterschiedlichen Perspektiven präsentiert. Eine positive Botschaft oder ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft vertreiben schließlich immer wieder die Melancholie.

So erinnern sie sich in der Ballade „Big Love In A Small Town“ zurück an die erste Liebe im Jugendalter. „Heart Break“ appelliert, seinem Herzen nach einer Trennung erst einmal eine Auszeit zu gönnen. „Home“ sieht die Liebe als Zufluchtsort und Zuhause.

Ein Song über Amy Winehouse

Bei „Famous“ brechen Lady Antebellum aus der Romantik-Welt aus und singen über die Schattenseiten des Ruhms. Das Schicksal von Amy Winehouse inspirierte Hillary, Charles und Dave zu dem vielleicht spannendsten Song des Albums. „You Look Good“ fällt stilistisch aus der Reihe und überrascht mit einem souligen Groove und griffigen Bläser-Parts. Dem Song an sich fehlt es allerdings an einer zündenden Melodie. Also noch mehr gepflegte Langeweile!

Das Sahnehäubchen erhält die sterile Lady-Antebellum-Perfektion durch den ohne Frage tadellosen Harmoniegesang. Auch mit ihren Solo-Einlagen qualifizieren sich Hillary und Charles für einen Platz im Country-Stimmen-Bilderbuch. Könnte man Idylle auf CD pressen, würde diese wohl wie das US-Trio klingen. Für so viel Harmonie und heile Welt braucht es durchaus Durchhaltevermögen.

Mehr Infos zur Band: www.ladyantebellum.com

Veröffentlichung: 09.06.2017 (Capitol / Universal Music)

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  • Rezension zu: Lady Antebellum: Heart Break
  • Redaktionswertung:

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