Zum runden Geburtstag wagt Kylie Minogue mal etwas Neues und bereichert ihren Dance-Pop um Country-Elemente. Das funktioniert erstaunlich gut: Ihr 14. Album „Golden“ macht eine Menge Spaß und will gar nicht mehr sein als eine leicht verdauliche Pop-Scheibe zum Tanzen und Mitsingen. Mehr...
Zum runden Geburtstag wagt Kylie Minogue mal etwas Neues und bereichert ihren Dance-Pop um Country-Elemente. Das funktioniert erstaunlich gut.
Kylie Minogue meldet sich mit ihrem 14. Studioalbum „Golden“ aus einer längeren Schaffenspause zurück. Diese nutzte die Klatschpresse, um über ihr anhaltendes Pech in Liebesdingen zu berichten. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag im Mai lenkt Australiens Pop-Königin die öffentliche Aufmerksamkeit wieder auf ihre Musik. In ihren neuen Songs hakt sie die persönlichen Krisen der letzten Jahren mit einem Augenzwinkern ab und schaut hoffnungsvoll nach vorne.
In Nashville hat Kylie Inspiration gesucht und gefunden. Diesmal war die Sängerin komplett ins Songwriting involviert. Unterstützt wurde sie dabei vor allem von Amy Wadge und Steve McEwan. Die zwei britischen, in der Country-Metropole lebenden Hitschreiber haben bereits mit Stars wie Carrie Underwood, Keith Urban, Ed Sheeran und James Blunt zusammengearbeitet.
Den Kylie-Alben der jüngeren Vergangenheit mangelte es durchaus an den großen Ohrwürmern. Nach ein, zwei griffigen Singles begnügten sich „Kiss Me Once“ (2014), „Aphrodite“ (2010) und „X“ (2007) mit tanzbarem Füllmaterial, das nach einer durchgemachten Club-Nacht wieder vergessen war. „Golden“ geht in eine komplett andere Richtung: Nahezu jeder Titel taugt dank eingängiger Melodie und kompakter Dreiminuten-Laufzeit zum Radioeinsatz.
Die bereits veröffentlichten Tracks „Dancing“ und „Stop Me From Falling“ dürfen sich zwar über reichlich Airplay freuen. In den internationalen Charts konnten sich die Album-Vorboten jedoch nur auf den hinteren Rängen platzieren. Hierzulande schafften es die Singles nicht einmal in die Top 100. Was ist da los? Hat Kylie etwa zu viel gewagt mit ihrem kleinen Nashville-Trip?
Dieser hat nämlich deutliche Spuren hinterlassen: Fast durchgehend bereichern Banjo, Fiedeln sowie Akustik- und Steel-Gitarre den leichtfüßigen Dance-Pop auf „Golden“. Die Country-Färbung dient der Scheibe als musikalisches Konzept, lassen die Songs wie aus einem Guss klingen. Lediglich die elektronische Pop-Ballade „Sincerely Yours“ fällt so ein wenig aus der Reihe, weil die Nashville-Elemente komplett fehlen.
„Live A Little“ lässt zumindest in den Strophen noch ein paar Gitarrenklänge aufblitzen, verliert sich im Refrain dann aber in recht beliebigen, etwas altbackenen House-Sounds. Am meisten Spaß machen die Stücke, die das Country-Party-Konzept konsequent durchziehen: „A Lifetime To Repair“ lädt zum Uptempo-Square-Dance im Glitzerkleidchen ein, fröhlich weitergaloppiert wird bei „One Last Kiss“.
Bei „Shelby '68“ und „Love“ pumpen die Beats subtiler, Kylies Stimme wird weniger durch die Effektmaschine und den Sampler gejagt. Richtig gefühlvoll wird es aber erst bei der nahezu akustisch gehaltenen Ballade „Radio On“. Das ruhige und melancholische „Music's Too Sad Without You“, ein Duett mit dem britischen Songwriter Jack Savoretti, liefert den nächsten Beweis: Kylie macht auch ohne schräge Synthies und elektronische Spielereien eine gute Figur.
Wie schade, dass sie nicht so mutig gewesen ist, ein klassisches Country-Album aufzunehmen! Das hätte ihre Fans aber vermutlich zu sehr verschreckt. Andererseits haben diese das 2012 veröffentlichte Akustikalbum „The Abbey Road Sessions“ mit reduzierten Neufassungen der größten Minogue-Hits sicher noch als gelungenes Experiment in Erinnerung.
Frei nach Cindy Laupers Motto „Girls just want to have fun“ hatte Kylie aber vielleicht einfach Lust dazu, sich die privaten Sorgen quasi vom Leib zu tanzen. Mit einer fluffigen Nummer wie dem Titeltrack, der humorvoll den Score zum Kult-Western „Zwei glorreiche Halunken“ referenziert, liegt sie definitiv auch richtig.
„Golden“ zählt auf jeden Fall zu den besseren Silberlingen ihrer nunmehr 30-jährigen Karriere als Sängerin. Die leicht-verdaulichen Pop-Hits mit dem gewissen Cowgirl-Charme passen prima zu den ersten sonnigen Frühlingstagen 2018. Manchmal genügt es einfach, wenn ein Album gute Laune bereitet.
Mehr Infos zur Künstlerin: www.kylie.com
Veröffentlichung: 06.04.2018 (BMG Rights Management)
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