Die Newcomer-Band Kongos verbindet auf ihrem Debüt "Lunatic" gekonnt die musikalischen Genres. Die rockigen Achterbahnfahrten mit Ausbrüchen in Sachen Folk, Pop, Blues und Reggae stecken voller Kontraste und Überraschungen. Mehr...
Lust auf rockige Achterbahnfahrten mit Ausbrüchen in Sachen Folk, Pop, Blues und Reggae? Die Kongos machen es möglich.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Das trifft es bei der Newcomer-Band Kongos ziemlich genau. Die vier Mitglieder Dylan, Daniel, Jesse und Johnny sind nämlich die Söhne des südafrikanisch-britischen Sängers John Kongos, der in den 60ern und 70ern als Glam-Rocker Erfolge feierte. Das musikalische Talent scheint der Herr Papa seinen Sprösslingen quasi in die Wiege gelegt zu haben.
"Lunatic", das Debütalbum seiner Kinder, sprüht geradezu vor Kreativität und richtig guten Songs. Die CD wurde erstmals vor drei Jahren in Südafrika veröffentlicht, wo sie auf Anhieb die Charts aufmischte. Jetzt wollen die Kongos auch den Rest der Welt erobern: In ihrer Wahlheimat USA konnten die Jungs im Frühjahr einen Major-Deal landen. "Lunatic" wurde neu aufgelegt und die Single "Come With Me Now" kletterte bis auf Platz 1 der US Billboard Alternative Charts.
Ende August kommt man nun endlich auch hierzulande ganz offiziell in den Genuss des Erstlings. Im Oktober stellen die Kongos ihre Songs zudem live vor: Das Quartett unterstützt die Europa-Tour von OneRepublic als Supoort-Act (Tickets bei eventim.de). Es ist durchaus damit zu rechnen, dass die Geschwister Ryan Tedder und Co die Show stehlen werden. Ihre abwechslungsreichen Rocknummern könnten nicht besser für große Arenen wie in Hamburg, Oberhausen und Nürnberg geschaffen sein.
Die Kongos inszenieren die meisten ihrer Songs mit opulenten, gleichsam packenden wie hypnotisierenden Rhythmen. Vor allem die Uptempo-Stücke bestechen durch treibende und synkopierte Beatgerüste. Gleich der Albumeinstieg mit dem geheimnisvoll-düsteren und dennoch überaus griffigen "I'm Only Joking" offenbart dieses wirksame Konzept. Dazu reichen die Kongos stimmungsvolle Synthies und kratzende Gitarren. Die Kollegen von Muse hätte es vermutlich nicht besser hinbekommen!
"Come With Me Now" tarnt sich zunächst als harmloser Folksong zum Mitklatschen, rockt dann aber im Refrain in Mando-Diao-Manier ab. Das Akkordeon entpuppt sich nicht nur hier als ungewöhnliche, aber sehr erfrischende Bereicherung für eine Rockband. Doch Überraschungen gehören bei den Kongos einfach mit dazu: Bei "I Want To Know" verbinden die experimentierfreudigen Musiker relaxte Reggae-Grooves mit bluesigen Gitarreneinlagen. "Escape" beginnt recht ruhig mit einem E-Piano und explodiert dann im Refrain unerwartet mit elektronischen Sounds und verspielter Rhythmik.
Nach dem rebellischen "Kids These Days" mit Proberaum-Charakter lädt "As We Are" als erste Ballade auf "Lunatic" zum Träumen ein. Das fast schon schlagereske Akkordeonintro mag etwas kitschig ausgefallen sein. Die wunderschöne Melodie und vor allem der hymnische Refrain lassen dies aber verzeihen. Mit der zweiten Strophe steigert sich der Song kurzzeitig in Tempo, Lautstärke und Instrumentierung. Nach diesem dynamischen Ausbruch geht er aber wieder reduziert und sehr gefühlvoll zu Ende.
Noch ein bisschen mehr nimmt sich das folkige "Traveling On" zurück. Die Kongos erinnern hier sehr stark an Travis und Keane. Da schwingt eine ordentliche Portion typisch britische Melancholie mit - ähnlich wie später auch beim gemäßigten Album-Rausschmeißer "This Time I Won't Forget". Zwischen diesen nachdenklichen Ruhepausen drehen die vier Brüder noch mal ordentlich auf: "Sex On The Radio" und "It's A Good Life" sind eingängige Gute-Laune-Kracher. "Hey I Don't Know" geht ebenfalls prima ins Ohr, gibt sich mit verzerrtem Gesang und einer Überdosis Elektronik aber widerspenstiger. Der Beat stampft, die Menge tanzt!
Aus der Reihe springt das dramatische "Take Me Back", das sich nicht zwischen bedrohlicher Atmosphäre in den Strophen und hoffnungsvoller Folk-Harmonie im Refrain entscheiden kann. Gerade dieser Kontrast bleibt aber spannend bis zum Schluss. Schon jetzt beherrschen die Kongos solch musikalische Achterbahnfahrten nahezu in Perfektion. Sie verbinden originell und gekonnt die verschiedensten Genres. Nicht auszumalen, was da nach diesem gelungenen Debüt noch alles folgen mag!
Link: www.kongos.com
Veröffentlichung am 29.08.2014 (Smi Epc - Sony Music)
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