Eine Popikone setzt Trends. Ein Popsternchen eifert ihnen nach. Mit ihrem neuen Werk „Witness“ zeigt US-Sängerin Katy Perry, wo sie einzuordnen ist. Mit an Bord sind die beiden Singles „Chained To The Rhythm“ und „Bon Appétit“. Mehr...
Eine Popikone setzt Trends. Ein Popsternchen eifert ihnen nach. Mit ihrem neuen Werk „Witness“ zeigt Katy Perry, wo sie einzuordnen ist.
Katy Perry lässt sich für ihre neue Kurzhaarfrisur gerade als Trendsetterin feiern. Aber trugen Miley Cyrus und Kristen Stewart diese nicht so ähnlich schon deutlich früher? Ach, egal! Hauptsache, die Medien springen darauf an! Die PR-Maschine funktioniert gut im Hause Perry.
So wird sicher auch der Sound ihres neuen Albums „Witness“ als frisch und innovativ verkauft. Dabei hat das Team hinter dem 32-jährigen Popstar lediglich seine Hausaufgaben gemacht und analysiert, was gerade in den Charts angesagt ist. Natürlich bestimmt momentan elektronische Musik in all ihren Facetten die internationalen Hitlisten.
Mit einer Vielzahl an Songwritern und Produzenten wie Max Martin, Duke Dumont, Jeff Bhasker, Shellback und Sia sind daher sehr synthetische Tracks entstanden, die mit EDM-Subgenres wie House, 2-Step, Dancehall, Disco und Future Bass jonglieren. Dazu gibt es eine Prise Pop, R'n'B und Hip-Hop – fertig ist ein bunter Mix, der auf Nummer sicher gehen will, aber vielleicht gerade deshalb scheitert.
Trotz zahlreicher Hitschreiber-Beteiligung bietet „Witness“ überraschend wenig radiotaugliches Ohrwurm-Material. Das in den vergangenen Monaten von den Stationen regelrecht totgedudelte „Chained To The Rhythm“ zählt noch zu den griffigsten Nummern.
Die Balladen „Miss You More“ und „Save As Draft“ stammen zwar aus der 08/15-Schublade. Immerhin lassen sie aber noch eine greifbare Melodie erkennen, die viele anstrengende Elektro-Spielereien des Albums vermissen lassen.
„Bon Appétit“, „Power“ und „Tsunami“ bemühen sich zu verkrampft um Coolness und eine moderne Verpackung. Zum Teil haben bis zu neun Personen an solch monotonen, futuristischen Tracks herumgesbatelt, hinter denen kaum eine echte Songidee steckt.
Im Vergleich dazu wirken das stampfende Titelstück und das housige „Déjà Vu“ fast wie kleine Perlen. In Wahrheit fallen diese aber zielsicher in die Kategorie „Dance-Pop zum Vergessen“. Wer unter einer Auto-Tune-Allergie leidet, sollte „Mind Maze“ direkt überspringen.
Wie eine angestaubte Kollaboration zwischen Eurythmics und Snap peitscht „Roulette“ wuchtig und irgendwie noch ganz sympathisch aus den Boxen. Auch „Bigger Than Me“ und „Swish Swish“ mit Rap-Einlagen von Nicki Minaj greifen den Euro-Dance-Spirit vergangener Tage auf. Mit „Pendulum“ verweilt Perry auf der Tanzfläche, ersetzt die billigen Computer-Beats aber durch einen angenehm organischen Funk-Groove. Ein Gospel-Chor haucht dem Song zusätzlich Leben ein.
Am Ende wirft Katy den Elektro-Schnickschnack nahezu ganz über Bord und versucht sich mit „Into Me You See“ an einer Piano-Ballade. Allerdings klimpert das Klavier zuweilen etwas schräg im Hintergrund. Das ist zu verschmerzen, bekommt die Pastorentochter hier doch endlich Gelegenheit, etwas Gefühl zu zeigen.
Emotionen verkaufen sich aktuell aber längst nicht so gut wie knackige Beats und Elektro-Geblubber. Aus kommerzieller Sicht mag Katy Perry insofern alles richtig gemacht haben. An „Witness“ wird sich aber wohl schon im nächsten Jahr keiner mehr zurückerinnern. Vielleicht boomt ja dann Death-Metal-Techno in den Charts. Mensch, Katy, auf dieses Album sind wir jetzt schon gespannt!
Mehr Infos zur Künstlerin: www.katyperry.com
Veröffentlichung: 09.06.2017 (Capitol / Universal Music)
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