Johannes MeißnerMit seiner „Regenbogenmalmaschine“ bietet Newcomer Johannes Meißner ein authentisches Abwechslungsprogramm zum Deutsch-Pop-Allerlei. Ganz ohne ein paar zähe Momente kommt das Debüt aber nicht aus. Mehr...

Johannes Meißner: Wortgewandt, nachdenklich, authentisch
© Membran

Mit seinem ersten Album „Regenbogenmalmaschine“ bietet Newcomer Johannes Meißner ein authentisches Abwechslungsprogramm zum Deutsch-Pop-Allerlei.

Deutschsprachige Pop-Musik erfreut sich gerade großer Beliebtheit in den Charts. Das große Problem dabei: Die Solokünstler und Bands klingen allesamt sehr ähnlich und damit auch recht beliebig und austauschbar. Johannes Meißner startet jetzt aber eine Offensive gegen den Mainstream-Einheitsbrei aus abgenutzten Liebesfloskeln und vertrauen Akkorden.

Der junge Berliner überrascht auf seinem Debütalbum „Regenbogenmalmaschine“ zunächst einmal mit seinen originellen Texten: Witzige Wortspiele, fantasievolle Wortschöpfungen („Fantasiereisen Sie?“) wie beim Titelsong und unzählige Zweideutigkeiten fordern den Hörer heraus. Über was singt der da eigentlich?

Meißner fordert sein Publikum heraus

Man muss bei Meißner schon ganz genau zuhören, um nicht den Faden zu verlieren. Doch selbst wer seinen Zeilen aufmerksam folgt, kann, darf und muss diese selbst noch für sich interpretieren. Das gelingt sicher erst nach mehrmaligem Hören, auch wenn einzelne Textpassagen durch markante Ideen oder einfach nur durch sich wiederholende Wörter („Baum für Baum für Baum“) hängen bleiben.

Meißner will sein Publikum herausfordern, es aber nicht etwa überfordern: Mit Bassist Maximilian Hirning, Lena Schmidt an den Synthesizern und Schlagzeuger Axel Meier hat der Songwriter seine Lieder nur zurückhaltend instrumentiert. Sein zuweilen an Clueso und Peter Fox erinnernder Gesang wird oft nur von einem groovenden Beat getragen („Regenbogenmalmaschine“).

Viele der Arrangements besitzen einen jazzigen Charakter mit synkopierter Rhythmik und verspielten Basslinien. Hier zeigt sich nicht zuletzt der Einfluss von Mark Reinke. Der Jazz-Pianist war Meißners Hauptfachlehrer während dessen Musikstudium in Rostock. Gemeinsam mit Mirko Hofmann (Haudegen) fungierte er als Produzent.

Melancholie, die Hoffnung macht

Deutlich zugänglicher als einige sehr monotone und depressiv-nachdenkliche Songs („Da wo du hingehst“, „Egoich“, „Matchbox Männeken“) bestechen die fast schon chansonesken Klavierballaden „Zoey's Fabelwesen“, „Bis übermorgen“ und „Boxhagener Platz“ mit hoffnungsvoller Melancholie.

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Trotz einiger plätschernder Momente ist Meißners „Regenbogenmalmaschine“ ein erfrischend anderes und sehr abwechslungsreiches Debüt geworden. Eine griffige Hookline hier und da hätte sicher noch ein bisschen mehr Schwung reingebracht, ohne dass Johannes Meißner gleich in die Mainstream-Falle getappt wäre. Dafür bringt er einfach zu viel Authentizität mit.

Link: www.johannesmeissner.de

Veröffentlichung am 29.01.2016 (Membran)

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  • Rezension zu: Johannes Meißner: Regenbogenmalmaschine
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