Während andere Bands zuletzt unfreiwillig eine coronabedingte Zwangspause einlegen mussten, hatten die Imagine Dragons schon vor Beginn der Pandemie eine längere Live-Auszeit angekündigt. In dieser entstand das neue und überaus irritierende Album „Mercury – Act 1“. Mehr...
Die Imagine Dragons irritieren auf ihrer fünften Scheibe „Mercury – Act 1“ mit einer unglücklichen Genre-Achterbahnfahrt.
Während andere Bands zuletzt unfreiwillig eine coronabedingte Zwangspause einlegen mussten, hatten die Imagine Dragons schon vor Beginn der Pandemie eine längere Live-Auszeit angekündigt. Nach mehr als 46 Millionen verkauften Alben, 55 Millionen verkauften Singles und über 74 Milliarden Streams konnten sich Frontmann Dan Reynolds, Gitarrist Wayne Sermon, Bassist Ben McKee und Schlagzeuger Daniel Platzman diese getrost leisten.
Die Musiker ruhten sich jedoch keineswegs auf ihrem Erfolg aus. Trotz Rückzug ins Private bastelten sie nebenbei an neuem Songmaterial. Allein Reynolds schrieb Hunderte von neuen Liedern, in denen er Beziehungsprobleme, seine Trauer um verstorbene Familienmitglieder und Freunde, Glaubenskrisen und Selbstzweifel aufarbeitete. Ein Auswahl davon landete bei Rick Rubin (Red Hot Chilli Peppers, Linkin Park, Adele) auf dem Tisch, der sein ehrliches Urteil abgab und schließlich als Produzent für „Mercury – Act 1“ angeheuert wurde.
Laut Pressetext riet Rubin der US-Formation dazu, bei einigen Songideen tiefer zu graben und noch ehrlichere Worte zu finden. Viel gebracht scheint es nicht zu haben. Denn obwohl es um ernste Themen wie Tod und Depressionen geht, bleiben die Lyrics erstaunlich oberflächlich.
Reynolds wirft mit Plattitüden und abgenutzten Phrasen regelrecht um sich („It's okay not to be okay“, „I'm trying to be somebody else. I'm finding it hard to love myself. I've wanted to be somebody new but that is impossible to do...“). Frei nach dem Motto: Hauptsache, es reimt sich! Es handelt sich also mehr um simple Tagebuchpoesie („Days pass by and my eyes stay dry and I think that I′m okay 'til I find myself in conversation fading away...“) und weniger um geistreiche Lebensweisheiten, die Imagine Dragons als weitgehend radiokompatible Dreiminüter verpacken.
Die Betonung liegt auf weitgehend. Natürlich dürfen bandtypische Singles wie „Follow You“ und „Wrecked“ nicht fehlen, die Pop- und Rock-Elemente mit elektronischen Beats und Synthies kombinieren. Doch das Quartett erweitert das musikalische Gemischtwarenangebot diesmal noch um weitere Genres und Experimente, die so nicht unbedingt zu erwarten waren. Noch relativ harmlos , wenn auch schräg fällt der Versuch aus, mit dem funkigen „Monday“ auf den Spuren von Prince zu wandern.
Reynolds gepresster Falsettgesang geht allerdings genauso in die Hose wie die Scream-Ausraster im sonst recht melodiösen „Giants“ sowie im wütend stampfenden „Cutthroat“. Das Geschrei fällt völlig aus dem Rahmen und wirkt daher fast schon ungewollt komisch. „Dull Knives“ fährt zum stimmlichen Ausbruch immerhin punkig-grungige Gitarrengewalt auf, will in den Strophen aber irgendwie trotzdem noch ein Popsong sein.
Doch damit nicht genug der Unentschlossenheit: Im nächsten Moment probieren sich die Imagine Dragons plötzlich an kompromisslosem Gute-Laune-Sound im Stil von Train („No Time For Toxic People“) oder Magic! („One Day“). Die flirrenden Riffs des Openers „My Life“ erinnern dagegen an U2, während eine rhythmische Gitarrenpopnummer wie „Lonely“ so ähnlich auch von einem Ed Sheeran kommen könnte.
Bemüht sich die Band aus Las Vegas ganz bewusst darum, für den kommerziellen Erfolg möglichst viele Zielgruppen mit unterschiedlichen musikalischen Vorlieben zu erreichen? Oder ist dieser unausgegorene Stilmix einfach nur das Ergebnis völliger Plan- und Profillosigkeit? Darüber lässt sich nur spekulieren. Eines steht aber außer Frage: Mit „Mercury – Act 1“ wissen die Imagine Dragons definitiv mehr zu irritieren als zu begeistern.
Mehr Infos zur Band: imaginedragonsmusic.com
Veröffentlichung am 3. September 2021 (Interscope / Universal Music)
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