Das neue Album von Gloria ist „Da“. Sorry, aber mit diesem platten Wortspiel musste das Duo rechnen. In ihren neuen, sehr melancholischen Songs wissen Klaas Heufer-Umlauf und Mark Tavassol die deutsche Sprache zum Glück besser zu pflegen. Mehr...
Melancholisch und subtil: Gloria zelebrieren auf ihrem dritten Werk nachdenklichen Deutsch-Pop, der inhaltlich etwas schwammig bleibt.
Das neue Album von Gloria ist „Da“. Sorry, aber mit diesem platten Wortspiel musste das Duo, bestehend aus Moderator Klaas Heufer-Umlauf und Multiinstrumentalist Mark Tavassol, rechnen. In ihren neuen Songs wissen die beiden Freunde die deutsche Sprache zum Glück besser zu pflegen.
Am Anfang stand das Wort oder wie es Mark ausdrückt: „Ohne Text geht nicht richtig was los.“ Das hört man den (tatsächlich nur) neun Titeln der nunmehr dritten Gloria-Scheibe deutlich an. Mit vielsagenden Worten und Bildern gibt sich die Zweimann-Band oft kryptisch. Das lyrische Gedankengut macht meisterhaft Andeutungen und verbreitet eine Menge Melancholie.
„Es bricht ein Sturm los, es wird überraschend rau“, heißt es gleich im Opener. Klaas singt davon, wie schwer es ist, Gewohnheiten über Bord zu werfen und sich auf etwas Neues einzulassen. Dieser Weg wird kein leichter sein, was?
Bloß nicht zu konkret werden, das scheint auch das Motto bei der angenehm nach vorne groovenden Beziehungsanalyse „Narben“. Viele bedeutungsschwangere Fragen weiß im Anschluss die Single „Immer noch da“ zu stellen, die mit fast schon unbeschwertem NDW-Flair daherkommt und gut ins Ohr geht. Eines muss man Gloria lassen: Trotz Fokus auf die Texte offenbaren die Songs fluffig-griffige Melodien.
Das dezent elektronische „Erste Wahl“ macht da keine Ausnahme, wirft einen kritischen Blick auf Politik und Gesellschaft und hinterfragt, woher wir unsere Meinung beziehen. Dem nachgereichten Song zur Bundestagswahl 2017 folgen zunächst ruhige Töne: „Süchtig“ ist schön mit Piano, Streichern und Bläsern instrumentiert und punktet mit einem hymnischen Refrain.
„Einer von den Anderen“ und „Hochhaus“ ziehen das Tempo dann noch einmal an. In beiden Liedern geht es um Höhenflüge, aber auch um den tiefen Fall zurück in die Einsamkeit. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – die beiden Extreme liegen wie so oft nah beieinander.
Beim Anflug einer Depression umarmen die folkigen Klänge von „Nie mehr“ und spenden Trost, selbst wenn die Stimmung nachdenklich bleibt: „Manchmal weiß ich nicht genau: Bist du ein Freund oder auch nur Zeitvertreib?“
Am Ende geben sich Gloria der „Stille“ hin und lassen „Da“ sehnsüchtig, aber auch ein bisschen plätschernd ausklingen. Nach einer starken halben Stunde ist alles vorbei und es bietet sich an, dem Album gleich eine weitere Spielzeit zu gewähren.
Die angenehm unaufdringlichen Popsongs aus Marks Feder brauchen ein paar Durchgänge, bis sie ihre ganze Wirkungskraft entfalten. Dabei irritiert durchaus, welche Ernsthaftigkeit Klaas an den Tag legen kann. Während er in Shows wie „Circus HalliGalli“ und „Joko gegen Klaas“ zu Albernheiten aufgelegt ist, präsentiert er sich als Sänger erwachsen und ganz ohne lausbübisches Augenzwinkern. Der Balanceakt gelingt ihm erstaunlich gut.
Ab November kommen Gloria mit ihrem neuen Longplayer auf große Deutschland-Tour. Ende Januar 2018 ist auch ein Konzert in Wien geplant.
Alle Termine unter: www.gloriamusik.de
Veröffentlichung: 13.10.2017 (Grönland Records / Rough Trade)
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