Gleis 8 - EndlichGleis 8 haben neue Kraft aus einer schweren Krise geschöpft. Der zweite Longplayer der Band um Frontfrau AnNa R. bietet abwechslungsreich arrangierten Deutsch-Pop voller Pathos. Vergleiche zu Rosenstolz liegen nahe. Mehr...

Neue CD von Gleis 8: Rosenstolz optimiert
© Caren Detje

Gleis 8 haben neue Kraft aus einer schweren Krise geschöpft. Der zweite Longplayer der Band um Frontfrau AnNa R. bietet abwechslungsreich arrangierten Deutsch-Pop voller Pathos.

Über drei Jahre liegt die Trennung des Berliner Duos Rosenstolz jetzt zurück. Sowohl AnNa R. als auch Peter Plate haben sich neu orientiert. Plate konzentriert sich nach seinem Solo-Album „Schüchtern ist mein Glück“ aufs Produzieren und das Songwriting für andere Künstler: Gemeinsam mit Ulf Leo Sommer und Daniel Faust verhalf er zuletzt Sarah Connor mit dem Album „Muttersprache“ zu ihrem ersten deutschsprachigen Erfolg.

Etwas ruhiger war es in den letzten drei Jahren um Sängerin AnNa R. geworden. Recht zeitnah nach dem Rosenstolz-Aus veröffentlichte sie mit ihrer neuen Band Gleis 8 das Album „Bleibt das immer so“. Die Scheibe kletterte bis auf Platz 7 der deutschen Charts. Ein vielversprechender Neustart! Der Nachfolger „Endlich“ ließ dennoch lange auf sich warten - bedingt durch mehrere Zwangspausen.

Krebsdiagnosen warfen Gleis 8 aus der Bahn

Gleich zwei Mitglieder von Gleis 8 erhielten eine schockierende Krebsdiagnose: Schlagzeuger Manne Uhlig gewann den Kampf gegen die Krankheit. Saxofonist Lorenz Allacher erlag ihr und hinterließ für AnNa, Manne und Produzent Timo Dorsch eine große Lücke als Freund und Musiker. Der Schicksalsschlag sollte aber nicht das Ende für Gleis 8 bedeuten. Schnell wurde der Entschluss gefasst, als Trio weiterzumachen. „Das hätte Lorenz so gewollt, denn Gleis 8 war sein letztes Baby“, erklärt AnNa anlässlich der Veröffentlichung von „Endlich“.

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Nach der schwierigen Zeit sind die Songs darauf entsprechend geprägt von einem durchgehend traurigen, melancholischen Unterton. Es geht um Verlust, Trennung, Schmerz und Verzweiflung, aber auch um neue Kraft, die aus Lebenskrisen geschöpft werden kann. Zu konkret wird es dabei jedoch nie, da AnNa wie zu Rosenstolz-Zeiten vorwiegend Allgemeinplätze bedient.

Vielleicht liegt aber genau hier das Geheimnis gut gemachter Pop-Musik, die möglichst eine breite Masse erreichen soll. Mit den simplen Zeilen, eindeutigen Metaphern und durchschaubaren Reimen bringen die Lieder die Emotionen ziemlich genau auf den Punkt. Voller Pathos und begleitet von molligen Pianoakkorden schmettert AnNa diese so stimmgewaltig und ausdrucksstark wie immer. Das mag man oder man mag es eben nicht.

Vergleiche mit Rosenstolz liegen nahe

AnNa R. polarisiert auch ohne Plate an ihrer Seite. Für Gleis 8 bedeutet ihr markantes, mächtiges Organ allerdings ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Natürlich kommt es da zwangsläufig zu Vergleichen mit Rosenstolz, die allerdings nur bedingt greifen können.

Die Arrangements bei Gleis 8 sind deutlich komplexer, die Songs viel bunter instrumentiert. Rockige Gitarren („Wach auf“), die zarten Klänge einer Paraguay-Harfe („Alles auf Anfang“), viel Piano („Herz raus“, „Dunkelrot“, „Kein Zuhaus“), warme Synthie-Flächen („Schreien“) und zuweilen auch ein paar elektronische Beats („Trotzdem“, „Du lachst mich aus“) sorgen für einen abwechslungsreichen und stimmigen Sound. Die Produktion gibt sich streckenweise sehr wuchtig und stadiontauglich wie beim hymnischen „Du bebst“.

Das ungewöhnliche Rammstein-Cover „Engel“ startet anfänglich als reduzierte Ballade, gewinnt dann zum Finale aber ebenfalls an Lautstärke und Opulenz. Dazu darf AnNa mit fordernder Stimme wüten. Traurigkeit überwiegt dann wieder beim „Lied zum Schluss“. Das letzte Stück des Albums ist gleichzeitig auch der letzte Song, der noch zusammen mit Lorenz Allacher entstanden ist.

Ab April werden Gleis 8 ihre neuen Titel erstmals live präsentieren. Dann startet die „Endlich“-Tour durch insgesamt 13 deutsche Städte (Tickets bei eventim.de*).

Link: www.gleis8.net

Veröffentlichung am 12.02.2016 (Island - Universal Music)

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  • Rezension zu: Gleis 8: Endlich
  • Redaktionswertung:

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