George Ezras zweiter Longplayer „Staying At Tamara's“ hält deutlich mehr, als die vorab veröffentlichten Songs „Don't Matter Now“ und „Paradise“ versprochen haben. Vor allem mit den Balladen und bei einer gemeinsamen Americana-Nummer mit First Aid Kit kann der Brite wieder überzeugen. Mehr...
George Ezras zweiter Longplayer „Staying At Tamara's“ hält deutlich mehr, als die vorab veröffentlichten Songs „Don't Matter Now“ und „Paradise“ versprochen haben.
Junge Künstler tun sich oft schwer mit dem zweiten Album, vor allem wenn sie das erste als Überraschungserfolg quasi über Nacht berühmt gemacht hat. Der Brite George Ezra ist dagegen cool und auf dem Boden geblieben. Nach seinem Hit „Budapest“ und dem Debüt-Bestseller „Wanted On Voyage“ ließ er sich fast vier Jahre Zeit für sein neues Werk „Staying At Tamara's“.
Inkognito-Monat in Barcelona
Ein Großteil der Songs schrieb der 24-Jährige wieder auf Reisen, vor allem während seines einmonatigen Aufenthalts in Barcelona. Via „Airbnb“ quartierte er sich kurzerhand in die Wohnung der titelgebenden Tamara ein. Da er in Spanien nicht so populär ist wie im Rest Europas, wusste die junge Frau anfangs gar nicht, dass sie einen echten Star beherbergte.
In einer Zeit, die von besorgniserregenden Schlagzeilen um den Brexit, Trump, Erdoğan und Terror geprägt war, komponierte George ganz bewusst gut gelaunte, unbeschwerte Ohrwürmer. Bei all den Hiobsbotschaften in den Nachrichten wollte er mir seiner Musik gegensteuern und für sich und sein Publikum eine Möglichkeit finden, dem Alltag zu entfliehen.
Single-Vorboten haben enttäuscht
Der frühe Single-Vorbote „Don't Matter Now“ und das Anfang März veröffentlichte „Paradise“ zelebrierten die Fröhlichkeit vielleicht etwas zu motiviert. Mit ihrem Friede-Freude-Eierkuchen-Charakter dudelten sie doch mehr Richtung Belanglosigkeit und konnten sich auch nur auf hinteren Rängen der Charts platzieren.
Auf „Staying At Tamara's“ behält Ezra den sonnigen Optimismus zwar auf weiten Strecken bei, offeriert aber gleich mit dem voller Inbrunst geschmetterten Opener „Pretty Shining People“ einen mitreißenden Hit auf Niveau seines gelungenen Erstlings (Rezension zu „Wanted On Voyage).
Die sommerliche Urlaubs-Hymne „Shotgun“ zündet mit den dezenten elektronischen Beats und den munteren Bläser-Akzenten noch ein bisschen mehr. „All My Love“ punktet mit viel souligem 60er-Charme und hätte genau so auch prima auf dem Soundtrack zu „Dirty Dancing“ funktioniert.
Americana-Meisterstück mit First Aid Kit
Das simpel gestrickte, aber vermutlich gerade deshalb so geniale „Hold My Girl“ glänzt als wunderschöne Songperle auf dem Album und wurde folgerichtig als neue Single auserkoren. Wie gut Ezras markant-sonorer Stimme die ruhigen Momente stehen, zeigt sich auch bei den melancholisch-verträumten Balladen „Only A Human“ und „The Beautiful Dream“.
Doch bevor diese die Scheibe entspannt ausklingen lassen, beschwört George Ezra mit der düster angehauchten Americana-Nummer „Saviour“ wunderbare Lagerfeuer-Romantik herauf. Die Kollaboration mit dem schwedischen Indie-Pop-Duo First Aid Kit ist das zweite Meisterstück auf „Staying At Tamara's“. Da fällt es sehr leicht, Ezra die beiden unglücklich gewählten ersten Singles zu verzeihen.
Mehr Infos zum Künstler: www.georgeezra.com
Veröffentlichung: 23.03.2018 (Sony Music)
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