Florence Welch blickt auf „High As Hope“ mit Melancholie und Reue, aber auch irgendwie zufrieden zurück auf ihr bisheriges Leben. Dabei klingt die 31-Jährige kontrollierter und weniger rebellisch als bislang. Das vierte Album ihrer Band setzt die Stärken der Britin wohl dosiert in Szene. Mehr...

Neuer Erwachsenen-Pop von Florence + The Machine
© Universal Music, Vincent Haycock

Florence Welch blickt auf „High As Hope“ mit Melancholie und Reue, aber auch irgendwie zufrieden zurück auf ihr bisheriges Leben.

Künstler gewinnen ihre Inspiration aus Momenten der Verzweiflung, Einsamkeit, Traurigkeit oder Frustration. Nur wenn sie richtig leiden, können sie Großes schaffen und zur kreativen Höchstform auflaufen. Das mag ein Klischee sein. Die britische Sängerin Florence Welch bestätigt dieses aber immer wieder gern mit dramatisch-hymnischen Popsongs, die deutlich tiefer greifen als die seichte Herzschmerz-Kost so mancher Kollegin.

Auf „High As Hope“, dem vierten Album ihrer Band Florence + The Machine, mögen bereits im Titel die Zeichen auf mehr Hoffnung stehen. Doch ganz so mühe- und sorglos will und kann die 31-Jährige nicht in eine rosige Zukunft blicken. Denn die Lebenserfahrung hat ihr gezeigt: Glücklichsein ist eine seltene Angelegenheit. Das stellt sie im A-Cappella-Intro des Songs „No Choir“ fest. Gleichzeitig zeigt sie sich aber auch dankbar für die Hochgefühl-Augenblicke, die ihr bislang vergönnt waren.

Der Blick zurück

Florence wirkt versöhnlicher, was alte Wunden angeht. In der Single „Hunger“ thematisiert sie zwar ihre Essstörung als Teenager. Doch die Nummer klingt mit ihrem packenden Refrain wie ein Befreiungsschlag. Welch schmettert ihn voller Inbrunst mit ihrer markanten, sirenenhaften Stimme.

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So ganz ohne Reue und Melancholie geht es aber doch nicht, wenn die Britin ihre Vergangenheit Revue passieren lässt: Mit „Grace“ entschuldigt sie sich bei ihrer Schwester und ihrer Familie für all den Chaos und Ärger, den sie ihnen bereitet hat. In „South London Forever“ sehnt sie sich zurück in ihre Zeit als Studentin, als sich alles noch so unbeschwert anfühlte.

Deutlich weniger Bombast

Fast wie ein düsterer James-Bond-Song kommt das sich wunderbar aufbäumende „Big God“ daher: Die Nummer beginnt erst ganz reduziert mit dunklen Pianoklängen und verhalltem Gesang. Im Refrain und in der zweiten Strophe gesellen sich dann schließlich mehr und mehr Streicher, Bläser und ein betörender Trip-Hop-Beat dazu.

Anders als auf den Vorgängeralben meiden Florence + The Machine diesmal das ganz große Tamtam. Selbst bei einem Titel wie „Sky Full Of Song“, der so unverkennbar nach der Band klingt, hält sich der Bombast in Grenzen. Übermächtig und dominant bleibt nur das kräftige Organ der charismatischen Frontfrau, selbst beim balladesken „The End Of Love“. Beim tanzbaren „Patricia“, einer musikalischen Verneigung vor US-Punk-Ikone Patti Smith, gibt Florence ohnehin Vollgas.

Live beim Melt Festival 2018

Wenn sich der Rotschopf die Seele aus dem Leib singt, dürfte das noch immer polarisieren. Dennoch präsentiert sich Welch auf „High As Hope“ deutlich kontrollierter und weniger rebellisch als bislang. Die Britin scheint angekommen und sich ihrer Stärken ganz genau bewusst.

Live gibt es den reifen Erwachsenen-Pop von Florence + The Machine am 13. Juli auf dem Melt Festival in Gräfenhainichen zu erleben.

Mehr Infos zur Band: www.florenceandthemachine.net

Veröffentlichung: 29.06.2018 (Island / Universal Music)

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  • Rezension zu: Florence + The Machine: High As Hope
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