Depeche Mode sehen kein Licht am Horizont und malen die Welt auf „Spirit“ pechschwarz. Entsprechend bedrohlich klingen die meisten neuen Songs. Ein neuer großer Hit fehlt auf dem Album, hätte aber auch nicht so recht zum Konzept gepasst. Mehr...
Depeche Mode sehen kein Licht am Horizont und malen die Welt auf „Spirit“ pechschwarz. Entsprechend bedrohlich klingen die meisten neuen Songs.
Das neue Album der britischen Kultband Depeche Mode wurde bereits seit Monaten in den internationalen Medien angepriesen und mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Die PR-Maschinerie arbeitet noch immer bestens für Frontmann Dave Gahan, Gitarrist und Gelegenheitssänger Martin Gore sowie Keyboarder Andrew Fletcher.
Die Vorab-Single „Where's The Revolution“ weckte zuletzt aber tatsächlich Hoffnung, es ginge wieder ein wenig weg vom atmosphärischen, aber auch recht eintönigen Elektro-Geblubber auf „Delta Machine“ (2013) und „Sounds Of The Universe“ (2009). Erfolgt etwa ein Schritt zurück in Richtung „Songs Of Faith And Devotion“ (1993) mit mehr rockigen Akzenten?
Nur so ein bisschen, könnte die Antwort darauf lauten. Produzent James Ford, der schöne Referenzen wie Arctic Monkeys und Florence & The Machine mitbringt, schraubt auf „Spirit“ nicht allzu viel am düsteren Sound der jüngeren Depeche-Mode-Vergangenheit herum.
Neben „Where's The Revolution“ erinnern noch der fast sechsminütige Opener „Going Backwards“, das überraschend melodiöse „The Worst Crime“ und das gespenstisch-bluesige „Poison Heart“ an die gitarrenlastigeren 90er-Hits des Trios. Ansonsten bleibt es überaus elektronisch mit vielen Industrial-Samples, verschachtelten Beats und bedrohlichen Synthie-Flächen.
Im Falle des hypnotisch stampfenden „Cover Me“ schafft es Gahan, die dunkle Monotonie mit gefühlvollem Gesang aufzuhellen. „So Much Love“ geht dann sogar richtig gut ins Ohr und lässt erneut eine griffige Gitarren-Hookline aufblitzen. Wenn dann allerdings Martin Gore bei „Eternal“ und „Fail“ zum Mikro greift und zu schrägen Synthie-Klängen leidvoll die Töne in die Länge zieht, wird es ziemlich zäh.
Nun gut, Depeche Mode hegen auf „Spirit“ wie schon zuletzt keinerlei Hit-Absichten. Es geht den Mittfünfzigern diesmal ganz besonders um die Inhalte ihrer Songs. Fast durchgehend üben sie Kritik an Politik und Gesellschaft.
Brisante Themen wie Rechtspopulismus, ein neuer Kalter Krieg, machtgierige Politiker und die Schattenseiten der sozialen Medien bestimmen die Lyrics. Das Versagen der Menschheit wird angeklagt, insbesondere ihre Unfähigkeit zu hinterfragen und gegen den naiven Strom zu schwimmen.
„Spirit“ handelt von einer unsicheren Gegenwart und malt eine hoffnungslose Zukunft. Insofern passt das schattige Elektro-Ambiente. Aber insgeheim ertappt man sich beim Wunsch nach mehr Pop-Appeal: Ein bisschen Depeche Mode der 80er hätte der Scheibe definitiv gut getan.
Mehr Infos zur Band: www.depechemode.de
Veröffentlichung am 17.03.2017 (Columbia / Sony Music)
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