Mit dem Titel seines siebten Albums zeigt sich Craig David selbstbewusst und zuversichtlich: „The Time Is Now“, lautet dieser und stellt Erfolg in Aussicht. Doch es bleibt bei einem leeren Versprechen. Zu verbissen eifert der britische Sänger jungen Kollegen nach. Mehr...

Craig David will es noch mal wissen
© Sony Music

Mit dem Titel seines siebten Albums zeigt sich Craig David selbstbewusst und zuversichtlich: „The Time Is Now“, lautet dieser und stellt Erfolg in Aussicht. Doch es bleibt bei einem leeren Versprechen.

Seine Hits „7 Days“ und „Walking Away“ aus dem Jahr 2000 werden heute noch gerne von den Radiostationen gespielt. Doch nach einem fulminanten Karrierestart konnte Craig David im Anschluss nicht mehr an seine ersten Chartserfolge anknüpfen. Zumindest international ließ das Interesse an seiner markant phrasierenden R'n'B-Stimme und seinen clubtauglichen Pop-Tracks schnell nach.

Das bunte Allerlei aus den Charts

Hierzulande schaffte es der Sänger aus Southampton immerhin mit seinen ersten drei Alben „Born To Do It“ (2000), „Sicker Than Your Average“ (2002) und „The Story Goes“ (2005) in die Top 20. Spätere Veröffentlichungen funktionierten nur noch in seiner Heimat. Dort gelang ihm 2016 nach gut sechsjähriger Schaffenspause mit dem Longplayer „Follow My Intuition“ eine neue Nummer-1-Platzierung inklusive etlicher Single-Hits.

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Mit dem jüngst veröffentlichten Anschlusswerk „The Time Is Now“ scheint Craig wieder über die Grenzen seiner Heimat hinaus Aufmerksamkeit erregen zu wollen. Dafür hat er sich nicht nur mehr oder weniger bekannte Gäste wie Bastille, JP Cooper, Goldlink und AJ Tracey, sondern auch insgesamt acht verschiedene Produzenten ins Studio geholt. Der inzwischen 36-Jährige versucht darauf, möglichst viele musikalischen Geschmäcker zu bedienen. Ideen schöpft er dabei aus den Charts der vergangenen Monate.

Und ewig lockt die „Señorita“

Man nehme etwas Reggaeton und Latin Pop („Going On“, „Brand New“), ein wenig House, Dance und Trap („Focus“, „I Know You“) sowie eine Prise R'n'B und Hip-Hop mit reichlich Auto-Tune („For The Gram“, „Get Involved“): Fertig ist ein austauschbares Allerlei, das leider keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Das liegt nicht einmal an der kommerziellen Ausrichtung der Scheibe. Das Konzept „Hits am laufenden Band“ kann durchaus Spaß machen. Doch dem Songmaterial auf „The Time Is Now“ fehlt es schlichtweg an Originalität und zündenden Einfällen.

Wenn Craig David eine „Señorita“ zu sonnigen Beats besingt, wünscht man sich beinahe den so betitelten Sommerhit von Kay One und Pietro Lombardi zurück. „Magic“, eine elektronisch scheppernde Liebeserklärung an die Angebetete, klingt dagegen wie ein aussortierter Song von Justin Bieber.

Noch einmal Teenie-Star sein

David sehnt sich offensichtlich danach, noch mal Teenie-Star zu sein: Er singt zielgruppengerecht über heiße Flirts mit hübschen Mädels, über teure Autos und seine Leidenschaft für Instagram. Gleichzeitig schleichen sich hier und da einige angestaubte 90er-Sounds ein („Love Me Like It's Yesterday“, „Reload“). Fallen diese etwa schon in die Kategorie „Retro“ und sind deshalb wieder angesagt?

Möglich... und dennoch wird man das Gefühl nicht los, als versuche Craig hechelnd seinen jungen Kollegen hinterherzujagen. Das wirkt weder sonderlich authentisch noch erwachsen, dafür aber schrecklich verbissen.

Die ganze Mühe war zudem umsonst: Nicht ein Song auf „The Time Is Now“ hat das Zeug dazu, dem Briten zum großen Comeback zu verhelfen. Auf nationaler Ebene erfreut sich Craig David aber wie gehabt einer großen Fangemeinde. Die Vorab-Singles „Heartline“ und „I Know You“ schlugen sich bereits wacker in den UK-Charts (Platz 24 / Platz 10). Es ist davon auszugehen, dass sich auch das Album entsprechend gut in Großbritannien verkaufen wird.

Mehr Infos zum Künstler: www.craigdavid.com

Veröffentlichung: 26.01.2018 (Sony Music)

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  • Rezension zu: Craig David: The Time is Now
  • Redaktionswertung:

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