Die US-Band Gossip ist schon seit längerer Zeit Geschichte, auch wenn sie ihre offizielle Trennung erst im vergangenen Jahr bekannt gab. Frontfrau Beth Ditto will jetzt im Alleingang die Charts zurückerobern. Ihr erstes Soloalbum „Fake Sugar“ hält durchaus neue Hits dafür bereit. Mehr...

Beth Ditto: Wie gut groovt ihr Solodebüt?
© Sony Music

Beth Ditto drückt musikalisch wieder aufs Gas: Ihr erstes Solowerk überzeugt dann am meisten, wenn die quirlige Sängerin die großen Melodien auspackt.

Die US-Band Gossip ist schon seit längerer Zeit Geschichte, auch wenn sie ihre offizielle Trennung erst im vergangenen Jahr bekannt gab. Frontfrau Beth Ditto mauserte sich unlängst zur Stilikone und tobte sich zuletzt mehr in der Modewelt als musikalisch aus. Mit ihrem Solodebüt „Fake Sugar“ soll es nun ein Comeback in den Charts geben, nachdem erste Song-Veröffentlichungen und verschiedene Kollaborationen kaum oder gar nicht vom breiten Publikum wahrgenommen wurden.

Auch die Vorab-Single „Fire“ ging jüngst unter, war aber vielleicht auch nicht die beste Wahl für einen Paukenschlag. „Fake Sugar“ hat deutlich griffigere Nummern vorzuweisen, mit denen Beth tatsächlich an alte Gossip-Erfolge wie „Heavy Cross“, „Perfect World“ und „Move In The Right Direction“ anknüpfen könnte.

Dieses Feuer brennt routiniert

Andererseits repräsentiert der eröffnende Feueralarm das Album ziemlich gut: Ditto setzt gemeinsam mit Produzentin Jennifer Decilveo (Rebecca Ferguson, Ryn Weaver) auf eine recht minimalistische Inszenierung ihrer Songideen. Kratzige Riffs werden mit hypnotisierender Wirkung wiederholt. Die Refrains beschränken sich oft auf wenige, repetitive Textzeilen und zelebrieren mit Leidenschaft Allgemeinplätze und abgenutzte Metaphern.

Amazon Unlimited Music Anzeige

Dazu locken rockige Disco-Grooves auf die Tanzfläche, die schon den Gossip-Sound ausmachten. Beths Gesang wird dabei immer wieder leicht verzerrt und mit Hall versehen, was dem Ganzen einen gewissen Retro-Charme verleiht. Das „Fire“-Konzept muss auch für „Savoir Faire“, „Oo La La“ und „Go Baby Go“ herhalten. Das sind alles keine Totalausfälle, aber recht monotone Titel, die Beth routiniert hinausplärrt.

Melodien für Millionen

Spannender wird es, wenn mehr Melodie ins Spiel kommt. Et voilà, schon stehen die Zeichen auf Hit: Mit angenehmen Motown-Flair besticht „In And Out“, während der Titeltrack „Fake Sugar“ zum originellen Square Dance mit elektronischen Beats bittet. So richtig glänzen darf Beth mit ihrer Powerröhre bei der stadiontauglichen Hymne „We Could Run“, die wie eine zeitgemäße Neuauflage des U2-Klassikers „With Or Without You“ anmutet.

Verdächtig vertraut klingen auch das explosiv-rockige „Oh My God“ und die nachdenkliche Ballade „Love In Real Life“. Von ihrer zarten, gefühlvollen Seite zeigt sich Ditto ebenso beim melancholischen „Clouds (Song For John)". Zuvor wirbelt die aus Arkansas stammende Musikerin noch einmal zum solide stampfenden „Do You Want Me To“ über den Dancefloor und wird beim großartigen Powerrock-Schmachtfetzen zur Drama-Queen.

Es gibt also genügend Gründe, um zu Dittos Fake-Zucker zu greifen. Einige Stückchen davon schmecken sicher besser als andere. Unterm Strich dürfte sie ihre Fans mit dem lang erwarteten Erstling jedoch nicht enttäuschen. Der Erfolg der Scheibe wird allerdings stark davon abhängig sein, welche Songs noch als Singles ausgesucht werden.

Mehr Infos zur Künstlerin: www.bethditto.com

Veröffentlichung: 16.06.2017 (Sony Music)

Angebote auf amazon.de

B06Y1DTSMKB06XWLBY7JB071G4SL84B004IRLQFO

  • Rezension zu: Beth Ditto: Fake Sugar
  • Redaktionswertung:

Kommentar schreiben

Senden

Weitere Albumchecks