Fast viereinhalb Jahre sind seit Anna Depenbuschs drittem Album „Sommer aus Papier“ vergangen. Doch gut Ding will bekanntlich Weile haben, vor allem wenn man wie die Musikerin alle kreativen Zügel selbst in der Hand behält. Die Mühe hat sich gelohnt. Mehr...

Das Alphabet der Anna Depenbusch
© Sony Music

Mit Anna Depenbusch fällt das ABC des Lebens besonders wortgewandt aus.

Fast viereinhalb Jahre sind seit Anna Depenbuschs drittem Album „Sommer aus Papier“ vergangen. Doch gut Ding will bekanntlich Weile haben, vor allem wenn man wie die Musikerin die wichtigsten Aufgaben im Produktionsprozess komplett allein übernimmt. Die 39-Jährige hat alle Titel auf ihrem neuen Werk „Das Alphabet der Anna Depenbusch“ selbst getextet, komponiert und auch produziert. So erreicht sie ein Höchstmaß an Authentizität.

Viele Künstler verzetteln sich bei so viel Eigenkontrolle: Die absolute Selbstverwirklichung geht oft auf Kosten des Publikums, das ausgeschlossen wird. Eigenwillige Experimente, kreative Exzesse sowie introvertierte oder kryptische Texte sind aber zum Glück nichts für Depenbusch.

Von Neuanfängen und Alltagssorgen

Als ihre große Stärke offenbart sich stattdessen einmal mehr ihr Talent als Geschichtenerzählerin. Mit viel Charme, Wortwitz und einer gesunden Portion Melancholie beleuchtet sie Episoden aus dem Leben. Dabei lässt sie eigene Erfahrungen einfließen, zeigt aber natürlich Situationen und Problem auf, denen sich wohl jeder einmal stellen muss.

Gleich in mehreren Liedern beschäftigt Anna der Wunsch nach einem Neuanfang („Fürimmersekunde“), einem Ausbruch aus der Routine und nach mehr Freiheit: Der vollgepackte Alltag bereitet Stress und Sorgen („Kopf frei“). Bleibt da überhaupt noch Zeit, um richtig zu leben? Anna will „nicht nur danebenstehen“ („Immer wenn“), Unnützes loswerden und sich vom erdrückenden Ballast befreien („Alles über Bord“). Für sie scheint es wichtig, stets in Bewegung zu bleiben, um zu sich selbst finden zu können („Stadt Land Fluss“).

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Wenn es um das altbekannte Liebesleid geht, nimmt es die Sängerin mit Humor („Alphabet“, „Frauen wie Sterne“) oder trifft ganz ohne Pathos mitten ins Herz: Das schunkeltaugliche Chanson „Schönste Melodie“ ist eine wunderschöne Liebeserklärung an eine längst verlorene Person. „Liebe kaputt“ bringt eine sterbende Beziehung mit einfachen, aber deutlichen Worten auf den Punkt.

Deutschland-Tour ab Ende März

Überhaupt versteht es Anna Depenbusch bestens, mit der deutschen Sprache umzugehen. Ihre Metaphern und Wortspiele sind zumeist simpel, aber immer treffend und nie abgedroschen. Sie verliert sich nicht in schwammigen Allgemeinplätzen und umschreibt Bekanntes auf ihre ganz eigene Weise. Aus gutem Grund wurde die Hamburgerin 2012 mit dem renommierten Fred-Jay-Preis für Textdichter ausgezeichnet.

Auch musikalisch hebt sich Depenbusch deutlich vom Deutsch-Pop-Allerlei ab, instrumentiert ihre Lieder vielseitig mit Klavier, Gitarre, Streichern, Bläsern, Mandoline, Banjo, Vibraphon und Bandoneon. Das Ergebnis lässt sich ganz bewusst in keine Schublade stecken: Mal swingt Anna lässig, mal klingt's nach klassischem Chanson und mal erinnert eine Nummer wie „Du und die Nacht“ an den radiotauglichen Folk-Pop einer Amy Macdonald. Selbst ein bombastisch-orchestrales Streicherambiente wie beim hymnischen Albumfinale mit „Wieder Winter“ glückt ihr völlig kitschfrei.

„Das Alphabet der Anna Depenbusch“ ist von A bis Z ein wirklich rundes Album geworden. Es könnte kaum eine bessere Werbung für die anstehende Tour der Ausnahmekünstlerin geben: Ab 29. März plant Anna mit Live-Terminen bis in den September hinein. Eine Übersicht aller Daten hat sie auf ihrer Website veröffentlicht.

Veröffentlichung am 17.03.2017 (Columbia / Sony Music)

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  • Rezension zu: Anna Depenbusch: Das Alphabet der Anna Depenbusch
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