Stehaufmännchen: Andreas Kümmert will nach dem Skandal beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 alten Ballast abwerfen. Der Neuanfang mit ein paar rockigen Nummer gelingt allerdings nicht vollends. Mehr...
Stehaufmännchen: Andreas Kümmert will alten Ballast abwerfen. Gelingt der Neuanfang mit ein paar rockigen Nummern?
Andreas Kümmert hat ein Problem: Seit dem von ihm verursachten Skandal beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2015 denkt man bei seinem Namen sofort an diesen Moment. Sein Sieg in der ProSieben-Castingshow „The Voice Of Germany“ im Dezember 2013 und sein solider musikalischer Output geraten da völlig zur Nebensache.
Vielleicht ärgert sich der 30-jährige Sänger aus Unterfranken daher selbst ein bisschen über seine damalige Entscheidung, sein ESC-Ticket an Ann Sophie abgetreten zu haben. Angesichts seiner Angststörung war es aber wohl die vernünftigste, die er hatte treffen können. Nur das Timing war eben sehr unglücklich: Erst nachdem Andreas die meisten Zuschaueranrufe erhalten hatte, schmiss er hin.
Der anschließende Shitstorm hat am Image genagt. Deshalb steht Kümmerts neues Album unter dem Motto Rehabilitation: Auf „Recovery Case“ setzt sich der Musiker nicht nur mit seinen Hochs und Tiefs im Rampenlicht auseinander, er liebäugelt auch mit einem musikalischen Neuanfang.
Vom Retro-Soul des Vorgängers verabschiedet er sich ganz und präsentiert sich nun lieber rockiger und energischer. Mit einer laut krachenden Nummer wie „Notorious Alien“ will er wohl trotzig sagen: Seht alle her, mir geht es wieder gut - ich bin das Selbstbewusstsein in Person und gehöre auf die Bühne!
Vielleicht wirkt das in diesem konkreten Fall mit dem wilden Gekreische und dem stark verzerrten Gesang doch ein bisschen zu gezwungen. Die Richtung stimmt aber durchaus, wie das kratzige „One Day“ und die gemäßigte Rockballade „Silver And Gold“ beweisen. Das erinnert sehr an Bands wie 3 Doors Down und Matchbox Twenty. Kümmerts soulige Röhre kommt hier richtig gut zur Geltung, darf dabei ihre gefühlvolle und ihre raue Seite zeigen.
Angenehm bluesig wird es bei „Ego Song“, während der Opener „Train To Nowhere“ zunächst ruhig-akustisch startet und dann an Fahrt und Gitarrenwucht gewinnt. Die neu gefundene Power geht Andreas leider verloren, wenn er sich wieder seiner Melancholie hingibt: Mit „Beside You“, „I Love You“, „Reflection“, „Lonesome But Free“ und „Desperate Moves“ reicht er eine geballte Dosis an Balladen.
Diese sind weit davon entfernt, beliebig zu klingen, bremsen den Neustart nach dem folgenschweren Skandal aber doch zu sehr aus. Vielleicht hätte einfach noch ein bisschen mehr Gras über die Sache wachsen müssen.
Die hitchecker.de Redaktion denkt leider immer noch an das perplexe Gesicht von Moderatorin Barbara Schöneberger, als Kümmert das ESC-Handtuch geworfen hat. Wie ergeht es euch? Schreibt uns eure Meinung als Kommentar auf diesen Artikel oder auf Facebook!
Mehr Infos zum Künstler: www.andreas-kuemmert.de
Veröffentlichung am 23.09.2016 (Universal Music)
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