Der große Funktionsumfang von Audials One 2019 liest sich in der Theorie bestens: So verspricht die Software unter anderem eine Aufnahmemöglichkeit für Musik- und Video-Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer, Netflix und Amazon Video. In der Praxis funktionierte das im hitchecker.de Test leider nicht ohne Probleme. Mehr...
Mit der Windows-Anwendung Audials One 2019 lassen sich Musik- und Video-Streams mitschneiden. Die Aufnahmeergebnisse fielen im hitchecker.de Test leider oft fehlerhaft aus.
Musik-Fans, die in den 1980ern groß geworden sind, verharrten damals durchaus Stunden vor dem Radio. Der Grund: Sie warteten sehnsüchtig auf ihre Lieblingssongs, um diese mit einem Kassettenrekorder aufzeichnen zu können. Und wehe der Moderator hat dann reingequatscht!
Diese Zeiten sind zum Glück überstanden. Heute findet man nahezu jeden Song im Netz. Musik-Streaming-Anbieter verfügen über riesige Titelarchive, die kaum Wünsche offen lassen. Außer vielleicht einen: Anwender suchen häufig nach einer Möglichkeit, Streaming-Signale aufzuzeichnen und als MP3-Dateien abzuspeichern.
Die Software Audials One 2019 verspricht nicht nur in Sachen Musik eine Aufnahmefunktion, sondern auch für Video-Streaming jeglicher Art. Der große Funktionsumfang der Windows-Anwendung klingt in der Theorie super. In der Praxis kam es bei unserem Test jedoch immer wieder zu unschönen Fehlern und Problemen.
Zunächst einmal gelungen sind die im Programm integrierten Übersichten und Suchmöglichkeiten nach frei verfügbaren Internetradios und Podcasts. Diese können direkt innerhalb Audials One angehört und auf Wunsch in Echtzeit aufgezeichnet werden. Oder es wird eine Wunschliste mit Songs erstellt, die bei einem Radioeinsatz automatisch aufgenommen und abgespeichert werden.
Audials One berücksichtigt bei der Suche auch diverse Musik-Portale im Netz und bezieht die Streaming-Signale prioritär von dort. Aufzeichnungen aus dem Radio erweisen sich oftmals als unvollständig oder sie wurden wie schon in den guten alten Zeiten durch Kommentare des Moderators ruiniert.
Daher empfiehlt sich das Mitschneiden von Streaming-Signalen via Spotify, Deezer, Amazon Music, Apple Music, Tidal, Soundcloud, YouTube Music und Co. Audials One unterstützt hier alle gängigen Anbieter, übrigens auch die kostenlosen Dienste dieser: Werbeeinblendungen werden automatisch erkannt und nicht aufgezeichnet.
Im Zusammenspiel mit einigen Apps der Streaming-Plattformen ermöglicht die Software eine Hochgeschwindigkeitsaufzeichnung. Das Streaming-Signal wird dabei schneller abgespielt, was viel Zeit spart. Die mitgeschnittene Musik läuft dann aber natürlich wieder in normaler Geschwindigkeit. Praktisch: Audials One benennt die Titel eines Albums komplett im Alleingang, indem es sich alle nötigen Informationen dafür direkt aus dem Netz zieht.
So weit, so gut... gäbe es da nicht einen störenden Bug, der immer wieder auftritt: Oft fehlen nach der Aufnahme zu Beginn eines Titels einige wenige Sekunden. Der Fehler passiert nicht etwa nur bei Songs mit besonders leisem Intro, sondern scheinbar willkürlich oder möglicherweise abhängig vom Streaming-Signal. Startet man einen neuen Aufnahmeversuch, klappt es mit etwas Glück doch noch. Manchmal braucht es aber tatsächlich drei, vier Anläufe, bis ein Songmitschnitt wirklich komplett ist.
Auch wenn fehlerhafte Aufnahmen wieder entfernt werden sollen, benötigt der Anwender zuweilen Geduld. Audials One reagiert hier sehr träge und führt den Lösch-Befehl meist erst nach mehrfachem Klicken aus. Die richtig schwerwiegenden Performance-Probleme offenbart das Programm aber, wenn es um das Aufzeichnen von Video-Streaming-Signalen geht.
Das Mitschneiden von Filmen und Serien bei Netflix, Amazon Video, Maxdome und anderen Streaming-Plattformen klingt zwar verlockend, klappt aber mehr schlecht als recht: Das gleichzeitige Abrufen und Aufzeichnen eines Streams brachte sogar unseren neuen, sehr leistungsstarken Rechner (Memory PC Intel PC Core i7-8700K) ins Schwitzen. Selbst bei heruntergeschraubter Videoqualität erreichte die CPU-Auslastung schwindelerregende Höhen.
Unseren bereits in die Jahre gekommenen Testrechner (AMD Phenom II X4 955 Prozessor 3,20 GHz / 16 GB RAM) zwangen wir mit Audials One gar komplett in die Knie. Bei beiden PCs kam es trotz schneller Internetverbindung regelmäßig zu Aussetzern, Rucklern und Bildstörungen des Video-Streams, was dann eben auch genau so aufgenommen wurde. Etwas stabiler schien der Aufnahmeprozess bei Internet-TV-Signalen zu laufen, wobei auch hier die hohe CPU-Auslastung keine weitere Tätigkeit am PC mehr zuließ.
Als Pendant zu der Radiosender-Übersicht hat Audials One im Video-Bereich eine lange Liste mit Live-TV-Sendern, darunter viele Musiksender, sowie Online-Mediatheken zusammengestellt. Die gelungene Zusammenstellung lädt zum Durchklicken und Entdecken ein. Doch die Software wirbt eben vorwiegend mit ihren Aufnahme-Optionen. Weder bei Musik- noch bei Video-Streaming-Mitschnitten funktionieren diese richtig zuverlässig.
Audials One wirkt überladen und hätte sich vielleicht besser auf die wichtigsten Grundfunktionen und Streaming-Portale konzentrieren sollen. In der jetzigen Form versucht das Programm, zu vieles unter einen Hut zu bringen und scheitert an den wichtigen Details.
Zumindest zahlende Kunden von Streaming-Diensten wie Spotify, Deezer, Netflix und Amazon Video müssen sich ohnehin keine Mühe mehr machen, Musik, Serien und Filme als legale Privatkopie mitzuschneiden. Die meisten Anbieter erlauben es inzwischen, Offline-Versionen beliebiger Titel herunterzuladen. Allerdings bleiben die nur bei bestehendem Abo verfügbar.
Für Audials One 2019 fallen entweder einmalig Kosten in Höhe von knapp 50 Euro an. Diese Festpreisversion umfasst Programmaktualisierungen bis 2020. Oder man entscheidet sich fürs Abo-Modell (3,49 Euro monatlich, alternativ: 29,90 Euro jährlich). Aktualisierungen, Support und eine Internetradiorekorder-App fürs Smartphone und Tablet sind dann dauerhaft inklusive.
Bevor nicht wesentlich an der Performance der Software geschraubt wird, ermutigt hitchecker.de lieber zum regulären Kauf von favorisierten Musik- und Video-Titeln. So unterstützt man schließlich auch die geschätzten Künstler und Kreativschaffenden dahinter. Selbst im Falle von Streaming-Abos werden Künstler bekanntlich nur ganz minimal an den Einnahmen beteiligt. Beim Mitschneiden von Streaming-Signalen gehen sie gar völlig leer aus.
Mehr Infos zur Software: www.audials.com/de/one/neuheiten-2019.html
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