Filmemacher Florian Frerichs dreht in seinem Kammerspiel "Das letzte Mahl" die Zeit zurück zum 30. Januar 1933. Damals nahm das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte seinen Anfang. Was auf sie zukommen wird, kann die jüdische Familie Glickstein beim Abendessen nur erahnen. Mehr...

Das letzte Mahl: Hitler-Diskussionen zum Abendessen
© Andrea Hansen / Warnuts Entertainment

Das Kammerspiel "Das letzte Mahl" schafft es nicht, sein überaus wichtiges Thema packend in Szene zu setzen.

In Zeiten, in der rechte Gruppierungen wieder verstärkt Zulauf finden, ist es wichtig zu erinnern und zu ermahnen. Filmemacher Florian Frerichs dreht dafür die Zeit zurück zum 30. Januar 1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen und das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte beginnen sollte.

Das Drama "Das Letzte Mahl" begleitet die jüdischen Glicksteins bei einem Abendessen in ihrem Berliner Zuhause. Aufgrund der politischen Entwicklungen entstehen schnell heiße Diskussionen am Tisch. Familienoberhaupt Aaron (Bruno Eyron) begrüßt Hitlers Ernennung zum Reichskanzler zwar keinesfalls, verkennt aber die Brisanz der Lage. Er ist mit seinen Gedanken ganz woanders: Sein Unternehmen steht kurz vor der Pleite.

Ein Tisch, viele Meinungen

Die Ankündigung seiner Tochter Leha, nach Palästina auswandern zu wollen, bringt ihn noch mehr aus der Fassung. Im Gegensatz zu ihm hat die 19-Jährige den Ernst der Situation längst erkannt, wurde sie doch bereits von Nazis angegriffen.

Andere Familienmitglieder denken über eine Auswanderung in die USA nach, während Leahs Schwester Sarah (Sandra von Ruffin) mit dem kommunistischen Gedankengut sympathisiert. Der rebellische Teenager (Patrick Mölleken) tendiert dagegen ins andere Extrem und schwärmt von Hitlers Visionen.

Bei so vielen unterschiedlichen Meinungen und Weltansichten versucht Rabbi Benjamin Aschkenasi (Bela B.) vergebens, mit Floskeln und gutem Zureden den Frieden am Tisch zu wahren. In den Pausen zwischen den Gängen, die dem Drama als grober dramaturgischer Rahmen dienen, gehen die politischen und privaten Konfliktgespräche in kleiner Runde weiter.

Lehrfilm für die Geschichtsstunde

Leider wirken die konstruierten Dialoge durchgehend wie aus dem Schullehrbuch. Die oberflächlich gezeichneten Figuren vertreten dabei klare Standpunkte. Es gibt in "Das letzte Mahl" nur Schwarz, Weiß und eben jene naive Ignoranz, die so viele Gefahren birgt.

Frerichs bemüht den erhobenen Zeigefinger recht plakativ, vielleicht um gerade auch beim jungen Publikum keinen Zweifel an seiner wichtigen Botschaft zu lassen. Dieses dürfte sein Werk aber tendenziell nur im Zuge einer Geschichtsstunde zu sehen bekommen. Ohnehin wird die unabhängige Low-Budget-Produktion nur in wenigen ausgewählten Kinos an den Start gehen.

Potenzial als Theaterstück

Für die große Leinwand fehlt es "Das letzte Mahl" leider an wirklich packenden und emotionalen Momenten. Deutsche Stars wie Michael Degen, Charles Brauer, Sharon Brauner und Judith Hoersch übernehmen reine Stichwortgeber-Rollen. Die spannungsarmen und teilweise redundanten Diskussionen geraten schnell zur zähen Angelegenheit. Das ist schade, weil der Film seinem wichtigen Thema so nicht vollends gerecht werden kann.

Auf der Bühne könnte das von Frerichs und Stephan Warnatsch erdachte Kammerspiel deutlich besser funktionieren, weil die überspitzte Theatralik dort eher die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht. Andererseits würde es dann an anderen Reizen wie den authentischen Kulissen und Kostümen sowie dem stimmungsvollen Score der Filmfassung fehlen.

"Das letzte Mahl" startet am 30. Januar 2019 in ausgewählten deutschen Kinos.

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  • Rezension zu: Das letzte Mahl
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