"Continue", zu Deutsch: weitermachen. Wax hätte keinen besseren Titel für seine neue CD wählen können. Vor seinem Durchbruch mit "Rosana" war er nur bedingt erfolgreich als Musiker unterwegs, hat aber dennoch nie aufgegeben. Mehr...
Wax will kein One-Hit-Wonder sein. Doch genau dieses Schicksal könnte dem Rapper nach "Rosana" drohen. Sein neuer Silberling will es so vielen recht machen und bleibt vielleicht gerade deshalb so durchschnittlich.
Continue, zu Deutsch: weitermachen. US-Rapper Michael Jones alias Wax hätte kaum einen besseren Titel für sein neues Album wählen können. Vor seinem Durchbruch mit dem sommerlichen Ohrwurm "Rosana" war er nur bedingt erfolgreich als Musiker unterwegs, hat aber dennoch nie aufgegeben.
Bevor er sich als Solo-Künstler versuchte, fungierte der inzwischen 32-Jährige als Frontmann der Rockband MacGregor. Als vor gut zwei Jahren das bekannte Hip-Hop-Label Def Jam mit einem Plattendeal lockte, überlegte Wax nicht lange, unterzeichnete und war sich schon sicher: Jetzt klappt es endlich mit dem großen Durchbruch. Doch Fehlanzeige: Die Zusammenarbeit mit Def Jam scheiterte und blieb ein kurzes Intermezzo.
Wax fühlte sich kreativ blockiert, als er sich quasi auf Knopfdruck neue Songs aus den Fingern saugen sollte. Ein stark kommerziell ausgerichtetes Label, das wie im Falle von Rihanna Hits am laufenden Band und mindestens ein Erfolgsalbum pro Jahr erwartet, war wohl einfach nicht das richtige Zuhause für den eigenwilligen Kopf.
„Musik zu machen lässt mich glücklich sein, nicht weil mir das Geld einbringt oder es mich zu einer Art Superstar macht, sondern weil ich es einfach gerne tue“, versucht Jones die Pleite zu erklären. Immerhin konnte er in der kurzen Zeit bei Def Jam wichtige Kontakte knüpfen und für "Continue" renommierte Produzenten wie EOM, Supa Dups, King David und Greg Wells gewinnen.
So viele Soundtüftler am Mischpult sorgen für einen recht unentschlossenen, aber gerade deshalb sehr abwechslungsreichen Longplayer. Der Hauptaugenmerk liegt klar auf den spaßigen Nummern im Stil der bekannten Single... inklusive schräg gesungener Refrains, relaxtem Reggae-Einschlag, lässiger Beats und frecher Lyrics mit reichlich Unter-der-Gürtellinie-Humor.
Sei es der dubbige Titelsong, die Laster-Hymne "What's You Vice" oder das dezent funkige "Toothbrush" über die Sehnsucht nach mehr Freiraum in einer Beziehung – hier will Wax sein Publikum einfach nur gut gelaunt unterhalten. Seine gerappten Gags und Anekdoten sind mitunter recht platt und primitiv. Allerdings serviert er diese mit so viel Selbstironie und Charme, dass die bemühte Comedy-Show recht erträglich bleibt.
Da er überzeugte Feministinnen nach seinem sexistischen Video-Clip zu "Rosana" ohnehin nicht mehr als Fans gewinnen dürfte, legt Wax mit "She Used To Be Mine" noch einen drauf: In der durchgeknallten Rock'n'Roll-Nummer rechnet er mit ziemlich derben Worten mit einer Ex-Freundin ab. Das sind dann vielleicht doch zu deutliche Pornofantasien fürs Radioprogramm!
Sicher begleitet die breite Masse Wax viel lieber auf die Tanzfläche zu den stampfenden Tracks "Dreamin'" und "Outta My Mind". Von seiner rockigen Seite zeigt sich der Musiker bei "Get It In" und "Lewis And Clark", während "We Can't All Be Heroes" und "Stupefied" zwischendurch in seichten Easy-Listening-Gewässern plätschern.
Mit "Straight To Paradise", "Feels Good" und "I Ain't A Real Man" will Wax schließlich auch noch die klassische Hip-Hop-Zielgruppe bedienen – mit deftigen Beats und deutlich aggressiveren Raps. Doch Wax ist kein Jay-Z und auch kein Kanye West, selbst den Vergleich mit Eminem hält er bei Weitem nicht stand.
„Ich will niemand sein, der ein großes Ding landet und das war's dann. Dauerhaftigkeit ist wichtig“, so Jones. Letzteres hört man "Continue" ohne Frage an. Ob das insgesamt sehr durchschnittliche Songmaterial allerdings für einen langfristigen Erfolg reicht, bleibt abzuwarten.
Link: www.waxdotcom.com
Veröffentlichung am 28.06.2013 (Warner Music)
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