Auch oder gerade ohne große Plattenfirma im Hintergrund kann man ein großartiges Album veröffentlichen: Vivie Ann überzeugt auf ihrem Debüt mit melancholischem Songwriter-Pop, der nicht besser in die anstehenden Herbstzeit passen könnte. Mehr...

Vivie Ann verzaubert mit zeitlosem Songwriter-Pop
© Sandra Ludewig

Auch oder gerade ohne große Plattenfirma im Hintergrund kann man ein großartiges Album veröffentlichen: Vivie Ann überzeugt auf ihrem Debüt mit erwachsenem Songwriter-Pop.

Wahlhamburgerin Vivie Ann wollte keine Kompromisse bei einem Label eingehen. Deshalb hat sie sich ihr Debütalbum „Flowers & Tigers“ kurzerhand per Crowdfunding finanziert und es gemeinsam mit zwei befreundeten Musikern selbst produziert. Der Titel deutet es schon an: Es wird poetisch und verträumt, aber auch energisch und vor allem dynamisch.

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Die Songs wurden alle ganz bewusst mit ganzer Band gleichzeitig eingespielt. Für jedes Lied standen der Tochter eines Jazz-Pianisten und einer Chanson-Sängerin immer nur drei Vocal-Takes zur Verfügung. So präsentieren sich ihre musikalischen Geschichten über unglückliche Liebe, Freundschaft, Verzweiflung und Hoffnung als packende, authentische Momentaufnahmen.

Pop-Hymnen zwischen Melancholie und Hoffnung

Immer wieder starten Vivie Anns Kompositionen ganz sanft und leise. Dann überrascht plötzlich ein hymnischer Refrain und der Song baut sich schließlich mehr und mehr zu einem druckvoll-opulenten Finale auf („Let Her Go“, „Julia“, „Charlie Darling“).

Es pulsiert („Headlock“), der Bass zieht ganz tief runter in den Bauch und Vivie Anns wunderschöne Stimme geht direkt unter die Haut. Sie umarmt herzlich, spendet Trost, bereitet Gänsehaut und begeistert zugleich. „All Is Well“, verspricht Vivie Ann zum vermeintlichen Albumende. Ihre Zuversicht ist ansteckend, gerade nach all den sehr melancholischen und nachdenklichen Momenten zuvor („Chew It“, „Flowers And Tigers“, „No Place“).

Das schreit regelrecht nach einer Zugabe, die auch prompt in Form eines Hidden Tracks erfolgt: Erneut lebt dieser von seinen Brüchen zwischen laut und leise, zwischen reduziert und kraftvoll instrumentiert.

Ganz ohne elektronischen Schnickschnack

Mit ihren gerade mal 24 Jahren klingt Vivie Ann unglaublich erwachsen und selbstsicher. Schon auf ihrem ersten Album scheint sie ihr musikalisches Zuhause gefunden zu haben und ihre Stärken ganz genau zu kennen. Statt auf aktuelle Chartstrends aufzuspringen, hat sie mit „Flowers & Tigers“ ein organisches, zeitloses Songwriter-Album ganz nach ihren Vorstellungen umgesetzt.

„Entgegen des aktuellen Elektro-Hypes wollte ich absichtlich alles handmade echt lassen. Wir haben alte, analoge Instrumente aus den 50ern rausgekramt, auf Sofas getrommelt oder Schreibmaschinen aufgenommen“, erklärt die Newcomerin.

Ambitionen für internationale Karriere

Ganz bewusst hat sie sich zudem dafür entschieden, englischsprachige Songs zu schreiben: „Jeder sagt dir, als Deutsche kannst du kein Englisch singen. Das sehe ich nicht so: Ich kann mich damit viel besser ausdrücken und finde diese Sprache viel weicher und bildhafter. Außerdem ist Deutschland nicht die Welt“.

Eine deutliche Ansage! Tatsächlich darf und sollte Vivie Ann bei so viel Talent mit einer internationalen Karriere liebäugeln. Wer Songwriterinnen wie Tina Dico, Holly Williams und Missy Higgins mag, dem sei „Flowers & Tigers“ wärmstens ans Herz gelegt. Kurzum: Kaufbefehl für dieses Album!

Link: www.vivieann.com

Veröffentlichung am 02.09.2016 (My Oh My Records)

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  • Rezension zu: Vivie Ann: Flowers & Tigers
  • Redaktionswertung:

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