Introvertierte Songs in moderner, chartsorientierter Elektro-Pop-Verpackung: Dieses Konzept will auf dem Debüt von US-Sängerin Kelsey Byrne alias Vérité nicht aufgehen. Keiner ihrer neuen Songs hinterlässt einen bleibenden Eindruck und auch ihrer Stimme fehlt das Besondere. Mehr...

Vérité: Keine neue Elektro-Pop-Offenbarung
© Vérité / Kobalt Music Recordings

Introvertierte Songs in moderner, chartsorientierter Elektro-Pop-Verpackung: Dieses Konzept will auf dem Erstling von US-Sängerin Vérité nicht aufgehen.

Wer will der Künstler sein? Überrascht er mit einem innovativen Sound oder einer herausragenden Stimme? Was ist sein Alleinstellungsmerkmal? Was macht ihn besonders? Solch erwartungsvolle Fragen stellen sich gerade beim Debütalbum eines Newcomers. Die Antworten fallen bei „Somewhere In Between“ enttäuschend aus.

Auf dem ersten Longplayer der aus Brooklyn stammenden Singer-Songwriterin Kelsey Byrne, die sich kurz Vérité nennt, plätschern 13 unspektakuläre Elektro-Pop-Songs. Diese sind ohne Frage modern produziert, jonglieren mit synthetischen und organischen Elementen. Insgesamt bedienen sie aber allesamt eine ähnliche Stimmung. Streckenweise ist es schwer zu sagen, wo ein Track aufhört und der nächste beginnt.

Links vom Mainstream

Sie mache Musik „links vom Mainstream“, findet Byrne selbst und das trifft es durchaus ganz gut: Die Melodien sind gefällig, aber nie eingängig genug, um in Erinnerung zu bleiben. Für eine künstlerisch ambitionierte Indie-Künstlerin klingt das Material dagegen zu austauschbar und berechnend.

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Gesanglich arbeitet die Endzwanzigerin routiniert die Gefühlspalette durch: Mal plärrt sie energisch wie eine Katy Perry mit dem Hang zur Schnappatmung. In den ruhigen Momenten schnurrt sie wie eine Lily Allen. Oder ihre Stimme wird durch die Effektmaschine gejagt und vom Computer zerstückelt wie bei einer Ellie Goulding. Doch egal, was Byrne mit ihr anstellt, ihr fehlt das Markante.

Der große Widerspruch

Als junges Mädchen soll die Tochter eines Rock-Musikers einmal in einer Punk-Band gesungen haben. Kaum zu glauben, so angepasst wie sie sich auf „Somewhere In Between“ gibt. Ein Image als Rebellin scheint Vérité definitiv nicht anzustreben.

Laut eigenen Aussagen drehen sich ihre Texte um ihre Beziehung zur Welt und befassen sich mit Themen wie Apathie und Langeweile. Vielleicht liegt auch genau hier das Problem, warum sich die Songs irgendwo im Nirgendwo verlieren: Trotz kommerzieller Ambitionen hält Kelsey an introvertierten Inhalten fest, auf die das breite Publikum nicht unbedingt anspringt. Da können coole Beats und fette Bässe, die sich an aktuellen Hits aus den Charts orientieren, kaum gegensteuern.

Wo sich Kelsey Byrne denn nun als Künstlerin positionieren will, wird einfach nicht klar. Das stellt gerade bei einem Debütalbum ein immenses Problem dar. Die Sängerin dürfte es trotz erster Erfolge im Internet schwer haben, ihre Nische zwischen etablierten Kolleginnen zu finden.

Mehr Infos zur Künstlerin: www.veriteofficial.com

Veröffentlichung: 23.06.2017 (Vérité / Kobalt Music Recordings)

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  • Rezension zu: Vérité: Somewhere In Between
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