Die britische Nachwuchsband The Sherlocks könnte schon bald den akuten Mangel an Rock-Hits in den Charts ausgleichen. Ihr Debütalbum „Live The Moment“ klingt selbstbewusst und zielstrebig. Was fehlt, ist noch ein bisschen Mut zur Abwechslung. Mehr...
Die britische Nachwuchsband The Sherlocks könnte schon bald den akuten Mangel an Rock-Hits in den Charts ausgleichen.
Was, diese vier Dreikäsehochs stecken hinter dem Album?! So dürfte in etwa die erstaunte Reaktion ausfallen, wenn man „Live The Moment“ gehört hat und erst danach ein Bandfoto sieht. Das Durchschnittsalter der britischen Indie-Rocker von The Sherlocks liegt bei 21 Jahren. Optisch wirken die Jungs fast noch jünger. Deshalb überrascht es, wie selbstbewusst und zielstrebig sie auf ihrem Debüt klingen.
Schon seit ihren jungen Teenie-Jahren spielen Frontmann und Gitarrist Kiaran Crook, sein Bruder Brandon (Drums) und die Geschwister Josh (Gitarre) und Andy (Bass) Davidson zusammen. Alles begann in der Garage der Crooks, wo sich die Freunde einst für Jam-Sessions trafen. Ein Hobby nach der Schule sollte das gemeinsame Musizieren nicht lange bleiben. Die Spielfreude der Sherlocks sprang schnell aufs Publikum über.
The Sherlocks entwickelten sich innerhalb kürzester Zeit vom regionalen Newcomer-Act zum nationalen Phänomen. Noch ohne Plattenvertrag in der Tasche gab das Quartett ausverkaufte Konzerte und wurde schließlich sogar als Support für die Arena-Tour der Kings Of Leon angeheuert. Nach etlichen Singles in den letzten drei Jahren gilt es für The Sherlocks nun, mit „Live The Moment“ nachhaltiges Potenzial zu beweisen.
Für den von Gavin Monaghan (Editors) produzierten Longplayer wurden die bereits bekannten Songs noch einmal komplett neu eingespielt. Ausgestattet mit deutlich mehr Wucht als bislang verlangt gleich der explosive Opener „Will You Be There?“ nach voller Aufmerksamkeit. Kiarans charismatisches Timbre begeistert sofort und erinnert zuweilen stark an Harry McVeigh von den White Lies.
Die Nummer verspricht genau das, was „Live The Moment“ auch auf weiten Strecken im Folgenden zu bieten hat: Ein tobendes Schlagzeug, griffige Hooklines, stadiontaugliche Melodien und sphärisch verhallte Gitarrenriffs machen den mitreißenden Titelsong, das kratzige „Escapade“ und die aktuelle Single „Chasing Shadows“ zu hitverdächtigen Rock-Hymnen.
Diese wirken stets etwas überladen: Gitarren, Schlagzeug und Kiarans kräftiges Organ scheinen um Gleichberechtigung zu kämpfen. Keiner will nachgeben. Doch das macht den fetten Sound der Sherlocks auch aus. Vielleicht sind die Jungrocker einfach nur übermotiviert und versuchen, möglichst viel Energie in knapp vier Minuten zu packen.
Die radiokompatible Laufzeit der meisten Songs mag dem Wunsch der inzwischen gefundenen Plattenfirma entsprechen, hindert die Band aber auch daran, mehr Facetten von sich zu zeigen. Nach dem lässig aus dem Ärmel gerockten „Blue“ dürfen sich The Sherlocks im Falle von „Nobody Knows“ immerhin einmal über sechs Minuten mit einem Lied beschäftigen.
Da bleibt endlich Gelegenheit für mehr Detailarbeit in Form von lauten und ruhigeren Passagen, einem kurzen Gitarrensolo und rhythmischen Brüchen. Kaum ist das stimmungsvolle Outro des Titels verklungen, geht es mit „Was It Really Worth It?“, „Last Night“ und „Heart Of Gold“ zurück zum bewährten Vollgas-Konzept.
Die Sherlocks können aber auch mal gefühlvoll und soft, wenn sie denn wollen: „Turn The Clock“ fährt für den großen Pathos sogar Mundharmonika und Streicher auf. An gut gelauntem, aber sehr bravem Folkrock versuchen sich die beiden Brüder-Paare mit „Motions“. Danach zelebrieren sie das Albumfinale mit viel Melodie und Melancholie: „Candlelight“ offenbart sich als weitere Stadion-Hymne, die durchschaubar verläuft, aber ohne Frage funktioniert.
So hinterlassen The Sherlock einen ordentlichen ersten Eindruck, selbst wenn ihr zeitloses und refrainstarkes Songmaterial insgesamt ein wenig zu abwechslungsarm aufbereitet wurde. Mit „Live The Moment“ stehen die Chancen der Newcomer dennoch gut, nach dem Durchbruch in Großbritannien den Rest der Welt zu erobern. Nahezu jeder Titel des Silberlings taugt zum Hit.
Mehr Infos zur Band: www.thesherlocksmusic.co.uk
Veröffentlichung: 18.08.2017 (Infectious Music)
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