Die norwegische Country-Band The Northern Lies um Sänger Henry Johnsen und Gitarrist Håvard Stangnes meldet sich in neuer Besetzung zurück. Ihre zweite CD „White Desert Blues“ orientiert sich am seichten Folk-Rock der 70er. Mehr...
Die norwegische Country-Formation The Northern Lies um Sänger Henry Johnsen und Gitarrist Håvard Stangnes meldet sich in neuer Besetzung zurück.
Liegt das Nashville Europas jenseits des Polarkreises? Die norwegische Formation The Northern Lies aus der Stadt Tromsø setzt jedenfalls auf typisch amerikanischen Country und Folk. Dabei könnten der Dauerschnee und die vorherrschende Dunkelheit in ihrer Heimat eher zu unterkühlten Elektro-Klängen inspirieren. Doch die Band mag es lieber handgemacht und konventionell.
Viele Songs auf ihrem zweiten Album „White Desert Blues“ erinnern an den soften Rock-Sound der 70er. Die Eagles und Fleetwood Mac scheinen The Northern Lies stark beeinflusst zu haben. Immer wieder blitzen aber auch Piano-Akkorde à la Elton John auf. Die omnipräsente Steel-Gitarre drückt fast allen Titeln einen markanten Country-Stempel auf, lässt sie dadurch erst recht nicht moderner klingen.
So trieft eine Schneckentempo-Ballade wie „Love's Lonely Rover“ regelrecht vor altbackenem Nashville-Kitsch. Das routiniert groovende „No Good“ und das eröffnende Titellied zelebrieren die Liebe zur Nostalgie vielleicht ein bisschen zu sehr. Viel Pathos und Melancholie liegt in der Folk-Ballade „Fear Of Death“, die zusammen mit dem sehnsüchtigen „Too Damn Quiet“ die emotionalsten Momente des Albums beschert.
Zum fröhlichen Mitschunkeln bieten sich dagegen das melodiöse „Dagger Moon“ und das dynamisch schrammelnde „Streets Downtown“ an. Die erstgenannte Nummer wurde auch als erste Single ausgewählt. Eine gute Entscheidung, denn sie geht nicht nur gut ins Ohr, sondern punktet auch mit stimmigem Harmoniegesang im Refrain.
Nach dem Ausstieg von Sängerin Anne Nymo Trulsen hat Sänger und Gitarrist Henry Johnsen komplett die Lead-Vocals übernommen. Ida Karoline Nordgård, die The Northern Lies neu am Mikro und am Bass unterstützt, hält sich vorwiegend im Hintergrund. Das ist ein bisschen schade, da Johnsen mitunter zum Knödeln und Quäken neigt. Über die Dauer eines ganzen Longplayers erweist sich das als sehr anstrengend.
Auch harmonieren Ida und er nicht immer so gut wie bei „Dagger Moon“. Im Falle des dezent düsteren „Cold-Hearted Town“ soll es aber vermutlich mit Absicht etwas schräger zugehen. Hier wird thematisiert, wie der Schnee und die Dunkelheit in Tromsø tatsächlich aufs Gemüt schlagen kann.
Da sind Konzerte in anderen Teilen Europas eine willkommene Abwechslung. In erweiterter Besetzung, neben Ida sind auch Drummer Mikael Pederson Jacobsen und Keyboarder Erik Nilsson neu in der Band, spielen The Northern Lies im April auch live in Deutschland. Es sind u.a. Gigs in Bremen, Hamburg und Köln geplant (Alle Termine auf tonetoaster.com).
Link: www.facebook.com/thenorthernlies
Veröffentlichung am 08.04.2016 (Tonetoaster Records)
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