Die kanadische Country-Sängerin Shania Twain meldet sich nach einer gefühlten Ewigkeit zurück. 15 Jahre sind seit ihrem Hitalbum „Up!“ vergangen. Ihr neuer Longplayer „Now“ dürfte aus zahlreichen Gründen nicht an alte Erfolge anknüpfen können. Mehr...

Shania Twain wagt Comeback mit angeschlagener Stimme
© Giampaolo Sgura / Universal Music

Shania Twain ist wieder da, aber das große Comeback dürfte eine Herausforderung werden.

Country-Sängerin Shania Twain meldet sich nach einer gefühlten Ewigkeit zurück. 15 Jahre sind seit ihrem Erfolgsalbum „Up!“ vergangen. Die schlagzeilenträchtige Trennung von Ehemann und Produzent Robert John „Mutt“ Lange, der ihr einst die großen Hits auf den Leib schrieb, sowie gesundheitliche Probleme stürzten die Kanadierin in die Krise. Durch eine Borreliose wurden Twains Stimmbänder geschädigt und es war zunächst unklar, ob sie je wieder zum Mikrofon greifen würde.

Die Zweifel beseitigt nun das Comeback-Album „Now“, mit dem die nunmehr 52-Jährige einen Neuanfang wagt. Mit Unterstützung von bekannten Produzenten wie Jake Gosling (Ed Sheeran) und Matthew Koma (Carly Rae Jepsen) hat sie das Songwriting inzwischen selbst in die Hand genommen. Frei nach dem Motto: Wer braucht schon den untreuen Ex-Mann?

Neuanfang mit Handicap

Wenig überraschend drehen sich die meisten der neuen Songs um die persönlichen Kämpfe und Befreiungsschläge, die Shania in den vergangenen Jahren bewältigen musste. Dabei geht es ihr aber weniger um den Blick zurück auf das, was war, sondern ganz klar um das Hier und Jetzt: Twain will der Welt mitteilen, dass sie sich besser fühlt, ein neues Liebesglück gefunden hat und wieder Spaß haben kann. Country-Pop und Depressionen hätten vermutlich auch nicht so gut als stimmiges Konzept funktioniert.

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Doch ein großes Problem von „Now“ hat sich bereits mit der im Sommer veröffentlichten Vorab-Single „Life's About To Get Good“ offenbart: Stimmlich scheint Twain nicht zur alten Stärke zurückgefunden zu haben. Es ist nicht zu überhören, wie ihr Gesang mit zahlreichen Effekten und Auto-Tune versehen und damit stark entfremdet wurde. Das komplette Album klingt, als hätte ein Shania-Roboter die Lieder eingesungen.

Sterile Balladen mit Roboter-Gesang

Die Emotionen bleiben dabei völlig auf der Strecke. Gerade Balladen wie das dramatische „Where Do You Think You're Going“, das schunkeltaugliche „Because Of You“ und das routinierte „Soldier“ wirken schrecklich steril.

Um Twains eingeschränkte Stimmkraft zu überspielen, wurde ihr nasaler Gesang doppelt und dreifach übereinandergelegt. Immer wieder verschmilzt er mit den relativ laut abgemischten Instrumenten zu einem dröhnenden Soundbrei. Das fällt besonders bei den Titeln auf, die sich klar am kraftvollen Country-Pop des Vorgängerwerks orientieren.

„Home Now“, „More Fun“ und „We Got Something They Don't“ fehlt es aber nicht nur an stimmlicher Power, sondern auch an Hitpotenzial. Eines muss man Lange lassen: Er besitzt ein hervorragendes Gespür für Ohrwürmer. Shania sind im Alleingang vorwiegend solide Albumfüller gelungen, die mitreißende Refrains vermissen lassen.

Shania auf den Spuren der Chainsmokers

Interessanter wird es, wenn sich Eilleen Regina Edwards, wie die Musikerin mit bürgerlichem Namen heißt, neuen Genres öffnett: Ein Hauch von Reggae weht durch den sommerlichen Opener „Swingin' With My Eyes Closed“. „You Can't Buy Love“ groovt überraschend soulig und erinnert an den Song „Valerie“ in der Version von Amy Winehouse.

Deutlich inspiriert vom Chainsmokers-Hit „Don't Let Me Down“ versucht sich Shania im Falle von „Poor Me“ an modernen elektronischen Klängen. „Cheerleader“ von OMI lässt recht schön grüßen bei „Let's Kiss And Make Up“. Auch das griffige „I'm Alright“, das clever frische Beats mit bewährten Country-Klängen verbindet, verfügt durchaus über Chartspotenzial.

Doch vermutlich ist eine 15-jährige Auszeit im Musikgeschäft einfach zu lang, um ohne Weiteres an alte Erfolge anknüpfen zu können: „Life's About To Get Good“ landete gerade mal auf Platz 70 in Kanada. In den USA und hierzulande ging die Single völlig unter. Kein gutes Omen für „Now“ und ein dauerhaftes Comeback!

Mehr Infos zur Künstlerin: www.shaniatwain.com

Veröffentlichung: 29.09.2017 (Mercury / Universal Music)

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  • Rezension zu: Shania Twain: Now (Deluxe)
  • Redaktionswertung:

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