Die Zutatenliste: Tanzbare Disco-Grooves, melancholische Pop-Melodien, flirrende Gitarren und verspielte 80er-Synthies. Das Ergebnis: Ein äußerst atmosphärisches Debütalbum, mit dem Marius Lauber alias Roosevelt den Sommer chillig ausklingen lässt. Mehr...

Disco 2.0: Roosevelt groovt tiefenentspannt
© City Slang

Beim Namen Roosevelt denken wir fortan nicht mehr an die beiden US-Präsidenten, sondern an chillige Disco-Grooves aus Deutschland.

Für Wahkölner Marius Lauber spielt Musik seit jeher eine wichtige Rolle. Die Begeisterung für den Klavierunterricht während seiner Kindheit in Viersen lässt zwar schnell wieder nach. Doch als Teenager entdeckt er die E-Gitarre für sich, spielt in diversen Schulbands und später auch mal als Schlagzeuger bei Beat! Beat! Beat!. Der große Durchbruch des Rock-Quartetts bleibt aus.

Überraschungserfolg im Netz

Das gibt Marius Gelegenheit, sich neu auszuprobieren und in die Welt der elektronischen Musik einzutauchen. Als DJ legt er nur die Clubhits anderer auf. Daheim bastelt er an eigenen Tracks. Für eine offizielle Veröffentlichung sind diese zunächst nicht angedacht. Als Marius jedoch den Titel "Sea" online stellt, bringt er damit einen unerwarteten Stein ins Rollen.

Die Nummer geht viral durch die Decke. Auch Joe Goddard von der britischen Formation Hot Chip wird auf die relaxte Indie-Pop-Hymne mit dem regelrecht hypnotisierenden Disco-Groove aufmerksam. Er will Marius für das bandeigene Label.

Das überraschende Angebot beschwört Zweifel bei diesem herauf: Lauber ist sich nicht sicher, ob er als Einzelkünstler im Rampenlicht stehen kann und will. Als auch weitere Tracks, die er ins Netz stellt, auf große Resonanz und reichlich internationales Lob stoßen, gewinnt der junge Künstler aber an Zuversicht.

Ein ganz eigenes Sounduniversum

Nach inzwischen über 10 Millionen Song-Abrufen bei YouTube, Spotify und Co präsentiert der 25-Jährige nun unter dem Künstlernamen Roosevelt sein ebenso betiteltes und selbst produziertes Debütalbum. Darauf definiert er ein ganz eigenes Sounduniversum für sich: 80er-Bands wie Human League und Talk Talk sowie geschmeidige Disco-Hits der 70er mögen Laubers Inspirationsquellen gewesen sein. Sein verspielter Mix aus Elektro, Pop und Rock steht allerdings ganz für sich allein.

Vermutlich wirken die Tracks so authentisch, weil Marius Elemente aus all seinen bisherigen musikalischen Stationen einfließen lässt. Die Puzzleteile Klavier, Gitarre, Beats und Retro-Synthies ergeben ein zuweilen vielleicht etwas überladenes, aber insgesamt stimmiges Bild.

Laubers stark verhallter, fast schon gespenstischer Gesang sorgt für ein weiteres unverkennbares Roosevelt-Markenzeichen. Dieser ist stets präsent und scheint in einem dichten Nebel aus Melancholie trotzdem unnahbar.

Atmosphärisch und subtil

So bleiben selbst im Kern sehr eingängige Pop-Perlen wie "Heart", "Colours" und "Fever" subtile Ohrwürmer. Marius setzt voll und ganz auf Atmosphäre, ein Clubhit nach Schema F kommt für ihn nicht in Frage. Seine Produktionen grooven bewusst unaufdringlich, schleichen sich langsam von hinten an. Manche schaffen es erst nach einigen Albumdurchläufen aufzuspringen und sich in den Gehörgängen zu verankern. Dann aber richtig.

Ein paar zähere Momente im Disco-Fahrstuhl gibt es auch, ohne Frage. Doch selbst wenn es wie bei "Moving On" und "Hold On" mitunter seicht blubbert und plätschert, seine Originalität und seinen roten Faden verliert Roosevelt nie.

Ohnehin bietet sich sein Erstlingswerk bei aller Clubtauglichkeit genauso gut zum Chillen in der Hängematte an. Wie könnte ein Sommer besser ausklingen?

Link: www.facebook.com/iamroosevelt

Veröffentlichung am 19.08.2016 (City Slang)

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  • Rezension zu: Roosevelt: Roosevelt
  • Redaktionswertung:

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