Folk trifft auf Jazz und Soul: Das neue Album von Patricia Kelly präsentiert eine originelle Songwriterin mit dem Hang zu trägen Balladen. Doch gerade bei den Uptempo-Nummern beweist die Sängerin die größte Experimentierfreude. Mehr...
Folk trifft auf Jazz und Soul: Das neue Soloalbum von Patricia Kelly präsentiert eine originelle und authentische Songwriterin mit dem Hang zu trägen Balladen.
Musikalisch ist es schon lange ruhig geworden um die Kelly Family. In den 1990ern wurde die irische Musikerfamilie gerne belächelt. Doch der weltweite Erfolg trotzte den Kritikern: Mit über 20 Millionen Tonträger mischten die Kellys ganz oben mit. Umso erstaunlicher ist es, dass es selbst von den einzelnen Familienmitglieder selten Neues zu hören gibt. Maite Kelly versucht sich mittlerweile im deutschem Schlager, Michael „Paddy“ Kelly veröffentlichte 2015 ein Folk-Pop-Album.
Auch Patricia Kelly bewegt sich mit ihrem per Crowdfunding finanzierten und eigenproduzierten Longplayer „Grace & Kelly“ auf folkigen Songwriterpfaden. Dabei schlägt sie jedoch eine eher jazzig-soulige Richtung ein als ihr jüngerer Bruder. Letzteres liegt sicher mitunter an der Zusammenarbeit mit Musikern aus der Kölner Jazzszene, die sie für ihre vierköpfige Band angeheuert hat.
Die meisten Titel des Albums wurden komplett in einem Stück eingespielt. Die energiegeladene Nummer „I'll Get Up And Walk“ und das bluesige „Little Mama“ besitzen einen besonders starken Live-Charakter. Das Hauptaugenmerk legt die 46-jährige Sängerin jedoch auf die Balladen, die mal zerbrechlich-pianesk („I Don't Wanna Fight“), mal atmosphärisch („New Room“, „I'll Hide Under Your Coat“) und auch mal arg weihnachtlich-besinnlich („Beautiful Life“) daherkommen.
Mit „Let's Go Dancing On The Roofs“ hat Patricia sogar eine broadwayeske, wenn auch ein bisschen kitschige Hymne im Angebot. Ihr unverkennbares Kelly-Timbre wartet hier mit extra viel Pathos auf. Doch es wirkt keineswegs aufgesetzt: Man kauft Patricia die großen Gefühle zu jeder Zeit ab - egal ob sie zu zarten Gitarrenklängen bei „Little Brother“ singt oder eine Country-Folk-Nummer wie „They Cut Me Down“ schmettert.
So richtig experimentierfreudig zeigt sich die Musikerin bei den wenigen Uptempo-Nummern: Das rhythmisch verschachtelte „Don't You Speak“ groovt unberechenbar. Bei „Is This It“ könnte man meinen, eine Kate Bush würde auf eine junge, noch rebellische Heather Nova treffen.
Vielleicht hätte es noch ein paar weitere solche Überraschungen gebraucht, um „Grace & Kelly“ mehr Schwung zu verleihen. Das Überangebot an zum Teil arg gemächlichen Balladen macht das Album im Ganzen etwas zäh - trotz des grundsoliden Songwritings. Patricia Kelly überzeugt aber ohne Frage mit viel Originalität und einer Ausnahmestimme mit großem Wiedererkennungswert.
Link: www.patricia-kelly.com
Veröffentlichung am 25.03.2016 (Musicstarter - Universal Music)
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