Ein Schweizer Stimmwunder hat den Soul im Blut: Nicole Bernegger besitzt das Potenzial für eine langfristige Karriere. Das zweite Album der Sängerin schlägt eine souligere Richtung ein als das Solodebüt „The Voice“. Mehr...
Ein Schweizer Stimmwunder hat den Soul im Blut: Nicole Bernegger besitzt das Potenzial für eine langfristige Karriere - trotz Casting-Vergangenheit.
Manchmal brauchen die Schweizer etwas länger. Okay, das ist ein Klischee. Doch im Falle von Nicole Bernegger trifft es ausnahmsweise zu: Erst zwei Jahre nach ihrem Sieg in der Castingshow „The Voice Of Switzerland“ rührt die 38-Jährige auch hierzulande die Werbetrommel für ihre markante Soul-Röhre. Als Support-Act von Simply Red stellte sie in den vergangenen Wochen in den ganz großen Hallen und Arenen Deutschlands ihre Live-Qualitäten unter Beweis.
Mit im Gepäck hatte die stimmgewaltige Sängerin neue Songs aus ihrem zweiten Album „Small Town“. Dieses wurde in der Schweiz bereits im April veröffentlicht und kletterte dort bis auf Platz 5 der Charts. Der Erfolg scheint Bernegger auch ohne TV-Unterstützung durch „The Voice Of Switzerland“ treu zu bleiben. Keine Selbstverständlichkeit für eine Casting-Entdeckung!
Allerdings handelt es sich bei Nicole eben nicht um das nächste Teenie-Sternchen, sondern um eine gestandene Sängerin mit viel Vorab-Erfahrung: Mit ihrer Soul-Band The Kitchenettes ist sie seit 2003 musikalisch aktiv. Doch erst ihr Solodebüt „The Voice“ bescherte ihr 2013, angeheizt durch den Medienhype um die Sendung, den Durchbruch.
Die Pop-Scheibe mit einem Hauch von Soul erreichte auf Anhieb Goldstatus in der Schweiz. Mit „Small Town“ will sich Nicole Bernegger nun von ihrer Casting-Vergangenheit emanzipieren und passt dafür auch ihr musikalisches Konzept an. Jetzt heißt es: Soul mit einem Hauch von Pop!
Immerhin an drei der insgesamt elf Songs hat die Sängern auch selbst mitgeschrieben: Die singletaugliche Uptempo-Nummer „Release Me“, die so schön groovt wie ein Gossip-Hit, ist einer davon. Das routinierte „Never Let You Go“ und die sanfte Gitarrenballade „Homesick“ nutzt die Schweizerin, um die breite Range und die vielen Facetten ihres Organs zu demonstrieren.
Nicht nur einmal dürften sich „Ally McBeal“-Fans dabei an US-Sängerin Vonda Shepard erinnert fühlen, die für die langjährige TV-Serie soulige Hymnen beisteuerte. Nicoles aktuelle Single „Danger“ hätte Calista Flockhart in ihrer Paraderolle bestimmt auch zum Tanzen in der Unisex-Toilette gebracht. Das noch fetzigere „Small Town In A Big City“ und der poppige Opener „Before The Clock Strikes Twelve“ gehen genauso gut ins Ohr und in die Beine.
Ein Kontrastprogramm zu diesen schwungvollen Gute-Laune-Songs im Motown-Stil bieten weitere Balladen: Beim dramatischen „Why“ erklimmt Bernegger ungeahnte Höhen. Rockig und düster ist das verschleppte „Can You Hear Me“ ausgefallen, während „Just Breathe“ und „Farewell My Love“ einen jazzigen Easy-Listening-Charakter besitzen.
Der entscheidende letzte Funke mag bei den Songs mitunter noch nicht überspringen. Vielleicht liegt es an der aalglatten Produktion durch Andy Wright („Simply Red“), die Nicole darin hindert, den sicheren Pop-Pfad vollends zu verlassen. Eine runde Sache ist „Small Town“ aber auf jeden Fall... und so viel besser als die Schnellschüsse der meisten Casting-Phänomene.
Link: www.nicolebernegger.ch
Veröffentlichung am 24.04.2015 (Universal Music)
Angebote bei amazon.de:
hitchecker.de - News, Rezensionen und Gewinnspiele in Sachen Serien, Filme, Musik, Software, Technik und mehr
© Copyright 2022 by TEXT-BAUER