Neun Jahre nach ihrem letzten Album wagt die britische Sängerin Natasha Bedingfield ein Comeback mit „Roll With Me“. Einen neuen Hit sucht man auf der von Linda Perry produzierten Scheibe vergebens. Es bleibt bei angestaubtem Plätscher-Pop mit hohem Langeweile-Faktor. Mehr...

Keine neuen Hits von Natasha Bedingfield
© Alexander Straulino

Comeback-Versuch mit angezogener Handbremse: Natasha Bedingfield langweilt auf „Roll With Me“ mit angestaubtem Plätscher-Pop.

Die Ballade „Soulmate“ aus dem Jahre 2007 wird immer noch gerne in Casting-Shows gesungen. Doch ob die jüngere Generation überhaupt noch den Namen der Interpretin kennt, bleibt zu bezweifeln. Das verwundert wenig: Die großen Hits von Natasha Bedingfield liegen bereits über zehn Jahre zurück. Gleich mit ihrem Debüt „Unwritten“ gelang der Britin 2004 der Durchbruch. Mit dem Titelsong, „Single“, „These Words“ und „I Bruise Easily“ eroberte die Sängerin die internationalen Charts. Es folgten Nominierungen bei den Brit Awards und den Grammys.

Nach drei Longplayern schien der ganz große Ruhm jedoch schon wieder verflogen: „Strip Me“ erreichte 2010 nicht annähernd die Verkaufszahlen der beiden Vorgängeralben. Ein danach angekündigtes viertes Werk mit dem Titel „The Next Chapter“ wurde schließlich nie veröffentlicht. Die Wege von Bedingfield und ihrer bisherigen Plattenfirma trennten sich. Bis auf ein paar wenige Singles und Kollaborationen wurde es still um die Künstlerin, die im Dezember 2017 ihr erstes Kind zur Welt brachte.

Sound von damals funktioniert nicht mehr

Mit „Roll With Me“ soll nun das große Comeback gelingen. Das neue Songmaterial entstand in enger Zusammenarbeit mit Produzentin Linda Perry (Christina Aguilera, Pink), die Natasha direkt bei ihrem eigenen Label We Are Hear unter Vertrag genommen hat. Beim Opener „Kick It“ sticht sogleich Bedingfields unverkennbare, soulig-angeraute Stimme heraus. Musikalisch stehen die Zeichen wie früher auf unbeschwerten, positiv gestimmten Pop.

Amazon Unlimited Music Anzeige

Die dezenten Beats wollen einen zeitgemäßen Sound vortäuschen. Doch die folgenden Tracks „Roller Skate“ und „Everybody Come Together“ zeigen ganz deutlich, wie sehr die 37-jährige Sängerin noch im Jahrzehnt ihrer vergangenen Hits verwurzelt ist. Es fehlt an frischen Ideen.

Ein Hauch von Reggae und Motown

Immerhin ist die Produktion um Abwechslung bemüht, spielt mit klassischen Reggae-Elementen („King Of The World“) und Motown-Grooves („Can't Let Go“, „Real Love“). Ein Retro-Feeling will sich dennoch nicht einstellen. Dafür müssten die Songs über einen zeitlosen Charakter verfügen. Leider fallen sie mehr in die Kategorie „unaufdringliche Hintergrundberieselung“ – geschaffen für vergängliche Momente im Fahrstuhl, beim Kochen oder im Wartezimmer.

Nur zwei Titel lassen unterm Strich aufhorchen und empfehlen sich als Anspieltipps: Das simpel gestrickte, etwas naiv inszenierte „No Man I See“ geht dank des griffigen Refrains prima ins Ohr. Bei der Power-Ballade „Wishful Thinking“ verlässt Bedingfield ihre Komfortzone, löst die Handbremse und singt sich voller Inbrunst ihre Emotionen von der Seele. Ein einziger Hallo-Wach-Moment reicht aber bei weitem nicht aus, um „Roll With Me“ zu einem mitreißenden Album zu machen. Mit so viel geballter Pop-Langeweile dürfte sich Natasha Bedingfield kaum zurück in die Charts singen.

Mehr Infos zur Künstlerin: www.natashabedingfield.com

Veröffentlichung am 30.08.2019 (We Are Hear / Universal Music)

Angebote auf amazon.de

B07TQYRW3RB004W5MN90B000NJLPTSB0002LNB9Y

  • Rezension zu: Natasha Bedingfield: Roll With Me
  • Redaktionswertung:

Kommentar schreiben

Senden

Weitere Albumchecks