Doch nur ein One-Hit-Wonder? Milky Chance versuchen auf „Blossom“ das Erfolgsrezept ihres Debütalbums zu wiederholen. Das Duo aus Kassel setzt auf Folktronica-Ohrwürmer nach bewährtem Strickmuster und den schräg-markanten Gesang von Frontmann Clemens Rehbein. Mehr...
Doch nur ein One-Hit-Wonder? Milky Chance versuchen auf „Blossom“ das Erfolgsrezept ihrer ersten CD zu wiederholen.
Das junge Duo Milky Chance aus Kassel landete 2013 einen weltweiten Überraschungserfolg mit seinem Debütalbum „Sadnecessary“. Vor allem der YouTube-Hype um die Single „Stolen Dance“ bescherte Sänger Clemens Rehbein und Soundtüftler Philipp Dausch auf Anhieb große Popularität.
Mischten die damaligen Abiturienten den Erstling noch komplett im Alleingang ab, stand ihnen für „Blossom“ nun Produzent Tobias Kuhn (Monta, Miles) als Unterstützung zur Seite. Mit Universal Music zieht zudem eine große Plattenfirma im Hintergrund die Strippen, während Milky Chance „Sadnecessary“ zuvor über das eigene Label veröffentlicht hatten.
Diesmal wird also ganz bewusst der Chartskurs eingeschlagen und das bewährte musikalische Konzept quasi ausgeschlachtet: Wieder und wieder trifft eine schrammelnde Akustikgitarre auf dezente House-Beats und Synthies. Redundante Textzeilen und aufdringliche Hooklines wollen sich partout den Ohrwurm-Stempel verdienen.
Es fällt mitunter schwer, die einzelnen Titel auseinanderzuhalten. Immerhin wechselt das Tempo. Mal ist die Instrumentierung mehr elektronisch, mal mehr organisch. Beim schrägen „Bad Things“ schaut die britische Sängerin Izzy Bizu als Duettpartnerin vorbei. Ansonsten bleibt die routinierte Folktronica-Inszenierung ohne nennenswerte Überraschungen.
Großen Wiedererkennungswert besitzen Milky Chance dennoch, was an der kratzig-markanten Stimme Rehbeins liegt. Doch der Gesang dürfte auch polarisieren: Clemens plärrt penetrant aus der Kehle heraus. Das klingt auf weiten Strecken sehr schief. Die gelegentlichen Harmoniebrüche in den Songs machen das Ganze nicht unbedingt angenehmer.
Anstrengend wird es vor allem, weil es kaum Momente ohne Gesang gibt. Die durchaus spannenden Beat-Gerüste und geschmeidigen Grooves Philipps gehen da ziemlich unter. Wenn die Elektronik fast ganz oder gar komplett ausgeblendet wird („Stay“, „Piano Song“, Akustik-Versionen von „Cold Blue Rain“ und „Alive“) schmeichelt das wiederum Rehbeins leidvollem Singsang, der dann nicht ganz so unsauber und gepresst wirkt.
Vielleicht sollten Milky Chance beim nächsten Mal einfach die Elektronik beiseitelassen und ein reines Akustik-Album aufnehmen. Die unwahrscheinliche Alternative wäre eine clubtaugliche House-Scheibe mit neuem Sänger.
Mehr Infos zum Duo: www.milkychance.net
Veröffentlichung am 17.03.2017 (Vertigo Berlin / Universal Music)
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