Lange nichts gehört von Melanie C! Jetzt meldet sich das ehemalige Spice Girl mit dem Album "Version Of Me" zurück und springt damit auf die aktuelle Elektro-Pop-Welle auf. Die Beats und Synthies stehen der Sängerin allerdings weniger gut. Mehr...

Melanie C verpasst sich Elektro-Frischzellenkur
© Marlene Marino, Sony Music

Melanie C in einer sehr elektronischen Version: Das Konzept will nicht aufgehen.

Melanie Chisholms letztes Album liegt fast fünf Jahre zurück und bot nicht einmal neues Songmaterial: Auf "Stages" widmete sich das ehemalige Spice Girl seinen liebsten Musical-Songs. Ein großes Publikum fand dieser musikalischer Ausflug damals nicht.

Daher war es durchaus nachvollziehbar, dass sich die Sängerin erst mal für eine Weile aus dem Rampenlicht zurückzog. Sie setzte neue Prioritäten in ihrem Leben und konzentrierte sich auf ihre Mutterrolle. Bereits 2009 kam ihre gemeinsame Tochter mit dem Bauunternehmer Thomas Starr zur Welt, von dem sie sich 2012 trennte.

Auf ihrem neuen und nunmehr siebten Longplayer "Version Of Me" sinniert Melanie C über die Hochs und Tiefs ihrer Beziehungen, die Veränderungen in ihrem Leben und ihren Alltag als "Working Mom". Sie verrät ihre Wünsche und Hoffnungen und stellt gleich im Opener eine nachdenkliche Frage wie "Dear life, what do you hold for me?".

Persönliche Themen, austauschbarer Sound

Man könnte meinen, das klingt nach einem authentischen Songwriter-Album - vermutlich akustisch und ganz reduziert inszeniert. Doch es kommt alles ganz anders: Melanie C scheint die kommerzielle Flaute der letzten Jahre ausbügeln und partout wieder in den Charts landen zu wollen. Von den Produzenten Paul Boddy, Dele Ladimeji, Sons Of Sonix und Tom Wilding hat sie sich ihre Songideen deshalb in ein modernes Elektro-Gewand packen lassen.

Die Beats klopfen, die Synthies kratzen und die Bässe brummeln tatsächlich in jedem der neuen Titel - mal mehr mal weniger. Dazu gesellen sich die momentan so angesagten Vocoder-Spielereien: Entfremdete, hochgeschraubte Gesangs-Samples dudeln eine gespenstische Hookline im Hintergrund oder setzen quietschende Akzente.

Justin Bieber, Major Lazor und The Chainsmokers haben es vorgemacht, Mel C zieht nach und kann dabei nur verlieren: Ihre markante, zarte Stimme bemüht sich vergebens um Intimität. Die unterkühlten Klangwelten aus dem Computer ersticken jede Gefühlsregung im Keim. Besonders gemein ist das, wenn die 42-Jährige wie beim Titelsong "Version Of Me" oder später bei "Unravelling" zunächst Piano-Balladen vortäuscht. Dann übernimmt plötzlich wieder die Synthetik und die Stimmung ist dahin.

Der große Ohrwurm fehlt auf "Version Of Me"

Die elektronischen Elemente sollen Melanie C aber wohl nicht nur modern klingen lassen. Sie beweisen sich auch als Allzweck-Lösung, um einzuspringen, wenn ein Song nicht so recht zünden will: "Escalator" und "Reason For Love" bauen mit melodischen Strophen viel Ohrwurm-Spannung auf, die in den schließlich enttäuschenden Refrains schlagartig verloren geht.

Durchschaubare, aber immerhin solide Pop-Kost geht im Falle der aktuellen Single "Dear Life" und "Hold On", einem Duett mit dem britischen Songwriter Alex Francis, völlig in Ordnung. Doch auch hier hätte man ohne den ganzen Elektro-Schnickschnak sicher mehr aus den Songs rausholen können.

"Our History" überrascht mit Trip-Hop-Elementen und einem leicht rockigen Refrain. "Blame" tanzt mit düsteren, geheimnisvollen Strophen ebenfalls aus der Reihe, verliert sich aber am Ende wieder im Synthie-Bombast.

Das ernüchternde Fazit: "Version Of Me" mag sich an angesagten Chartstrends orientieren, kann aber trotzdem keinen potenziellen Comeback-Hit vorweisen.

Link: www.melaniec.net

Veröffentlichung am 17.02.2017 (Sony Music)

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  • Rezension zu: Melanie C: Version Of Me
  • Redaktionswertung:


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