Die Marketing-Experten bei den Plattenfirmen erfinden gerne neue Musikstile, um Newcomer als noch nie dagewesenen Talente zu vermarkten. Auch für die Harfenistin und Sängerin MarieMarie hat man sich etwas ausgedacht. Mehr...
ESC-Bewerberin MarieMarie hat ihr Debütalbum fertig gestellt. Harfe und extravagante Frisur können nicht von gesanglichen Defiziten ablenken.
Die Marketing-Experten bei den Plattenfirmen dieser Welt erfinden gerne mal neue Musikstile, um Newcomer als noch nie dagewesenene Talente zu vermarkten. Auch für die Harfenistin und Songwriterin Maria Scheiblhuber, die sich auf der Bühne MarieMarie nennt, hat man sich eine Wortspielerei ausgedacht: Sie mache Folktronic-Pop, heißt es im Pressetext zum Debütalbum "Dream Machine".
In anderen Worten: MarieMarie verbindet Folk-Elemente mit griffigen Pop-Melodien und elektronischen Sounds. Ihre Harfe spielt dabei eine zentrale Rolle. Zumindest nimmt das Instrument bei den Live-Auftritten der rot gelockten Musikerin eine dominante Rolle ein.
Auf CD ist die Harfe zwar durchgehend präsent, geht aber oftmals zwischen all den vielen Synthie-Klängen im Hintergrund unter. Lediglich bei den ruhigeren Stücken, die sich nicht in den Electro-Spielereien verlieren, kommt sie besser zur Geltung ("Dream Machine", "Tell Me", "Unparadised"). Wenn die Beats stampfen und die Bässe wummern, könnte man dagegen meinen, das dezente Gezupfe sei ebenfalls computergeneriert.
Neben der Harfe greift die experimentierfreudige Münchnerin auch auf Cello, Hackbrett und Blockflöten zurück. Diese Instrumente blitzen aber ebenfalls immer nur kurz inmitten des opulent produzierten Synthie-Pop-Allerleis auf. Das ist wirklich schade, denn als Absolventin des renommierten Berklee College Of Music in Boston dürfte MarieMarie diese gut beherrschen.
Doch es gibt noch einen weiteren Grund, warum ein paar mehr markante Instrumentalmomente der Scheibe gut getan hätten: Eine große Sängerin ist MarieMarie leider nicht. Gerade in Verbindung mit den ohnehin schon schrägen 80er-Retrosounds ("Candy Jar", "Under The Neon Sky") erweist sich der Gesang auf weiten Strecken als eine überaus anstrengende Angelegenheit.
Um es weniger vorsichtig zu formulieren: MarieMarie trällert ihre poetischen, englischen Texte leicht gequält mit starkem deutschen Akzent und klingt dabei wie eine kraftlose Kate Bush, die sämtliche Töne knapp verfehlt. Etwas erträglicher wird es, wenn die Elektronik zur Ruhe kommt und die dünn bestimmte Sängerin mehr säuselt und haucht wie eine Lana Del Rey ("Magnolia").
Man fragt sich: Wenn sich das alles schon so schief auf CD anhörtet, was erwartet die ARD-Zuschauer live am 10. März in Köln? Dann tritt MarieMarie neben Acts wie Unheilig und The Baseballs beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2014 mit der Uptempo-Nummer "Cotton Candy Hurricane" auf.
Echt schräg: Pumuckl-Harfenistin erzupft sich ESC-Sieg
Zu dieser BILD-Schlagzeile wird es vermutlich nicht kommen.
Link: www.mariemariemusic.com
Veröffentlichung am 07.02.2014 (Electronica / Universal Music)
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