In den 80ern und 90ern war italienischsprachige Popmusik nicht aus den deutschen Charts wegzudenken. Heute stellt sie dort eine seltene Randerscheinung dar. Marco Mengoni könnte diesen Zustand jedoch ändern. Mehr...
Die Hits für den nächsten Italien-Urlaub kommen von Marco Mengoni.
In den 80ern und 90ern war italienischsprachige Popmusik nicht aus den deutschen Charts wegzudenken. Doch schon seit vielen Jahren tummelt sich höchstens noch Eros Ramazzotti mit seinem neuesten Album in der Top 10 herum. Es besteht allerdings wieder Hoffnung auf mehr musikalische „Amore“: Marco Mengoni ist ein potenzieller Kandidat, der auch außerhalb seiner Heimat zum Superstar aufsteigen könnte.
Dort hat er in den vergangenen sieben Jahren bereits eine beachtliche Karriere hingelegt: 2009 gewann der damals 20-Jährige die Castingshow „X Factor“. 2013 folgte der nächste Meilenstein: Nach seinem Sieg beim renommierten Sanremo-Festival durfte Mengoni Italien beim Eurovision Song Contest in Malmö vertreten. Mit dem Titel „L'Essenziale“ belegte er am Ende einen guten siebten Platz.
Marcos drittes Album „Parole in Circolo“ eroberte bereits Anfang 2015 die Pole Position der italienischen Charts. Erst jetzt wird die Scheibe zumindest minimal durch die Plattenfirma auch in Deutschland beworben, nachdem in Italien und der Schweiz bereits der Nachfolger „Le Cose Che Non Ho“ erschienen ist.
Halb so schlimm: Mengoni versteht es nämlich bestens, gemeinsam mit seinen Co-Autoren zeitlose Popsongs zu schreiben. Produzent Michele Canova, der schon für Tiziano Ferro, Jovanotti und Ramazzotti tätig war, hat die zehn Ohrwürmer gefällig in Szene gesetzt. Im Grunde taugt jeder der zehn Titel auf „Parole in Circolo“ zur Single. Die CD besitzt daher einen sehr kurzweiligen Charakter. Innovatives und Experimente finden aber keinen Platz zwischen den Hits im dreieinhalbminütigen Radioformat.
Mengoni zieht stattdessen alle Klischee-Register und konzentriert sich auf die großen, melodiösen Balladen. Diese schwanken zwischen pianesk („Invincibile“), elektronisch („Se Sei Come Sei“) und rockig („Come Un attimo Fa“), punkten aber allesamt mit ganz viel Gefühl. Marcos kräftige Stimme verfügt über ein markantes Timbre und kann den soliden, aber eben auch arg routinierten Pop-Hymnen seinen Stempel aufdrücken. Bei „Guerriero“ wird es synthetischer und bei „Io Ti Aspetto“ stampfen sogar clubtaugliche Beats. Zum Glück hat man aber darauf verzichtet, Mengonis Gesang zu sehr mit Effekten oder gar mit Auto-Tune zu versehen.
„Ed È Per Questo“ wäre die beste Dance-Numer seit Langem, hätte sie die Britin Katy B nicht schon 2014 unter dem Titel „Crying For No Reason“ veröffentlicht. Offiziell wird der Song aber nicht als Coverversion, sondern als Eigenkomposition ausgegeben. Die Melodie schlägt zwar hier und da eine andere Richtung ein. Doch die Akkordabfolge, das Arrangement und die Instrumentierung von „Ed È Per Questo“ sind nahezu identisch. Und bei welchem 80er-Schmuse-Hit ist „Se Io Fossi Te“ geklaut?
Ach, ist doch egal! Der Refrain sitzt schon beim ersten Durchgang und beißt sich so hartnäckig im Gehörgang fest, dass man direkt den nächsten Toskana-Urlaub buchen will. Vielleicht muss Italo-Pop genau dieses Fernweh wecken, um endlich wieder einen verdienten Platz im deutschen Chartsgeschehen zu finden. Mit seinen eingängigen Melodien und seiner tollen Stimme hätte Marco Mengoni auf jeden Fall das Zeug dazu, den guten alten Eros Ramazzotti langfristig zu beerben.
Link: www.marcomengoni.it
Veröffentlichung am 12.02.2016 (SMI - RCA Records Label)
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